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The Chord Company Signature XL

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Wie im Artikel über den Besuch bei der Chord Company bereits versprochen, folgt nun der Testbericht über die Neuauflage der legendären Signature-Reihe. Während der Entwicklung der ChordMusic-Serie gemachte Erfahrungen und Erkenntnisse inspirierten zum Signature XL. Es markiert eine neue Qualitätsstufe innerhalb der Signature-Serienhistorie.

Den Vertriebschef von DREI H, dem deutschen, in Hamburg ansässogen Vertrieb von the Chord Company – und Melco –, erkenne ich bei unserem Treffen sofort. Das Erkennungszeichen: die Tragetasche mit The-Chord-Company-Aufdruck. Praktisch. In zweierlei Hinsicht. Erstens identifiziere ich den, nebenbei bemerkt überaus sympathischen, Vertriebler in seinem Stammcafé dank der Tasche sofort als meinen Ansprechpartner und zweitens ist die Tragetasche selbst, die ursprünglich für die Becken eines Schlagzeugs vorgesehen war, wie gemacht zum Transport oder Lagern von Kabeln. So beginnt dieser Test nicht mit einem Besuch bei oder von einem Versanddienstleister, sondern mit Fachsimpelei bei einem Espresso. Eine angenehme Abwechslung zur sonst üblichen E-Mail- oder Telefonkorrespondenz.

Außerdem kündigte sich während des Testzeitraumes Besuch aus England an. So hatte ich das, Glück Martin Cobb, zuständig für die Entwicklung des internationalen Chord-Company-Vertriebsnetzes, kennenzulernen. Als Musikliebhaber und passionierter Hi-Fi-Mensch vertritt Martin das Firmenimage mehr als authentisch.

Für den Test stand mir ein Signature XL in drei Metern Länge zur Verfügung. Der Aufbau ist auf den ersten Blick denkbar einfach, bei genauerem Hinsehen jedoch kompromisslos durchdacht und aufwendig in Handarbeit konstruiert. Beide Leiter mit je 5,26 Quadratmillimetern oder 10 AWG Querschnitt sind komplett getrennt voneinander geführt, einzeln isoliert, geschirmt, gemantelt und erst dann gegeneinander verdrillt. Auf beiden Seiten werden die Einzelkabel mit Alu-Kabelklemmen in Form gehalten und zu einer Einheit verbunden. Es gibt sowohl eine zweifarbige Variante mit rotem und schwarzem Geflechtschlauch, eine einfarbige in Schwarz und auf Wunsch auch andere verfügbare Farben. Die Verarbeitung ist makellos und die Verlötung der Bananenstecker ist perfekt ausgeführt. Auf Wunsch wird statt Bananas mit Kabelschuhen terminiert.


Die Bananas sind Eigentwicklungen von Chord und hören auf den Namen ChordOhmic. Zum Schutz vor Korrosionen beschichten viele Hersteller die Kontaktflächen ihrer Stecker mit Gold, Rhodium oder anderen Materialien. Chord hat sich dafür entschieden, Silber zu verwenden, schließlich verfügt es über die höchste Leitfähigkeit aller in Frage kommenden Materialien. Zwar läuft Silber bei Raumtemperatur aufgrund einer Reaktion mit dem Schwefelanteil des Luftgemischs an, jedoch oxidiert es erst bei deutlich höheren Temperaturen. Bekannt ist dieser Vorgang von Silberbesteck oder nicht beschichtetem Silberschmuck. Zur Reinigung gibt es verschiedene Methoden, die einfachste ist das Abreiben des sich gebildeten Silbersulfids mit einem Tuch. Durch seine besondere Bauform greift der Stecker überdurchschnittlich fest in Lautsprecherterminals, was zum einen eine größere Kontaktfläche herstellt und zum anderen bereits genug Kraft ist, um eine Reinigungswirkung hervorzurufen. Somit sollte das manuelle Reinigen der ChordOhmic-Stecker entfallen. Schaden kann es jedoch nicht ,selbst nachzupolieren, schließlich möchte man sein Equipment immer bei höchster Leistungsfähigkeit einsetzen.

Eine weitere Spezialität von Chord ist der Einsatz von exklusiven Isolationsmaterialien. So findet sich in den absoluten high-end Serien ChordMusic und Sarum T sogenanntes Taylon® als Isolationsmaterial, das optimale Eigenschaften als Isolator bieten soll. Da dieses Material jedoch sehr teuer ist, bleibt es den beiden Top-Serien vorbehalten. Nichtsdestotrotz war es der Wunsch, ein erschwingliches Material zu finden, welches das im Signature Reference bisher eingesetzte PTFE qualitativ übertrifft. Im Signature XL kommt deshalb vernetztes Polyethylen (XLPE) zum Einsatz, das durch seine Vernetzung gleichzeitig widerstandsfähiger und flexibler als normales Polyethylen ist. Außerdem hat sich in Hörtests der Kabelspezialisten bei Chord eine akustische Überlegenheit herauskristallisiert.

Die Wertigkeit, die das Signature XL bei der Handhabung und später im Hörtest vermittelt, begeistert mich nachhaltig und erinnert mich daran, weshalb ich Hifi so sehr liebe. Zwar mag weniger Technik-Begeisterten der finanziell betriebene Aufwand für das Hobby nicht immer ganz adäquat erscheinen, wenn sich jedoch die eigene Leidenschaft und Hingabe auch beim Hersteller widerspiegeln, spricht dies für sich. Bei der Chord Company ist dies definitiv der Fall und so kann man sicher sein, ein bis ins kleinste Detail durchdachte und perfektionierte Produkt in Händen zu halten.


Passend zur Jahreszeit höre ich als erstes ein Album, das in letzter Zeit ohnehin viel in meiner Playlist auftaucht: Quiet Winter Night - an acoustic jazz project des norwegischen Hoff Ensembles. Aufgenommen in der für ihre gute Akustik bekannten Sofienberg Kirche in Oslo, ist das gesamte Album ein echtes Klangerlebnis. Sowohl die Musiker als auch die Aufnahmetechnik sind exzellent. Der Mitschnitt in DXD, also bei einer Samplingrate von 352,8 Kilohertz und einer Bittiefe von 24 Bit, wurde über Komponenten von Millennia und Merging Technologies mit DPA-Mikrofonen realisiert, wie man dem Booklet entnehmen kann. Perfekte Grundvoraussetzungen für ein gelungenes Mastering: So verbreitet das sehr natürlich klingende Endprodukt eine winterliche Ruhe, garniert mit einer Menge Dynamik. Das erste Stück „Dronning Fjellrose“ beginnt mit einem kurzen Intro des Bandleaders Jan Gunnar Hoff am Piano und der Sängerin Helene Bøksle, bevor auch Percussion und Bass nacheinander einsteigen. Die Klarheit und Präzision der ersten Klavieranschläge sind bereits sehr faszinierend. Die verschiedenen vom Instrument erzeugten Frequenzen klingen derartig differenziert, dass ich das aktuelle Frequenzspektrum vor dem inneren Auge geradezu sehen kann. Die Stimme fügt sich perfekt ein und klingt genauso linear, wie ich es auch von meinen Studio-Monitoren gewohnt bin. Bisher hatten die Tieftöner meiner Lautsprecher noch nicht sonderlich viel zu tun, aber ich habe bereits das Gefühl, als seien die verschiedenen Chassis meines Dreiwegelautsprechers zu einem großen Ganzen verschmolzen. Sobald Rune Arnesen an der Percussion und Arild Andersen am Bass den unteren Frequenzbereich mit Leben füllen, verstärkt sich dieser Eindruck noch. Das Ersetzen der Serien-Bi-Wiring-Kabelbrücken durch Kabelbrücken aus der Signature-Serie zahlt sich aus. Die Kabelkombination intensiviert die Eigenschaften meiner Lautsprecher, die ich an ihnen so mag und entlockt ihnen das letzte Quäntchen Detail und Räumlichkeit. Dabei tritt die Charakteristik des silberbeschichteten Edelleiters deutlich zu Tage: neutral und ausgewogen, bei herausragender Feinauflösung und Hochtonbrillanz. Letztere hält perfekt die Waage zwischen strahlend präzise und anmutig geschmeidig. Der Bassbereich ist im Gegenzug minimal zurückgenommen, dennoch kraftvoll und äußerst kontrolliert. Der Mittenbereich ist frei von Verfärbungen jedweder Art. Kurzum einfach nur Eleganz in Reinform.

Von norwegischem Jazz zu spanischen Legenden gepaart mit musikalischen Einflüssen aus aller Welt, die sich auf Ana Alcaides Album Leyenda finden lassen. Das fünfte Stück „La Mujer Muerta“ handelt beispielsweise von einer Sage rund um eine bekannte Bergformation in der Sierra de Guadarrama. Ebenfalls ein Stück ruhiger Natur, das mit wenigen Instrumenten auskommt und dessen Dreh- und Angelpunkt die eindrücklich gesungene Sage ist. Nicht nur werden Instrumente und Stimme sehr ausgewogen reproduziert, sondern erhalten eine durchdringende Präsenz, die ich bisher so nicht kannte. Überraschenderweise höre ich über weite Strecken viel lauter als gewöhnlich, denn trotz der angesprochenen Präsenz bleibt die Wiedergabe überaus entspannt und unbeschwert. Die musikalische Performance erklingt so hypnotisch wie noch nie. Von der Schärfe, die oft mit silberhaltigen Kabeln assoziiert wird, ist hier wirklich nichts zu hören. Ganz im Gegenteil, bei der Rückkehr zu einem reinen Kupferkabel vermisse ich nun die hochauflösende Komponente des Signature XL.

Doch bevor ich das Kabel wieder abgeben muss, darf nach zwei eher akustischen Exkursen ein Rock-Song nicht fehlen. Diesmal ohne übermäßig viel Geschrei und nach meinem Dafürhalten durchaus einer der massentauglicheren Songs aus meinem Repertoire. So sehr ich Schönklang und akkurate Wiedergabe schätze, so sehr liebe ich gleichermaßen deftige Gitarrenriffs und treibende Drums und nehme dafür gerne die eine oder andere unzureichende Aufnahme in Kauf. Bei der Zusammenstellung meiner Komponenten ist mir eine gewisse Allroundtauglichkeit also immer ein Anliegen. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Das Signature XL entscheidet auch diese Disziplin klar für sich. „Virgin“ vom Album Simple Math der Band Manchester Orchestra ist zwar ganz und gar kein Beispiel für eine missglückte Produktion, allerdings auch nicht das, was sich der Audiophile in seiner Liste der zehn bestklingendsten Alben vermerkt. Hier kann ich mich noch einmal von den Qualitäten des Kabels überzeugen lassen: überragende Musikalität, genau das richtige Maß an Strahlkraft des Hochtons und eine sehr impulstreue Durchzeichnung über den gesamten Frequenzbereich. Besonders der Snare-Sound fällt als sehr natürlich und plastisch, ja sogar ein bisschen bissig auf. Näher an der Realität geht wohl kaum noch. Trotz seiner Neutralität wird das Signature XL absolut nicht langweilig und ist wie ein Geschenk an für die angeschlossenen Lautsprecher.

STATEMENT

Das Signature XL entlockt einer bereits gut spielenden Kette das letzte bisschen Qualität und Wiedergaberealismus bei überragender Musikalität. Die Verarbeitungsgüte und eigenständige Kostruktion des Lautsprecherkabels spricht ebenso für sich wie der angemessene Preis. Was hier geboten wird, verdient meines Erachtens nach bereits das Attribut Perfektion, selbst wenn aus technischer Sicht das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.
Gehört mit
Computer ThinkPad 470s, Intel i5-6300U @ 2,4 GHz, 12GB DDR4-RAM @ 2400MHz, Windows 10 (Roon, foobar2000)
DAC, Vorstufe Mytek Brooklyn DAC+
Endstufe NAD C 275BEE
Kabel Sommer, Vovox, Cordial, Intona
Herstellerangaben
The Chord Company Signature XL
Leitermaterial silberbeschichtetes, hochreines, sauerstofffreies Kupfer
Isolierung XLPE
Konfiguration Verdrilltes Doppelkabel
Schirmung Einzelgeschirmte positive und negative Leiter, hochdichte Folie und 95% Abdeckung mit Metallgeflecht, durchsichtiger, äußerer PVC-Mantel
Querschnitt AWG 10, 5,26mm²
Durchmesser 2 x 8,5mm
Paarpreise 1,5 Meter: 1.095 Euro
3,0 Meter: 2.195 Euro
5,0 Meter: 3.695 Euro
Extra Mono-Meter: 375 Euro
Herstellerangaben
4er Set SIGNATURE OHMIC Kabelbrücken
Preis Kabelschuh auf Banane: 195 Euro
Kabelschuh auf Kabelschuh: 250 Euro

Vertrieb
DREI H Vertriebs GmbH
Anschrift Mika Dauphin
Stormsweg 8
22085 Hamburg
E-Mail mika.dauphin@drei-h.biz
Telefon +49 40 37507515

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