Meist wissen wir nicht, wie die Geräte im eigenen Hörraum klingen, wenn es an die Verteilung der Testobjekte geht. Beim B.audio-DAC war das anders. Deshalb fiel es mir schwer, Roland Dietl den Wandler zu überlassen. Ihn hat's gefreut, wie seine Beurteilung zeigt. Die Endstufen der französischen Puristen werde ich mir aber nicht entgehen lassen.
Der angesprochene Purismus bezieht sich vorrangig auf das Design. Beim Wandler B.dpr waren die Bedienungselemente, die beiden Drehscheiben für Eingangs- und Lautstärkewahl sowie das dezente Display, schlüssig in die Frontplatte integriert. Da wurde auf den ersten Blick sichtbar, dass sich die Brüder Cédric und Sébastien Bermann von einem Industriedesigner beraten ließen. Und dieser bleib dann auch bei der Endstufe konsequent: Da wird nur ein Schalter für den Standby-Betrieb benötigt. Also ist er das einzigen Bedienungselement auf der Front. Hinzu kommen zwei weiße LEDs – auch bei der Farbe ist man puristisch – sowie die farblich nicht hervorgehobene Gravur des Firmennamens und Logos. Auf der Oberseite der 20 Millimeter dicken Frontplatte befindet sich dann die Gerätebezeichnung und ein Symbol für den Schalter. Man könnte versucht sein, die B.amps als elsässer Beitrag zum Bauhaus-Jubiläum anzusehen. Wie auch immer, mir gefällt's.
Vor etwas mehr als einem Jahr hörte ich erstmals von B.audio. Gérard Bermann, der Vater der beiden Diplomingenieure, unterstützt seine Söhne in Sachen Marketing. Als er mir am Telefon von ihrem Erstlingswerk, dem Wandler, erzählte und den Preis nannte, lud ich beide, den Marketing-Profi und den DAC nach Gröbenzell ein, um nach einem ersten Höreindruck zu entscheiden, ob der B.dac oder B.dpr ein Thema für Hifistatement sein würden. Trotz einer nur kurzen Warmlaufphase überzeugte mich der B.audio schon nach den ersten Takten – und das änderte sich auch nach Stunden nicht. Nein, ein so beeindruckendes Debüt hätte ich von einem Newcomer wirklich nicht erwartet – und dann auch noch mit einem Wandler, bei dem sich der Entwickler sowohl in Analog- als auch in Digitaltechnik bestens auskennen muss, wenn das klangliche Ergebnis stimmen soll – vor allem, wenn man sich nicht wie so viele aus den Regalen von ESS mit Sabre-Chips bedient. Wie gesagt, das klangliche Ergebnis und auch das Preis/Leistungsverhältnis des B.audio überzeugten mich voll und ganz: Gérard Bermann hatte nicht zu viel versprochen. Aber da ich in der fraglichen Zeit einen Playback Designs MPS-8 in Arbeit hatte, nahm sich Roland Dietl des B.dpr an.
Praktisch als Ausgleich habe ich nun gleich zwei Kartons von B.audio bekommen. Gérard Bermann hatte mir zwar auch angeboten, zur Endstufe einen Wandler mit analoger Lautstärkeregelung per Relais und Widerständen – oder kurz den B.dpr – mitzuliefern. Spannender fand ich aber zwei B.amps, da sich die Stereoendstufe brücken lässt und als Mono-Block 300 Watt an acht Ohm liefert. Im zweikanaligen Betrieb sind es mindestens 120 Watt an acht Ohm. Die sollen ausreichen, auch schwierigste Lautsprecher zu treiben, da die Stromlieferfähigkeit der vier Transistorenpaare pro Kanal viermal höher sei als üblich, schreibt Cédrik Bermann, der den B.amp entwickelte. Ziel der Entwicklung sei eine feine und natürliche Wiedergabe mit einer perfekten räumlichen Darstellung gewesen. Im Prinzip sei die Endstufe ein vollsymmetrischer Monoblock, dessen beide Züge auch im Stereo-Modus verwendet werden könnten.
Die Leistungsstufen arbeiteten in Class AB. Die mit dieser Betriebsart verbundenen Übernahmeverzerrungen würden durch die IOD-Technologie – oder den „Intelligent Output Drive“ – eliminiert: Lokal eingesetzte Rückkopplungen garantierten dabei eine perfekte Immunität gegen die von den Lautsprechern generierten Gegenströme. Die einzelnen Verstärkerstufen seien ohne Kondensatoren gekoppelt. Die Eingangs- und Treiberstufen arbeiteten in reinem Class-A. Für ausreichend Energie sorgten zwei Netzteile mit je einem Ringkerntransformator mit 400 Watt. Die Leiterbahnen auf den Platinen besäßen eine Kupferdicke von 105 Mikrometer, um hohe Ströme nahezu verlustfrei leiten zu können, was besonders der Tiefton-Wiedergabe zugute kommen. Die B.audio-Komponenten würden in den Werkstätten des Unternehmens in Mutzig bei Straßburg in Handarbeit hergestellt. Die Bestückung der Elektronikplatinen sowie die Herstellung der Gehäuseteile erfolge durch lokale Partnerunternehmen. Soweit Cédrik Bermann.
Lassen Sie sich vom zurückhaltenden Erscheinungsbild des B.amp nicht täuschen: Wie ich beim Transport der beiden Verstärker aus dem Fotostudio erfahren musste, bringt einer von ihnen 20 Kilogramm auf die Waage. Im Hörraum hat eine der beiden Endstufen dann den Platz von Einstein The Poweramp eingenommen. Seitdem ich die gesamte Stromversorgung auf Audioquest-Komponenten umgestellte habe, erspare ich mir das Experimentieren mit Netzkabel. Die zusätzlichen Energiereserven des Niagara sollen sich ja in Verbindung mit den firmeneigenen, niederimpedanten „High Current“-Kabeln besonders gut nutzen lassen. Vorausgesetzt der B.amp zeigt keine negativen klanglichen Auffälligkeiten, behalte ich auch die Aufstellung bei, die sich beim Einstein bewährt hat: Der steht seit einiger Zeit auf einer SSC Big Magic Base. Die erwies gegenüber den Harmonix TU-666ZX als überlegen, und zwar in den Punkten Tieftonenergie und Raumabbildung. Ein Vergleich mit den 666Million war leider nicht möglich, da diese den Göbel Epoque Aeon Fine zu noch mehr Wohlklang verhelfen. Schon nach den ersten paar Songs steht fest, dass die B.amps keines Finetunings bedürfen.
Die Stereo-Endstufe spielt auf demselben sehr hohen Niveau wie The Poweramp. Die recht geringen klanglichen Differenzen liegen im Geschmacksbereich. Aber das überrascht mich nach meinen bisherigen, wenn auch kurzen Erfahrungen mit B.audio nicht im geringsten. Ich habe recht hohe Erwartung an die Verstärker, und die werden, wenn der erste Eindruck nicht täuscht, auch erfüllt. Ich habe dann einige Wochen lang sehr zufrieden mit einer der beiden Endstufen gelebt, ohne sie noch einmal mit der Einstein zu vergleichen oder die B.amps im Monobetrieb auszuprobieren. Ersteres lag daran, dass ich mit dem Gehörten völlig zufrieden war und sich die B.audio perfekt in meine Kette integrierte. Zweites lag keinesfalls an mangelnder Neugier, sondern am Fehlen einer zweiten SSC-Basis, die aber inzwischen eingetroffen ist.
Eine der spannendsten musikalischen Entdeckungen der letzten Zeit ist für mich das bereits beim Bericht über die SPL Performer m1000 erwähnte Album von Cameron Carpenter, der nach Rachmaninoffs „Variation über ein Thema von Paganini“ Poulencs „Konzert für Orgel, Streicher und Pauke“ interpretiert. Hier wechselt er die Register nicht so häufig wie bei Rachmaninoff. Dennoch entfacht die mächtige Orgel im Zusammenspiel mit dem Orchester ein wahres Spektakel: Das faszinierende Spiel mit der Dynamik, die Fülle der Klangfarben, die Macht der Pauken und schier unbändige Tieftonenergie vereinen sich zu einem klanglichen Hochgenuss. Dabei hält der B.amp die Chassis der Göbel auch im Fortissimo unter strikter Kontrolle. Die Abbildung verliert auch bei den enorm dichten Passagen nichts von ihrer Plastizität. Die musikalischen Strukturen sind jederzeit fein durchgezeichnet. Auch bei hohen Lautstärken neigen die hohen Register nicht zu Schärfe: Der B.amp wirkt keine Sekunde angestrengt. Im Gegenteil, er entlockt den Göbel Frequenzen und Pegel, die ich von ihnen zuvor nicht gehört habe. Absolut beeindruckend!
Ich habe Sie schon lange mit Musikbeispielen von meinen Lieblingsinstrumenten verschont. Beim jetzigen haben die beteiligten Musiker sich wohl schon gedacht, dass der Klang ihrer Arbeitsgeräte nicht jedermanns Sache sein könnte und tragen diesem Umstand in ihrem Band-Namen Rechnung: The Bassmonsters. Vor nicht einmal einer Woche erschien ihr neues Album „Unio“. Die Monster unter Leitung von Claus Freudenstein sind ein Pool von insgesamt zwölf Bassisten, die in wechselnden Besetzungen als Quartett auftreten. Was die Damen und Herren da aufgenommen haben, zielt aber keinesfalls auf eine Klassik oder Avantgarde affine Hörerschaft, sondern auf Rockfans mit offenen Ohren – wie ein paar Songtitel schnell klar machen: Da gibt es die Filmmusik zu Psycho, Queens „Don't Stop Me Now“, Steppenwolfs „Born To Be Wild“ oder – für mich das Sahnehäubchen – Deep Purples „Child In Time“ in der Originallänge von über zehn Minuten. Und davon ist jede Sekunde spannend – so erklingt Richie Blackmores Gitarrensolo genau so, wie man es seit 40 Jahren im Ohr hat. Sorry, jetzt bin ich ein wenig ins Schwärmen und vom Thema abgeraten. Aber diese ebenso virtuose wie emotionale Schwelgerei in tiefen Frequenzen macht natürlich nur solch ungeheuren Spaß, wenn Lautsprecher und Verstärker jede noch so kleine Nuancierung völlig durchhörbar und präzise rüberbringen, und das ist ohrenscheinlich für Göbels Schallwandler in Kombination mit den enorm kontrollierenden und dennoch nie kalten oder überanalytischen B.audios eine leichte Übung. Auch – oder vielleicht treffender: gerade –bei anspruchsvollem Musikmaterial begeistert der B.amp.
Natürlichen habe ich mit dem B.audio auch die üblichen Verdächtigen unter der Testscheiben gehört: Es ließ sich nichts finden, das meine bisherige ungeheuer positive Einschätzung hätte ändern können. In meiner Kette könnte ich mit einem B.amp ebenso glücklich werden wie mit Einsteins The Poweramp – solange die Göbel mit im Spiel ist, sogar noch ein Quentchen glücklicher. Denn zur Aeon Fine passt die tonale Abstimmung des B.audios noch einen Hauch besser: Im Zweifelsfall tendiert sie eher zum Genuss denn zu analytischer Wahrheit – und verhält sich damit genau konträr zum Schallwandler: eine sehr stimmige Kombination.
Ich bleibe bei meinen bewährten Test-Tracks wie Patrice Herals „Improvisation“, Keith Jarretts „God Bless The Child“ und Schostakowitschs „Polka“, um etwaige Vorteile der beiden Monos gegenüber einer Stereoendstufe in Sachen Raum, Groove und Klangfarben aufzuspüren: Ja, da gibt es schon Verbesserungen, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass das Refektorium des Klosters in Noirlac noch einmal ein kleines Stückchen größer wirken könnte. Auch die Bühne, auf der die Polka erklingt, scheint noch einmal minimal an Tiefe zugenommen haben. Die Instrumente respektive -ngruppen werden noch feiner differenziert. Am Drive des Keith Jarrett Trios hingegen ändert sich so gut wie nichts: Der ist und bleibt einfach mitreißend. Bei Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“ werden dann die klanglichen Verbesserungen durch die Verwendung einer zweiten Endstufe am deutlichsten: Hier kommen der treibenden Bass und die satte Bass-Drum noch ein wenig druckvoller, die Bläser besitzen noch mehr Attacke, nicht aber mehr Schärfe, und der Korpus des Flügels wirkt noch eine Spur größer.
Diese Verbesserungen nimmt man natürlich nur im direkten Vergleich über einen hochauflösenden Schallwandler wie die enorm schnelle Göbel wahr, die jetzt in der Aeon-Version deutlich leichter zu treiben ist als ihre Vorgängerin, mit ihrem Wirkungsgrad von 86 Dezibel pro Watt und Meter und einem Impedanzminimum von 2,8 Ohm aber keinesfalls anspruchslos. Trotzdem sind die klanglichen Unterschiede zwischen einem und zwei B.amps nicht weltbewegend. Aber Cédric Bermann sagte – wie oben erwähnt – ja schon, dass seine Endstufe auch im Stereobetrieb mit nominell 120 Watt in der Lage sei, selbst schwierigste Lautsprecher hervorragend zu treiben. Was hiermit bewiesen wäre.
STATEMENT
B.audio hat es schon wieder getan: Gleich mit der ersten Komponente einer Gerätegattung erreicht man höchste klangliche Gefilde. Das war beim B.dac so und ist beim B.amp nicht anders. Lassen Sie sich weder vom puristischen Gehäuse noch von der moderaten Leistungsangabe täuschen: Der B.amp agiert auf extrem hohem klanglichen Niveau – und mit zweien im Monobetrieb lässt sich noch ein bisschen mehr erreichen.
Gehört mit
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Bandmaschine | Studer A80 |
NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco MKII |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
Up-Sampler | Chord Electronics M-Scaler |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8 |
10-MHz-Clock | SOtM SCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Thales Simplicity, Einstein The Tonearm 12 |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Transrotor Tamino |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Thunder, Tornado (HC), Dragon HC, SOtM dBCL-BNC |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, AHP Klangmodul IV G, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
B.audio B.amp
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Stromversorgung | Werkseinstellung: 220-230V oder 100-115V, 50-60Hz |
Ausgangsleistung | 120W unter 8 Ohms (Stereo) 300W unter 8 Ohms (gebrückt) |
Eingänge | 1 x XLR (symmetrisch), 1 x RCA (unsymmetrisch) |
Lautsprecherausgang | WBT Anschlüsse |
THD | <0.0005% |
Bandbreitenbereich | >200kHz |
Abmessungen | 450x385x112mm |
Gewicht | 20kg |
Preis | 14.900 Euro |
Vertrieb
RB-Audiovertrieb
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Anschrift | RB-Audiovertrieb Pradler Straße 3 A-6020 Innsbruck |
Telefon | +43 676 5906026 |
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