Viele Hersteller versprechen gerade dem wenig Computer-affinen Musikfreund den völlig problemlosen Genuss seiner Dateien von der Festplatte. Aber ich kenne keinen, der es dem User – der wahrscheinlich gar nicht so genannt werden will – so leicht macht wie Digitale Audio Systeme mit dem Model 4.
Roland Dietl erwog in seinem Bericht über das Topmodel von Digitale Audio Systeme – oder kurz DAS – nach der Schilderung seiner ungemein positiven ersten Höreindrücke zu Beginn der zweiten Seite, das Schreiben einzustellen, da das Wichtigste ja bereits gesagt sei. Dann entschied sich der Kollege aber doch, noch weitere siebeneinhalb Seiten voller technischer Beschreibung und Hörerfahrungen folgen zu lassen. Zumindest erstere macht mir das Leben jetzt nicht gerade leichter, denn die Ziele des DAS-Inhabers Alexej Ogorek – größtmögliche Klangqualität und ein perfektes User-Interface – sowie die Mittel, diese zu erreichen, sind bei beiden Modellen sehr ähnlich; oder anders ausgedrückt, von Roland Dietl fast schon zur Gänze beschrieben.
Das Model 4 ist, wenn man den Kopfhörer-Verstärker des Zweiers einmal herausrechnet um ein Drittel günstiger als das Topmodel. Dafür muss man auf Bedienungselemente und Anzeigen am Gerät verzichten. Außerdem gibt hier keinen AES/EBU-Digital-Ausgang. Das Model 4 bietet auch keine symmetrischen Analog-Ausgänge, denn das Signal wird hier von insgesamt acht Non-OverSampling-DACs gewandelt, während im großen DAS acht Wandler-Chips pro Kanal ein symmetrisches Signal zur Verfügung stellen, das zur Abnahme an den Cinch-Buchsen per Lundahl-Übertrager desymmetriert wird. Wenn man also ein unsymmetrisches Signal an die nachfolgende Kette weiterleiten möchte, ist der Signalweg beim Model 4 sogar noch ein wenig direkter. Bei beiden Modellen verzichtet Alexej Ogorek auf eine analoge Ausgangsstufe. Die Wahl der Wandler-Chips begründet er so: Die beim Modell 4 verwendeten acht R-2R-Ladder-DACs aus der Medizintechnik lieferten ausreichend Strom für den Stereoausgang, seien deutlich schneller, präziser und leistungsfähiger als die üblichen Audio-DAC-Chips von ESS, AKM, TI und Co. und kämen ohne digitale Filter aus.
Von der Überlegenheit der NOS-Ladder-DACs ist der DAS-Chef also völlig überzeugt, nach dem Vergleich des Model 2 mit digitalen Wiedergabeketten, bei denen oft allein schon der Wandler in der Preisklasse des Zweiers spielt, entschied er sich aber, die Wandlersektion des Model 4 noch einmal zu überarbeiten. Hier werden jetzt weiterhin Chips aus der Medizintechnik eingesetzt, deren Bezeichnungen wie zuvor sorgfältig entfernt wurden. Die neuen DACs sollen im Zusammenspiel mit weiteren Modifikationen klanglich aber einen so beträchtlichen Fortschritt gebracht haben, dass jetzt auch das Model 2 einem Update unterzogen wird, damit es noch besser klingt als zum Zeitpunkt des Tests von Roland Dietl. Es passt aber nicht zum Stil von DAS, deshalb gleich eine MK-II-Version anzukündigen. Ähnlich dezent gibt man sich Sachen Fernbedienung: Beim Model 4 wird auf der Homepage unter dem Punkt „Besonderheiten“ lediglich angemerkt „Bedienung ausschließlich über Tablet oder Mobile Phone (Apple iOS oder Android)“. Erst in einer Fußnote erfährt man, dass ein iPad der sechsten Generation mit 32 Gigabyte mit im Preis enthalten ist. Fast ebenso ungewöhnlich, wenn auch deutlich weniger kostspielig ist es, dass eine gedruckte und reichhaltig bebilderte Bedienungsanleitung ebenfalls zum Lieferumfang gehört.
Die Entscheidung für NOS-DACs, was hier nicht wie in der Röhren-Szene für „New Old Stock“ steht, mit R-2R-Ladder-Technik begründet Alexej Ogorek auf der DAS-Homepage ausführlich, denn sie dürfte vor allem bei Hifi-Fans, die auf das ewige „höher, schneller, weiter“ vertrauen, nicht unumstritten sein: Die HD-Player von DAS können zwar auch DSD64 und DSD128 wiedergeben – aber nur, weil es zuvor in ein 24-Bit-Signal mit einer Abtastrate von 176,4 umgerechnet wird. Auch bei PCM-Dateien folgt DAS nicht dem Hype um immer höhere Abtastraten. Man beschränkt sich auf 192 Kilohertz. Die konsequente Optimierung des Klangs für PCM-Dateien mit maximal dieser Abtastrate ist nicht beispiellos: Auch Ralf Koschnicke hat sich bei seinem hervorragenden Artistic Fidelity dac2xt für diesen Weg entschieden. Fragen Sie sich doch einmal, wieviele Dateien mit höheren Abtastraten oder wie viele wirklich native DSD-Files, die nie zuvor – etwa bei der Aufnahme oder Nachbearbeitung – in PCM gewandelt wurden, sich in Ihrer Sammlung befinden. Für diese vielleicht ein Dutzend Alben auch nur minimale klangliche Abstriche bei allen anderen Aufnahmen in Kauf zu nehmen, was bei den Konzepten von DAS und Artistic Fidelity unvermeidlich sein soll, wäre sicherlich krass unverhältnismäßig. Ganz besonders beim Model 4, das ja ohne das Zutun seines Benutzers völlig problemlos auch die Inhalte von DSD64- und DSD128-Dateien zu Gehör bringt. Ich jedenfalls kann mit den vermeintlichen Einschränkungen bei höchsten Sampling-Raten und nativer DSD-Wiedergabe ganz hervorragend leben, zumal ich festgestellt habe, dass selbst die meisten meiner unvermeidlichen Test-Stücke im klassischen CD-Format daherkommen: Eine gute Aufnahme inklusive gutem Mastering ist eben wichtiger als jede noch so hohe Abtastrate.
Ebenso wie das Model 2 ist auch der Vierer mechanisch sehr solide aus massiven Aluplatten aufgebaut, so dass Vibrationen weitest möglich unterbunden werden. In der unteren Etage des Gehäuses arbeitet ein Linux-Rechner, der von einem eigenen Schaltnetzteil gespeist wird, das – wie bei DAS üblich – sorgfältig geschirmt wurde. Zudem findet sich hier noch ein Ringkern-Trafo für das erste Linear-Netzteil. In der oberen Etage sind dann die beiden Zwei-Terabyte-Festplatten, die Digital-Interfaces, die Wandlerplatine und ein weiteres lineares Netzteil untergebracht. Auch hier werden die einzelnen, selbstverständlich galvanisch getrennten Funktionsgruppen zur Vermeidung von elektromagnetischen Interferenzen geschirmt.
Dass dem Model 4 ein iPad beiliegt, dürfte vorrangig Alexej Ogoreks Anspruch zu verdanken sein, dass sein HD-Player einen Großteil der Faszination der Beschäftigung mit Vinyl transportieren soll: Auf dem Pad werden – wenn in der Datei vorhanden – neben dem Cover auch die Rückseite des Albums sowie darüberhinaus etwaige Linernotes eines CD-Booklets dargestellt. Bei den meisten Download-Portalen werden zumindest diese mitgeliefert. Bei den Rückseiten der Alben ist die Versorgungslage leider weniger gut. Die ungemein benutzerfreundliche DAS-App, die auf den ersten Blick nicht sichtbar über den Browser läuft, ist bereits auf dem iPad vorinstalliert. Sie ermöglicht es auch, unabhängig von der Abtastrate der aktuellen Dateien ein Upsampling auf 176,4 oder 192 Kilohertz einzustellen oder ReplayGain, eine optimierte RMS-Normalisierung, zu wählen. Diese sorgt dafür, dass zwischen verschiedenen Alben während der Wiedergabe keine Lautstärkesprünge auftreten – vorausgesetzt, dass dem Album zuvor eine Lautheits-Information zuordnet und in den Metadaten gespeichert wurde.
Das Model 4 muss übrigens nicht in ein Lan- oder WLan-Netz eingebunden werden, um mit dem iPad zu kommunizieren. Der DAS ist als Access Point konfiguriert und wird vom iPad nach dem Einschalten sofort gefunden. Und eben deshalb gibt es diesmal auch ein Bild mit dem HD-Player und dem verbundenen Pad aus unserem Fotostudio, obwohl dort kein Netz vorhanden ist. Die Integration in meine Kette gestaltet sich dann extrem einfach: Das Model 4 wird mit dem Stromnetz und per Cinch-Kabel mit der Vorstufe verbunden. Nach dem Einschalten des Gerätes und des Pads kann es dann mit den wenigen Titeln, die DAS auf die Festplatten des HD-Players gespielt hatte, losgehen. Da ich soviel Komfort nicht gewohnt bin, habe ich Player und Pad dann auch noch einmal in mein Audio-Netzwerk eingebunden: Das geht genauso einfach. Auch, wenn das Model 4 als Access Point arbeitet, lässt sich seine Festplatte über diese WLan-Verbindung mit Musik-Dateien bestücken, was allerdings nicht sehr zügig vonstatten geht. Alexej Ogorek empfiehlt daher, die Festplatte des Model 4 über die USB-Anschlüsse zu befüllen. Ich habe meine Wunsch-Alben über das Audio-Netzwerk per WLan übertragen, was zwar nicht rasend schnell funktioniert, aber das bin von Daten-Übertragungen auf die Melcos oder die interne Festplatte des Auralic Aries G2 ja gewohnt.
Gewohnt bin ich auch die enorm weit ausgedehnte Raumdarstellung beim Le Concert Des Perfums – allerdings waren dann an der Wiedergabe der Melco N1ZH/2, die japanische Telegärtner-Switch, der Aries Femto und der Chord DAVE beteiligt und nicht allein der DAS Model 4! Nur zur Erinnerung: Allein der Preis des DAVE übertrifft den des DAS deutlich. Nun gut, es mag Zufall sein, dass das Model 4 gerade in meiner Lieblingsdisziplin mit derartigen Glanzleistungen auftrumpft. Also höre ich die vertrauten Tracks über den noch immer kalten DAS ein zweites Mal und kann erleichtert feststellen, dass Melco und Co. in Sachen Dynamik und Tiefbass-Druck doch noch ein bisschen mehr zu bieten haben. Deshalb gönne ich dem HD-Player eine viertägige, ununterbrochene Einspielphase – nicht ohne dabei immer mal wieder reinzuhören: Wenn es darum geht, die Illusion einer ungeheurer breiten und vor allem tiefen Bühne zu schaffen, ist der DAS in seinem Element. Hier leistet er mehr, als man bei einem Wandler seiner Preisklasse erwarten darf. Welche Preisklasse fragen Sie sich? Das Model 2 wird mit und ohne den symmetrisch aufgebauten Wandler angeboten, wobei der Preisunterschied hier 3.000 Euro beträgt. Dem entsprechend würde ich für den DAC des Model 4 etwa 2.000 Euro plus Gehäuse veranschlagen, also rund 2.500 Euro. Nein, in diesem Bereich kenne ich keinen Mitbewerber, der dem Wandler des Model 4 in Sachen Raum nahekommen würde. Oder sollte die so gelungene Vorstellung des Model 4 nicht allein dem DAC geschuldet sein?
Bevor ich mich dieser Frage widme, möchte ich aber noch wissen, wie es der DAS mit DSDs hält. Von Michel Godards Album Soyeusement – Live At Noirlac habe ich Files in PCM mit 192 Kilohertz und auch solche in DSD64. Übrigens: Zumindest ein Song des Albums, „A Trace Of Grace“, ist auf diesen Seiten unter Downloads kostenlos herunterzuladen – falls Sie einmal ein ähnliches Experiment machen möchten. Schon die PCM-Version lässt über das Model 4 keine Wünsche mehr offen: Tonal stimmt alles, die Musik fließt harmonisch ohne jeden Anflug von digitaler Härte, der Raum betört. Kurz: So geschmeidig habe ich eine digitale Variante dieses Stücks selten gehört. Das DSD-File wirkt noch eine Spur weicher, fließender und runder. Aber das ist zumindest für mich zu viel des Guten: Mir fehlen bei der DSD-Datei ein wenig die Ecken und Kanten, die die Musik spannend machen.
Noch einmal zurück zu der Frage, welchen Anteil der Server und welchen der interne Wandler des Model 4 an dessen hervorragenden klanglichen Leistungen hat. Da der Wandler des DAS nicht von außen angesteuert werden kann, bleibt mir nur die Möglichkeit, seine Serversektion mit dem Melco plus nachfolgendem Aries zu vergleichen. Zur D/A-Wandlung werden beide mit dem Chord DAVE verbunden, und zwar, weil das Model 4 nur über diesen einen Ausgang verfügt, über S/PDIF. Natürlich „klingen“ die gleichen Daten unterschiedlich, je nachdem ob sie vom DAS oder von Melco und Auralic Aries kommen: Melco und Aries spielen einen Hauch offener, dynamischer, klingen aber auch eine Spur heller und minimal härter. Der DAS sorgt für noch ein paar Millimeter mehr Bühnentiefe und verströmt einen Quentchen mehr Wärme. Ja, auch wenn es abgegriffen klingen mag: Ich empfinden den Klang des DAS einfach als näher am Analogen. Diese Aussage sollten Sie keinesfalls als Hinweis auf einen etwaigen Weichzeichnereffekt missverstehen: Der DAS – ganz gleich ob allein als Server oder als kompletter HD-Player – geizt keinesfalls mit Details. Und bei Van Morrisons Down The Road, meinem Paradebeispiel für einen Sound mit Härten und jeder Menge Kompression, wird’s auch mit dem Model 4 ab gehobener Zimmerlautstärke ein wenig grätzig.
STATEMENT
Das Model 4 von Digitale Audio Systeme ist bestens verarbeitet, ohne Computerkenntnisse in Betrieb zu nehmen und bietet jede Menge Bedienungskomfort. Vor allem überzeugt der HD-Player aber klanglich: Er entführt den Hörer in riesige reelle oder virtuelle Räume, mutet ihn nicht den geringsten Anflug digitaler Härte zu und umweht ihn mit warmen Klängen. Ein Genussmittel erster Güte – nicht nur für Analogfans!PS: Vielleicht sollt man bei DAS mal darüber nachdenken, den Wandler als eigenständige Komponente – oder neudeutsch: als Stand-Alone-Gerät – herauszubringen.
Gehört mit
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NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
Server | Auralic Aries G2 mit 5GB HDD |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
LAN-Switch | Telegärtner (Japan) M12 Switch Gold |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic |
Kabel | Forcelines, Goebel High End Lacorde, Audioquest Tornado und NRG-Z3 |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Clearaudio Matrix, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Digitale Audio Systeme Model 4
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Audioformate | Ogg Vorbis, FLAC, Opus, APE, WavPack, MP2, MP3, ALAC, MP4/AAC, MOD, Musepack, wave files, Dff, Dsf etc. |
Wiedergabe PCM-Formate | 16 bit bis 24 bit und alle Samplingraten von 44,1 kHz bis 192,0 kHz |
Wiedergabe DSD-Formate | DSD 64x und DSD 128x via PCM-Konvertierung auf 24bit /176,4 kHz |
Speicher | 4 TB aufrüstbar |
Frequenzgang | 1Hz (0dB) bis zur halben Samplingrate (-3dB) |
Verzerrungen | < 0,04% (THD) |
Jitter | < 3.5 Pico Sekunden |
Rauschabstand | -120dB bei 16Bit; -125dB bei 24Bit |
Flankensteilheit | 35V/mS |
Ausgänge (analog) | 1 Paar unsymmetrisch RCA, Ausgangsspannung max. 2,0 Vrms, Ausgangsimpedanz 85 Ohm |
Ausgänge (digital) | S/PDIF (Cinch) |
Eingänge (digital) | 2 x USB 2.0, 1 x Ethernet |
Gewicht | 10 kg |
Abmessungen (B/H/T) | 255/140/360 mm |
Preis | 8.000 Euro |
Hersteller
Digitale Audio Systeme
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Telefon | +43 18907030 |
office@digital-audio-systems.com | |
Web | www.digital-audio-systems.com |