Zurück in die Zukunft oder voran in die Steinzeit? Jörg Wähdel, der Chef und Gründer von BETONart-audio macht das Beste daraus und hat sich bei seinen Lautsprechersystemen für beide Wege entschieden. Die SYNO supreme gibt es erst seit September dieses Jahres, das Basismodell SYNO ist seit zwei Jahren auf dem Markt.
In den achtziger Jahren gab es einen Werbeslogan für Beton: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Das gilt auch heute noch. Wähdel nennt den vom ihm entwickelten Werkstoff High-Performance-Gussbeton, bei dem Beton unter anderem auch Carbon beigemischt wird. Das Material hat er über lange Zeit entwickelt und die Fertigungsschritte stetig optimiert, um seinem Ziel, einer livehaftigen Musikwiedergabe, ganz nahe zu kommen. Jörg Wähdel stammt aus einer Architektenfamilie und hat ein Faible für die minimalistische Bauhaus-Architektur, was man seinen Lautsprechern und den Gerätebasen auch ansieht. Der studierte Physiker und Musikliebhaber beschäftigt sich seit den 90-er Jahren mit Lautsprechern. Beton ist für ihn das optimale Material für deren Gehäuse. Während bei Musikinstrumenten das Gehäuse durchaus schwingen darf, soll ein Lautsprechergehäuse idealerweise „tot“ sein und Resonanzen möglichst vollständig eliminieren. BETONart-audio Lautsprecher werden als Monolith in einem Stück gefertigt, um durch das hohe Gewicht und die hohe Steifigkeit die Impulsgenauigkeit zu verbessern sowie ein verfärbungsfreies Musiksignal zu reproduzieren.
Dabei besitzt ein aus diesem High-Performance Gussbeton gefertigtes Gehäuse die dreifache Dichte im Vergleich zu einem MDF-Gehäuse und ist auch deutlich schwerer. Die SYNO supreme ist ein ästhetischer und wirklich schlanker Zwei-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexunterstützung im Tieftonbereich und bringt dennoch sage und schreibe 75 Kilogramm auf die Waage. Die Fertigung ist extrem aufwändig, sowohl was handwerkliches Know How, als auch was die zeitliche Dimension betrifft. Im Makers Book, das der sicherlich stolze neue Eigentümer mit den BETONart-audio Lautsprechern überreicht bekommt, ist akribisch mit Datum eine genaue Produktionsbeschreibung dokumentiert. Mein Testexemplar wurde demnach Ende Juni dieses Jahres zur Betonschalung vorbereitet. Drei Tage später wurde es dann mit einem Anteil von 185 Gramm Schwarzpigmenten gegossen – je nach Kundenwunsch sind hier auch andere Farben möglich –, partiell mit Carbon armiert und weitere drei Tage später erfolgreich ausgeschalt. Vier Tage darauf wurde der oval-elliptische Innenausbau eingegossen und nach Mitte Juni erfolgten die Endbearbeitungsschritte am Betongehäuse und der Einbau der Bedämpfung mittels Styrol-Buthadien-Kautschuk und Basotech-Komponenten. Tags darauf wurde das Gehäuse dann hydrophobiert und für die Assemblierung der elektrischen Komponenten finalisiert. Bis dahin sind schon vier Wochen vergangen. Solange dauert es, bis der Beton komplett ausgehärtet ist. Erst danach erfolgt der Einbau der Weiche und das Zusammenführen von Chassis und Weiche sowie zuletzt die abschließende Frequenzgangmessung, die auch im Makers Book dokumentiert ist und einen sehr linearen Verlauf zeigt.
Die BETONart-audio Lautsprecher werden ausschließlich direkt angeboten. Ausgiebige Hörtests sind dabei am Firmensitz in Leimen bei Heidelberg möglich. Gegen eine Kostenpauschale von 280 Euro, die beim Kauf angerechnet wird, können Interessenten auch eine Hörprobe in den eigenen vier Wänden erleben. Entscheidet sich ein Interessent zum Kauf, dann liefert Jörg Wähdel die Lautsprecher, stellt sie optimal auf und passt die Weiche an den Hörraum an. Da insbesondere modern gestaltete Wohnräume alles andere als ideal für den High-End-Genuss konzipiert sind, hat man dies bei der Auslegung der Weiche bereits berücksichtigt. In meinem Wohnraum habe ich vor gut einem Jahr so ziemlich alles für HiFi optimiert und Jörg Wähdel war überrascht, wie perfekt bedämpft der Raum ist. Wähdel sagt, es mache keinen Sinn, Lautsprecher für den Privatgebrauch auf Studiobedingungen zu entwickeln. In Räumen mit viel Nachhall ist seine Standardeinstellung sicher ideal. Bei mir haben wir die Höheneinstellung etwas nach oben angepasst. Grundsätzlich ist bei den SYNO supreme eine Anpassung der Höhen und auch des Mittenbereichs durch steckbare Clarity Caps möglich. Die Weiche ist sehr gut zugänglich und befindet sich auf der rückwärtigen Unterseite im Fußbereich des Gehäuses und ist dennoch räumlich völlig getrennt vom Hauptgehäuse. Zudem ist die freiverdrahtete puristische Sechs-Dezibel-Weiche schwingungsarm auf Buchenholz platziert und wird wie die Gerätefüße unter der Verwendung des Spezialgummis Sorbothane gelagert. Vor jedem Chassis werden nur jeweils eine Spule respektive ein Kondensator vorgeschaltet. Für die SYNO supreme kommen nur die hochwertigsten Mundorf-Komponenten wie die Supreme Silber-Gold Kondensatoren und CFC-Kupferfolien-Spulen sowie die bereits erwähnten Clarity Caps zum Einsatz, um die höchstmögliche Phasentreue und Phasenkohärenz zu erreichen.
Die Innenverkabelung erfolgt mit SUPRA RONDO während die bei HiFi-Liebhabern bestens beleumdeten WBT Nextgen als Bi-Wiring Terminals für den optimalen Signaltransport zur Verfügung stehen. Jörg Wähdel verspricht sich hier eine verbesserte Räumlichkeit und eine transparentere Wiedergabe feinster Nuancen. Bei der Auswahl der Chassis hat er sich bei diesem Modell für Wavecor-Komponenten entschieden. Für die Hochtonwiedergabe kommt hier ein 30-Millimeter-Kalottenhochtöner mit Gewebemembran und Waveguide zum Einsatz, der ab einer Frequenz von 1840 Hertz angekoppelt wird.
Die Trennfrequenz muss möglichst tief liegen, um ein perfektes Abstrahlverhalten nach D´Appolito zu erhalten. Um dies realisieren zu können, muss der Hochtöner eine tiefe Resonanzfrequenz und eine möglichst große Membranfläche besitzen. Der 30-Millimeter-Wavecor-Hochtöner mit seiner von Dr. Müller entwickelten Seiden-Kalotte soll alle diese Eigenschaften vereinen, sehr fein bis weit über 20 Kilohertz auflösen und bedingt durch eine extrem tiefe Resonanzfrequenz von 420 Hertz ein einzigartiges Klirrverhalten auch bei hohen Pegeln aufweisen. Die Konstruktion des Hochtöners mit Waveguide soll die Phasenlage und die Ankopplung der Tief-/Mitteltöner in puncto Abstrahlverhalten verbessern.
Unterhalb der Trennfrequenz arbeiten zwei Tief-Mitteltöner aus einer Sonderserie von Wavecor, die in einer D’Appolito Anordnung symmetrisch ober- und unterhalb des Hochtöners platziert sind. Der Anrieb erfolgt dabei parallel, um Phasenverschiebungen und Interferenzen zu minimieren und die räumliche Abbildung weiter zu verbessern. Die 15-Zentimeter-Tief-/Mitteltöner mit Glasfaser/Papier-Membranen und Aluminiumgusskorb sollen wegen des Phaseplugs im Abstrahlverhalten perfekt mit dem Hochtöner harmonieren. Sie ermöglichen eine schmale Schallwand von nur 17,5 Zentimeter, was für eine räumliche, vom Lautsprecher gelöste Wiedergabe optimal sein soll. Zudem sind sie mit der Balance-Drive-Technologie ausgerüstet. Das bedeutet, dass durch eine spezielle Formgebung des Polkerns das Magnetfeld weit über den Luftspalt hinaus in beide Richtungen symmetrisch bleibt. Damit lassen sich Verzerrungen auch bei größeren Membranhüben verhindern.
Auf meine Frage, warum er die von ihm eingesetzten Chassis nicht selbst entwickelt oder zumindest modifiziert, stellt mir Jörg Wähdel eine Gegenfrage: Wenn Sie die Aufgabe hätten, ein Formel 1 Auto zu bauen und könnten den kompletten Antriebsstrang von Mercedes oder Ferrari bekommen, würden Sie dann noch ernsthaft versuchen hier bessere Komponenten zu entwickeln? Er konzentriert sich hier lieber auf das perfekte Zusammenspiel der Komponenten. Dazu hat er beim Modell SYNO supreme auch den Innenraum des Gehäuses im Vergleich zur normalen SYNO deutlich optimiert. Zur Vermeidung von Reflexionen und stehenden Wellen gestaltete er einen oval-elliptischen 3D-Innenraum mit wechselnden Wandstärken zwischen zwei bis fünf Zentimeter, die das Gehäuse zudem noch deutlich schwerer und steifer machen. Die SYNO supreme legt vor allem deshalb gegenüber dem Basismodell um satte 15 Kilogramm zu.
Trotz des relativ hohen Gewichts war es ohne fremde Hilfe mit einer Sackkarre überhaupt kein Problem, die BETONart-Audio Lautsprecher in meinem Hörraum zu bekommen. Jörg Wähdel ist ein Perfektionist durch und durch. Er sagt selbstkritisch schmunzelnd über sich, dass das wohl an seinem Sternkreiszeichen Jungfrau liege. Die Konstruktion der Verpackung ist einfach und zudem genial. Man kann sie nach vorne wegziehen, da sie hinten und unten offen ist. Das geht natürlich nur deshalb, weil eine persönliche Anlieferung erfolgt. Kurz vor den Hörtests hatte ich gerade wie mein Kollege Dirk Sommer zum Feintuning das neue AHP Klangmodul IV G in meinen Sicherungskasten einbauen lassen, was den Klang der SYNO supreme sicher weiter positiv beeinflusste.
Da ich eine Woche zuvor ein Livekonzert von Till Brönner und Dieter Ilg genießen durfte, spielte ich als erstes „Scream & Shout“ aus deren aktuellem Album Nightfall. Auffällig war die sehr offene Wiedergabe der Trompete, die der Virtuosität von Till Brönner voll gerecht wurde und das griffige Kontrabassspiel von Dieter Ilg. Aus demselben Album gibt es das Stück „The Fifth Of Beethoven“, das der SYNO supreme strahlende Trompetenklänge bis in die höchsten Lagen entlockte und auch feinste Anblasgeräusche deutlich machte. Aber auch die sehr gut durchhörbare und sonore Wiedergabe des Kontrabasses sowie eine ansatzlose Dynamik begeisterten mich.
Beim Wechsel des Genres von Jazz zu Klassik stieß ich auf Antonio Vivaldi und die Opernsängerin Cecilia Bartoli. Die Arie „Solo Quella Guancia“ aus La Verita In Cimento kannte ich gut und musste unweigerlich schmunzeln. Sollte La Verita In Cimento etwa heißen: Die Wahrheit über Zement? Tatsächlich heißt es übersetzt: Die Wahrheit auf dem Prüfstand. Die Prüfung der BETONart-audio SYNO supreme bestand sie mit einer feinziselierten Wiedergabe von Bartolis Stimme bis in höchste Gefilde jedenfalls sehr erfolgreich.
Eine weitere Frauenstimme, die ich sehr schätze, ist die von Keri Noble. Bei „Last Warning“ geht es aber vor allem um einen Test des Mitteltonbereichs. Hier gibt es ein paar kritische Passagen, die besonders Verfärbungen im genannten Bereich aufdecken. Die SYNO supreme kann gerade im Mittenbereich besonders klar punkten: Man hängt förmlich an den Lippen der Sängerin. Die Stimme ist klar ortbar und wird herrlich musikalisch wiedergegeben. Die oft zitierte Gänsehaut wird hier real.
Schwierig in der Wiedergabe ist „My old Flame“ von Phil Woods aus dem Album Birds Of A Fever. Bei mittelmäßigen Schallwandlern klingt es dann schnell nervig, vor allem bei höheren Lautstärken. Ganz anders die BETONart-audio SYNO supreme, die das strahlende Saxophon von Phil Woods klanglich geradezu zelebrierte: völlig losgelöst und dynamisch und dennoch ohne jegliche Schärfe im Hochtonbereich. Dabei waren Becken gut durchhörbar und einzelne Instrumente klar aufgeräumt und gut ortbar. Gegen Ende des Stücks gibt es eine ungemein dynamische Passage. Hier schien die SYNO supreme beinahe zu explodieren, ohne die Übersicht zu verlieren. Ich hörte mir das mehrmals mit immer höherer Lautstärke an und genoss die mächtigen Paukenschläge, die in Anbetracht der Größe der Tieftöner erstaunlich druckvoll am Ohr ankamen.
Weniger grobdynamische Eigenschaften, sondern eher viel Feingefühl ist bei Jazz at the Pawnshop gefragt. Diesen audiophilen Klassiker hat Qobuz in einer 24-Bit-88,2-Kilohertz-Version mit dem Namen Jazz at the Pawnshop 30th Anniverversary neu im Programm. Die legendäre Aufnahme des „Limehouse Blues“ erweckt die SYNO supreme auf faszinierende Weise zu neuem Leben. Selten habe ich die Passage mit dem perlenden Vibraphon so schön und prägnant ausklingen hören. Generell spielt die SYNO supreme sehr lebendig auf, die Musik atmet mit ihr und macht einfach Spaß.
Als Jörg Wähdel seine Lautsprecher bei mir zu Hause wieder abholt, hören wir zusammen noch zwei Stücke. Bei Bert Kaempferts „Bye Bye Blues“ erstaunt, mit welcher Verve diese ältere Aufnahme wiedergegeben wird, wie knochentrocken der Bass rüberkommt und kein bischen nachschwingt, während die Bläser in einer überaus stimmigen Weise erstrahlen. Jörg Wähdel macht mich noch sehr neugierig als er erwähnt, dass er die SYNO auch schon öfter zusammen mit seinem aktiven 54 Zentimeter Bass verkauft hat. Den solle ich mir doch unbedingt einmal bei ihm zu Hause anhören. Kurz vor Weihnachten habe ich nun endlich schon einen guten Vorsatz fürs neue Jahr.
Die Auswahl des letzten Musikstückes überlasse ich ihm. Er wählt Ana Brun mit „Stay“ aus dem Album Leave Me Breathless. Die Wiedergabe ihrer wunderschönen, klaren Stimme mit der SYNO supreme macht einen tatsächlich sprachlos. Aber auch wenn Ana Brun förmlich bettelt und Stay With Me haucht, muss ich mich von der SYNO supreme verabschieden, so schwer es auch fällt. Das Gesamtkonzept hat mich voll überzeugt. Die SYNO supreme ist ein ungemein ausgewogener Lautsprecher, bei dem sich kein Frequenzbereich in den Vordergrund spielt – auch wenn ich den für die Wiedergabe des musikalischen Flusses überaus wichtigen Mittenbereich als ihre größte Stärke sehe. Oftmals klingen Lautsprecher mit einem sehr linearen Frequenzgang zwar neutral, aber auch langweilig. Von Langeweile kann bei diesem BETONart-audio Lautsprecher aber keine Rede sein – ganz im Gegenteil sind Dynamik, aber auch subtile Feindynamik weitere Stärken. Zudem erwirbt der Käufer der BETONart-audio Lautsprecher echte Unikate. Im Zeitalter industrieller Massenfertigung und der Digitalisierung erlangen gerade individualisierte Manufakturobjekte eine neue Bedeutung.
STATEMENT
Bei der BETONart-audio SYNO supreme paart sich musikalischer Fluss, Spielfreude, Dynamik und funktionale Ästhetik zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, das zum genussvollen und entspannten Hören animiert.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn DAC+ mit Keces 8 Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Genesi |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste, AHP Klangmodul IV G |
Raumakustik | Sonitus Leviter Absorber, Creation Baumann Deltacoustic Vorhangstoff, Deckensegel Ova Selecta Grande, Renz VPR 1 Verbundplattenresonatoren, Basotect Schaumstoffplatten, Vogl Akustikdesignplatten mit Streulochung |
Herstellerangaben
BETONart-audio SYNO supreme
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Material | High-Performance-Gussbeton in verschiedenen Farben |
Nennbelastbarkeit | 100 Watt |
Empfindlichkeit (2,82V) | 91 dB/1Watt |
Impedanz | 4 Ohm (linearisiert – auch für Röhrenverstärker geeignet) |
Übertragungsbereich | 44–25.000 Hz (- 3 dB) |
Übergangsfrequenz | 1840 Hz |
Maße (HxBxT) | 112 x 17 x 30 cm |
Gewicht | 75 kg/Stück |
Paarpreis | 10.830 Euro (inklusive Anlieferung und Anpassung der Weiche auf die Räumlichkeiten) |
Hersteller/Vertrieb
BETONart-audio
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Anschrift | Dipl. Phys. Jörg Wähdel Steige 2 69181 Leimen |
Telefon | +49 6224 994741 |
Mobil | +49 151 42427127 |
kontakt@betonart-audio.de | |
Web | www.betonart-audio.de |