Meine erste Begegnung mit Q Acoustics fand auf der diesjährigen High End statt. Einige Wochen später hat der Concept 500, das zwei-Wege-Flaggschiff des britischen Herstellers, seinen Weg zu mir gefunden. Es gilt herauszufinden, ob der gute erste Eindruck, den diese Marke bei mir hinterlassen hat, bestehen bleibt.
Der Concept 500 ist nicht einfach nur irgendein Lautsprecher, sondern durch und durch bis in das letzte Detail durchdacht und kompromisslos umgesetzt. So vereint er das geballte Wissen verschiedener Spezialisten: Fink Audio Consulting, das Team rund um Karl-Heinz Fink, war zuständig für die Entwicklung der Lautsprecherchassis und des Gehäuses. Verantwortlich für das Design des letzteren war Kieron Dunks Team von IDA. So gelingt Q Acoustics mit Hilfe dieser Experten ein sehr attraktives Gesamtkunstwerk.
Ausgestattet mit zwei 165-Millimeter-Tiefmitteltönern und einem 28-Millimeter-Hochtöner soll der Concept 500 bei einer Übernahmefrequenz von 2,5 Kilohertz 41 bis 30.000 Hertz wiedergeben. Dabei weist er mit einer Empfindlichkeit von 90 Dezibel maximale Verzerrungen von 0,2 Prozent auf. Die Impedanz verläuft sehr gleichmäßig und beträgt nominelle 6 Ohm, bei einem Tiefpunkt von 3,7 Ohm. All diese technischen Daten klingen prinzipiell nicht schlecht, stechen aber nicht unbedingt aus der Masse heraus. Was den Lautsprecher letztendlich jedoch besonders macht, sind seine klanglichen Eigenschaften, die nicht zuletzt durch eine Menge an frischen Ideen und gründlichen Überlegungen zustande kommen.
Die ersten Innovationen finden sich in der Gehäusekonstruktion, in der sich die Technologien P2P, Dual Gelcore und der sogenannte Helmholtz-Druck-Equalizer finden. Um das Gehäuse möglichst effektiv und wirklich nur dort zu versteifen, wo es zur Unterdrückung von Resonanzen unbedingt notwendig ist, kommt die rechengestützte Punkt zu Punkt – kurz P2P – Technologie, zum Einsatz. Entgegen sonst üblichen großflächigen Versteifungen werden nur ganz gezielt kleine Versteifungen platziert. Tieffrequente Resonanzen werden hierdurch bereits sehr wirkungsvoll und vor allem gezielt eliminiert. Um die Resonanzarmut auch auf den mittleren Frequenzbereich zu erweitern, setzt Q Acoustics die Dual-Gelcore-Technologie ein. Die Gehäusewand besteht aus drei Schichten, in deren Zwischenräumen sich ein liquides Gel befindet. Perfektioniert wird das Konzept durch Helmholtz-Druck-Equalizer-Elemente, die Druckunterschiede innerhalb des Gehäuses ausgleichen sollen, wodurch eine linearere Tiefbasswiedergabe versprochen wird. Auf einen Aluminiumsockel platziert und verschraubt, steht das Grundgerüst wahlweise auf vier höhenvariablen Spikes oder abgerundeten Füßen mehr als sicher. Natürlich ist ein gutes Gehäuse noch kein Garant für ein gelungenes Gesamtkonzept, deshalb sind auch die Lautsprecherchassis selbst speziell für den Concept 500 entwickelt und produziert worden. Besonders interessant ist die Befestigung dieser im Gehäuse. Sie sind nicht wie sonst meist üblich frontal verschraubt, sondern werden rückseitig mit federgespannten Bolzen an die vordere Schallwand gezogen. Durch die Gegenspannung der Feder lösen sich die Bolzen im Laufe der Lautsprecherlebzeit nicht und auf der Front gibt es keinerlei sichtbare Schrauben.
Der Tiefmitteltöner verfügt über eine imprägnierte und beschichtete Papier-Konusmembran mit einer recht großen Schwingspule, die hohe Pegelfestigkeit und ein sehr kontrolliertes Bassfundament in Aussicht stellt. Der Hochtöner wurde auf eine möglichst breite Abstrahlung hin optimiert, um möglichst viel Räumlichkeit zu erzeugen und außerhalb der Null-Grad-Achse noch genügend Schalldruck zur Verfügung zu stellen. Sowohl der Hoch- als auch die Tiefmitteltöner zeichnen einen linearen Frequenzverlauf und stellen somit optimale Grundvoraussetzungen für die Arbeit der Frequenzweiche her. Diese Linkwitz-Riley-Frequenzweiche vierter Ordnung setzt als Kernstück auf eine, im unteren Teil des Lautsprechers montierte, Mundorf-Luftspule für minimale Verzerrungen. Ebenfalls unten, auf der Rückseite des Lautsprechers, befindet sich das vierpolige Anschlussterminal, das neben Bi-Wiring und Bi-Amping auch Verbindungsmöglichkeit für Kabelschuhe, vier-Millimeter-Bananenstecker oder Draht bietet. Darüber befindet sich die Bassreflexöffnung. Das letzte Gehäusebauteil, eine für Wartungszwecke vorgesehene Abdeckung, deren Rückseite weitere Spulen und Kondensatoren der Frequenzweiche beherbergt, ist im oberen Teil des Lautsprechers eingearbeitet. Die Abdeckung ist ebenso massiv aufgebaut wie der Rest des Gehäuses, um nicht zum Schwachpunkt der Konstruktion zu werden. Zusätzlich beherbergt sie drei Steckplätze, über die mittels einer kleinen Verbindungsbrücke der Hochton wahlweise um 0,5 Dezibel abgesenkt oder angehoben werden kann. Soviel zum technischen Hintergrund, nun aber zu meinem persönlichen Eindruck.
Noch vor allem anderen fällt mir auf: Die Concept 500 sind schwer. Verdammt schwer! Mit 42 Kilogramm bringen sie mehr auf die Waage als so mancher drei-Wege-Lautsprecher. Schon die Kartons sind viel größer als erwartet. Dies ist hauptsächlich dem recht ausladenden, wenn auch schicken Standfuß geschuldet. Die Gehäuse sind dafür, dass jeweils „nur“ zwei 165 Millimeter Tiefmitteltöner und ein Hochtöner verbaut sind, ebenfalls recht voluminös. Immer noch schlank und sehr gut platzierbar, allerdings mit leicht bulligem Charakter. Meine Testexemplare sind zweifarbig. Die Front und etwa drei Viertel der Seitenflächen sind schwarz lackiert. Der Rest ist mit einem wunderschönen dunklen Palisanderfurnier veredelt. Die weiße Ausführung hingegen wird mit heller Eiche abgerundet. Die gesamte Lackierarbeit wurde extrem gut ausgeführt, der Lack wirkt sehr tief und glänzend. Gemeinsam mit den abgerundeten Gehäusekanten, nahtlos eingefügten Chassis und dem diskusartigen Standfuß ist der Concept 500 optisch sehr gelungen. Dennoch ist mir das Furnier zugegebenermaßen, in Kombination mit den übrigen Komponenten meiner Anlage und meiner eher schlichten Farbgestaltung des Wohnraums, schon zu viel des Guten. Das ist aber weiter kein Problem, es werden auch einfarbig lackierte Varianten auf den Markt kommen, die eher meine Wahl wären, zumal der Paarpreis dann voraussichtlich 500 Euro niedriger ausfallen wird. Einzig die unsichtbar von Magneten gehaltene Frontabdeckung will nicht so recht ins Bild passen, sie wirkt eher billig und zerstört in meinen Augen das harmonische Gesamtbild. Glücklicherweise hinterlässt sie durch die verwendeten Magnethalter beim Entfernen keinerlei Spuren in Form von unschönen Plastikhaltern und gibt so den Blick frei auf die perfekt eingepassten Chassis.
Als ziemlich praktisch erweisen sich die vier kleinen, in den Alufuß einschraubbaren Standfüßchen mit abgerundeter Unterseite. Spikes machen sich auf meinem Boden nicht sonderlich gut. Die bodenfreundliche Alternative verhält sich in meinem Hörraum akustisch unproblematisch und hilft enorm beim Positionieren der Lautsprecher, da sie sich hiermit leicht verschieben lassen. Im Laufe der Zeit hat sich eine ideale Standposition für die meisten Systeme in meinem Raum herauskristallisiert, die ich als Ausgangspunkt für meinen Test nutze. Der Abstand zur Rückwand beträgt etwa 40 Zentimeter und die Lautsprecher sind nicht auf meine Hörposition eingedreht. Das entspricht zwar nicht den Empfehlungen von Q Acoustics, dennoch habe ich mit dieser Aufstellung bisher immer zufriedenstellende und vor allem aussagekräftige Ergebnisse erzielt. Ich bin gespannt, wie sich die Concept 500 in dieser Aufstellung machen. Nebenbei bemerkt, gibt es auch nicht viele andere Aufstellungsmöglichkeiten, bedingt durch die geringe Grundfläche meines Raumes. So kann ich lediglich mit dem Abstand zur Rückwand und dem Hörabstand experimentieren, während der verhältnismäßig geringe Abstand zwischen den Lautsprecher weitestgehend identisch bleibt. Der Direktvergleich zu meinen Magnat 807 hilft mir zusätzlich bei der Einschätzung meiner Testobjekte. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass Standlautsprecher in größeren Räumen noch eher zeigen, was sie können, doch sollten ihre Stärken bereits in diesem Testaufbau deutlich zu Tage treten.
Beim Anschließen an die Endstufe C 275BEE von NAD, die ich direkt mit dem Signal des Mytek Liberty Digital-Analog-Wandlers füttere, mutet das Anschlussterminal der Concept 500 zunächst etwas klobiger als gewohnt an. Jedoch lässt es sich sehr gut handhaben und auch mit offenen Drahtenden kann die Verbindung sehr schnell und unaufwendig hergestellt werden. Die Lautsprecher waren schon viel zu Testzwecken in Deutschland unterwegs, bevor sie bei mir gelandet sind, und ich gehe davon aus, dass sich alle Komponenten nach einer Menge Hörstunden ausreichend gesetzt haben. Dennoch gebe ich den Gehäusen ein paar Tage Zeit, sich auf die klimatischen Gegebenheiten in meinem Wohnraum einzustellen. Nach dieser Eingewöhnungsphase höre ich mich wie üblich erst einmal kreuz und quer durch meine Musiksammlung. Wer meine Testberichte verfolgt hat, dürfte bereits einen Hang zu Stromgitarre und Geschrei bemerkt haben. Da eines der größten Metalfestivals der Welt zum Testzeitpunkt bevorsteht, gibt es zunächst viele Stücke dieses Genres zu hören. Als erstes fällt die grandiose Homogenität der Lautsprecher auf, denn die Tiefmittel- und der Hochtöner arbeiten extrem harmonisch miteinander. Dennoch werden einige Aufnahmen aus dem Schwermetallbereich recht schnell anstrengend anzuhören, was allerdings unzulänglichen Aufnahmen zugeschrieben werden muss, die von der extremen Auflösungsfähigkeit der Fünfhunderter gnadenlos aufgedeckt werden. Extrem dichte, teilweise stark komprimierte Mischungen mit aggressiven E-Gitarren machen mir nicht so wirklich Spaß auf den Concept 500. Tatsächlich bevorzuge ich hier etwas mehr, man kann fast sagen, Einfach- und Direktheit. Der Bassbereich der Zweiwege-Konstuktionen ist wunderbar akzentuiert gezeichnet und rund. Für dieses Genre dürfte er allerdings für meinen Geschmack etwas weniger opulent sein. Eine in diese Richtung gehende Klangveränderung ist mit den beigelegten Verschlussstopfen für die Bassreflexöffnungen zu erzielen. Zwar verliert der Gesamtklang dadurch etwas von seiner Raffinesse, dennoch ist es eine willkommene Variante. Sie kann sehr schnell wieder rückgängig gemacht werden und lädt so zum Experimentieren ein. Für die wenigsten Hörer dürfte dieser Umstand interessant sein, denn in den meisten Fällen wird dieses Genre einen Randbereich des persönlichen Musikgeschmacks darstellen. Die Punkte, die hier zunächst möglicherweise einen negativen Eindruck erwecken mögen, sind im Verlauf des weiteren Hörerlebnisses – natürlich – genau das, was diese Lautsprecher auszeichnet. Ein Verschließen der Bassreflexöffnungen wird absolut uninteressant.
Speziell akustische Instrumente erhalten eine ungeahnte Rundheit und Präsenz. Das Hauptriff von Fleetwood Macs „The Chain“, vom wohl bestens bekannten Album Rumours in 96 Kilohertz bei 24 Bit, klingt ungemein nah und authentisch. Sehr selbstverständlich und freistehend im Raum löst sich die Gitarre vom Lautsprecher, obwohl sie im Mix hart links positioniert ist. Im weiteren Verlauf des Stückes eröffnet sich eine noch räumlichere Abbildung. Jedes Instrument ist dabei klar positioniert, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Die Abbildungsschärfe lässt sich durch das Anwinkeln der Lautsprecher auf die Hörposition noch verstärken. Jedoch verliert der Klang dadurch etwas an Fläche. Ich entscheide mich für die gerade Ausrichtung, da so der Hochtonbereich etwas weniger präsent ist, was bei geringerer Hörentfernung zum Lautsprecher von Vorteil ist
An dieser Stelle merkt man deutlich, dass sich für die volle Entfaltung der klanglichen Abstimmung ein entsprechend großer Hörraum positiv auswirken dürfte. Denn ganz egal wie sehr ich mit dem Wandabstand und somit einem veränderten Hörabstand oder der Absenkung des Hochtonpegels experimentiere, bleiben Sibilanten für meinen Geschmack teilweise ein wenig präsent. Ich sage bewusst teilweise, da es hauptsächlich von der Aufnahme abhängt, folglich belasse ich die Hochtonanpassung in der Neutralposition. Es wird zwar nie wirklich anstrengend oder gar störend, nur wird eben nichts geschönt. Da hilft es auch nicht, die Abdeckungen wieder anzubringen. Letztendlich ist diese Eigenschaft jedoch ein Geschmackskriterium und nicht als Schwäche zu werten. Ganz im Gegenteil ist die Präzision, die hier an den Tag gelegt wird, auf höchstem Niveau. Dennoch sollte man sich dessen beim Kauf bewusst sein. Möglicherweise erweisen sich die eigenen Lieblingsaufnahmen auf einmal als gar nicht mehr so großartig. „The Chain“ muss tatsächlich ordentlich Federn lassen. In Anbetracht des Alters der Aufnahme ist die Qualität dieses Remasters immer noch gut, die Stimmen allerdings mögen nicht mehr vollends überzeugen. Diese minimale Härte fällt auch bei einigen anderen Produktionen auf, bei denen sie mir zuvor verborgen geblieben ist, so zum Beispiel in Peter Gabriels „Secret World“ vom Album Us.
Als nächsten Song höre ich „Her Lies“ von einem meiner Lieblingsalben The Reckoning von Asaf Avidan, das mir nicht nur inhaltlich, sondern auch klanglich sehr gefällt. Die Qualität der als CD vorliegenden Aufnahme zeigt, was wirklich in Q Acoustics Vorzeigelautsprecher steckt. Der knarzende Bass, das feine Singen der Becken, die schiebende Bass-Drum, eingerahmt von verschiedenen Gitarren und darüber die außergewöhnliche Stimme von Asaf Avidan, all das klingt dermaßen natürlich, unbeschwert räumlich und akzentuiert, als wäre es speziell für die Concept 500 produziert worden. Insbesondere die Klänge der Becken möchte ich noch einmal nachdrücklich hervorheben, ihre geschmeidige Seidigkeit sucht ihresgleichen. Der leicht präsente Bassbereich verleiht dem musikalischen Geschehen Nachdruck und Gewicht. Bei akustischer Musik empfinde ich dies als sehr angenehm, geradezu fesselnd. So kann auch Oliver Nelsons „Cascades“ vom Album The Blues And The Abstract Truth, vorliegend in 96 Kilohertz und 24 Bit, von dieser Abstimmung profitieren. Wieder zeugt der Klang von hoher dynamischer Präzision und extremer Ausgewogenheit. Alle Instrumente, speziell der Kontrabass, können ihre Klangfarben voll entfalten. Ihre Verteilung im Raum ist ebenfalls eine wahre Freude.
Schlussendlich bei symphonischer Musik zeigt die Zweiwege-Konstruktion, was drei sorgfältig aufeinander abgestimmte Treiber leisten können. Die verschiedenen Orchester, in Konzerten oder bei Filmmusik, werden großzügig mit viel Tiefe bruchlos aufgefächert und einzelne Instrumentengruppen sind fein durchgezeichnet heraushörbar. Die Qualität der Aufnahme entscheidet bei diesen Lautsprechern unmittelbar über die Qualität der Wiedergabe.
STATEMENT
Mit ihrem ausgeprägten Talent für das Erschaffen von virtuellen Klangräumen und der fantastisch authentischen Abbildung von Instrumenten ist der Concept 500 die ideale Wahl für alle Hörer, die gerne akustischen Instrumenten lauschen. Seinen ausgewogenen Klang rundet er mit einem kräftigen Bassfundament ab.
Gehört mit
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Computer | Intel i7-2600K @ 3,4GHz, 16GB RAM @ 1600MHz, Windows 7 Professional SP1 (Roon, foobar2000) |
DAC | Mytek Liberty DAC |
Endstufe | NAD C 275BEE |
Lautsprecher | Magnat Quantum 807 |
Kabel | Cordial |
Herstellerangaben
Q Acoustics Concept 500
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Frequenzumfang | 41 Hz – 30 kHz |
Nennimpedanz | 6 Ω |
Mindestimpedanz | 3,7 Ω |
Empfohlene Verstärkerleistung | 25 - 200 W |
Klirrfaktor (120 Hz – 20 kHz) | 0,2 % |
Übergangsfrequenz | 2,5 kHz |
Tiefmitteltöner | 2 x 165 mm |
Hochtöner | 28 mm |
Abmessungen (B x H x T) | 400 x 1150 x 350 mm |
Gewicht | 42 kg |
Anpassung des Hochtonpegels | + oder - 0,5 dB |
Preis | 5.000 Euro |
Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
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Anschrift | Am Brambusch 22 44536 Lünen |
Telefon | +49 231 9860285 |
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