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AcousticPlan PhonoMaster, PhonoMaster SE und PowerMaster

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AcousticPlan hat mich aus einer Lethargie befreit. Zur Erklärung möchte ich Westernhagen zitieren, der sein etwas nuscheliges Intro des Openers „Mit 18“ (Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, WEA Records, 1978) mit der Zeile beendet: „…doch was mir fehlt, ja was mir fehlt, das ist ´ne richtige Dröhnung“ - und genau die bekomme ich hier!

Klar, es klingt natürlich ein wenig reißerisch, im Zusammenhang mit diesen HiFi-Pretiosen der kleinen, feinen High-End-Schmiede AcousticPlan von „Dröhnung“ zu sprechen. Erstens dröhnt hier rein gar nichts und zweitens handelt es sich bei Claus Jäckles PhonoMaster, PhonoMaster SE und PowerMaster um alles andere als tumbe Haudraufs. Vielmehr würde ich von hidden champions sprechen wollen, die trotz (oder gerade wegen!) ihrer bereits relativ langen Existenz endlich aus ihrer Nische hervorgezerrt gehören, um sie einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Lautes Klappern ist eben nicht die Sache eines jeden Herstellers, also muss ich das in diesem Fall übernehmen. AcousticPlans Mastermind hat nämlich womöglich gerade viel Besseres zu tun – zum Beispiel historische Übertrager zu zersägen, um deren konkreten Aufbau zu ergründen; oder vielleicht arbeitet er weiter an seinem Push-Pull-Vollverstärkerprojekt mit der Western Electric 205D…?

Ich schweife ab! Phonovorverstärker stellen eine Gerätespezies dar, die mich von je her reizt. Und da ich mich mit Claus Jäckle sowieso hin und wieder austausche, lag es für mich einfach nah, mal in seinem Portfolio zu stöbern. Und das hat sich mehr als gelohnt, soviel schon mal vorab! Wer sich auf der Webseite von AcousticPlan umsieht, der stößt auf der Produktseite unter dem PhonoMaster-Bild lediglich auf den kleinen Hinweis „SE Version mit MC-Übertrager“. Ein Klick auf das Bild lässt weitere Informationen erscheinen, allerdings ohne einen Hinweis, was sich denn wohl hinter der SE-Version (SE für „Special Edition“) konkret verbirgt. Also gibt es zum Einstieg zunächst folgenden kleinen Überblick:

Die beiden PhonoMaster-Varianten – ich nenne sie der Einfachheit halber mal „Standard“ und „SE“ – unterscheiden sich nur in der MC-Verstärkung, die MM-Stufen sind identisch. Die MM-Sektion besteht aus zwei EC86 Röhren pro Kanal. Diese Röhre zeichnet sich durch hohe Verstärkung, geringes Rauschen und minimale Mikrofonie aufgrund ihrer Spanngittertechnik aus. Eine tolle Röhre, die es leider nicht als Doppeltriode gibt. Die Schaltungstechnik ist „historisch klassisch“ mit passiver RIAA-Entzerrung und ohne Überalles-Gegenkopplung. Soweit zunächst nichts Aufregendes, wobei ich es als willkommene Abwechslung verbuche, mal nicht die üblichen Verdächtigen ECC83 und/oder ECC88 vorzufinden. Mangels Verfügbarkeit habe ich bei diesem Test übrigens ausnahmsweise auf Tube Rolling verzichtet.


Weitaus spannender geht es in der MC-Sektion zu. In der PhonoMaster Standard durchläuft das MC-Signal lediglich einen einzigen Transistor in Basisschaltung, ein zweiter Transistor ist als Stromspiegel geschaltet, der den Eingang gleichspannungsmäßig auf null Volt hält und dadurch einen Koppelkondensator am Eingang überflüssig macht. Die zwei Transistoren sind auf einem Siliziumchip in einem Metallgehäuse untergebracht, so dass sie durch diese thermische Kopplung exakt die gleiche Temperaturdrift besitzen. Diese Spezialtransistoren werden in den USA gefertigt und sind für den Einsatz unter Extrembedingungen ausgelegt. Der in Basisschaltung eingesetzte Transistor verhält sich wie ein Stromverstärker, daher ist eine Anpassung an den Tonabnehmer überflüssig. Messtechnisch (und auch klanglich?) verhält sich diese erste Stufe damit wie eine extrem rauscharme Triode, die es aber so leider gar nicht gibt!

Die PhonoMaster SE ist mit einem der klanglich besten Lundahl-MC-Übertrager überhaupt bestückt. Dieser besitzt keine amorphen Kerne – da diese laut Jäckle zu analytisch klingen –, das heuer allerorten vor allem bei Marketingleuten beliebte Silber findet man ebenfalls aus guten klanglichen Gründen nicht. Diese SE-Variante ist außerdem besonders für Low-Output-Systeme geeignet.

Schließlich gilt es noch, das dritte Gerät im Bunde zu erwähnen, das sich auf der AcousticPlan-Produktseite im Netz nicht einmal wiederfindet: das optionale externe Netzteil PowerMaster. Beide PhonoMaster-Varianten werden mit einem Standardnetzteil ausgeliefert und lassen sich – zum Beispiel bei begrenztem Budget – auch zu einem späteren Zeitpunkt mit dem PowerMaster Netzteil erweitern. Ach ja, das liebe Geld: Die PhonoMaster als Standardversion kostet 2530 Euro, die PhonoMaster SE Variante (mit Lundahl MC-Übertrager) kostet 3190 Euro und für das externe PowerMaster Netzteil ruft AcousticPlan 1250 Euro auf.


Das Testprozedere selbst wollte ich weder für mich noch für den Leser zu unübersichtlich gestalten, denn immerhin ergaben sich insgesamt acht Kombinationen, die es zu hören und zu bewerten galt: die Standard- und die SE-Variante, bei beiden jeweils den MM- und den MC-Zweig, einmal ohne und einmal mit PowerMaster… Alles klar?! Grundsätzlich habe ich allerdings festgestellt, dass die MM-Zweige beider Geräte wie zu erwarten völlig identisch klingen, und zwar sowohl mit als auch ohne PowerMaster – damit bleiben nur noch sechs Kombinationen übrig.Zunächst ließ ich die PhonoMaster (Standard) ohne externes PowerMaster Netzteil warmlaufen, um dem MM-Eingang mittels Rega Planar 6 und Ortofon 2M Bronze auf den Zahn zu fühlen. Glücklicherweise handelte es sich bei allen mir zur Verfügung gestellten Geräten um bereits eingespielte und nicht um Neugeräte, die nach circa einer halben Stunde temperaturstabil und damit „voll da“ waren. Ohrenfälligstes Merkmal im Vergleich zu meiner Phonovorstufe EAR Yoshino 834P war ein sehr ausgeglichenes, neutrales Frequenzspektrum. Wo es meine 834P im Tiefton hin und wieder zu gut meint und zu Gunsten eines warmen Timbres durchaus mal etwas zu dick aufträgt, wirkt die AcousticPlan Phonovorstufe ein wenig schlanker, besser durchhörbar und liegt damit sicherlich auf der „richtigeren“ Seite. Überhaupt schienen das Ortofon 2M Bronze und die PhonoMaster eine blendende Liaison einzugehen. Dies offenbarte zum Beispiel „Downbound Train“, eins meiner Lieblingsstücke von Bruce Springsteen aus dem Album Born in the U.S.A. (Columbia Records, 1984): Unheimlich locker und transparent stand Bruce hier auf der virtuellen Bühne und der Raum schien den Instrumenten jede Menge Luft zur Entfaltung zu lassen. Einzelne Töne klangen sehr sauber und lang aus. Oberflächlich betrachtet könnte man von einem hohen, analytischen Auflösungsvermögen sprechen, aber derlei oft zu lesende Betrachtungen halte ich in solchen Zusammenhängen für falsch: Meines Erachtens gehen derlei Geräteeigenschaften in der Regel einerseits mit einem grundsätzlich weit ausgedehnten Frequenzbereich einher und andererseits mit einer sehr guten Balance zwischen dem oberen und dem unteren Frequenzspektrum. Als Stichwort möchte ich hier nur kurz die vor allem alten Tontechnikern wohlbekannte „Regel 400000“ erwähnen, nach der das Produkt aus oberer und unterer Grenzfrequenz (z.B. bezogen auf den -3dB-Punkt) eben 400000 betragen sollte. Diese Regel schien mir bei der PhonoMaster sehr gut erfüllt zu sein, was auf ein sehr sauberes technisches Design schließen lässt. Oder wie wäre es mit dem großartigen R.E.M. Song „Leaving New York“ aus dem Album Around the Sun (Warner Brothers, 2004): Sehr spielfreudig schien die Phonovorstufe förmlich auf jeden Melodienbogen nur zu warten und quasi schon im Voraus zu wissen oder zu ahnen, wohin die Reise geht… Das ist natürlich Quatsch, dieser Eindruck zeigte mir aber, wie blitzschnell und wieselflink das Gerät war und das Tempo niemals zu verschleppen schien.

Das weckte natürlich schnell die Gier nach „Mehr“ und ich habe daher bereits am zweiten Hörtag das Standardnetzteil durch den externen PowerMaster ersetzt. Was nun an Wucht und Druck, an Souveränität und Selbstverständlichkeit hinzukam, war wirklich bemerkenswert! Die Wut und Aggressivität, die Melissa Etheridge in „Like the Way I Do“ (Island Records, 1988) zum Ausdruck brachte, war unheimlich authentisch. Da ich diesen von Etheridge auf Konzerten gerne auf über zehn Minuten ausdehnten Klassiker selbst schon einmal live erleben durfte, meine ich, das gut beurteilen zu können. Beeindruckend!

Jetzt war ich natürlich gespannt, wie sich wohl die MC-Sektion schlagen würde. Das Ortofon 2M Bronze wurde nun gegen Regas Ania MC-Abtaster getauscht und die MC-Verstärkung auf „low“ gesetzt; das PowerMaster Netzteil habe ich am PhonoMaster gelassen, weil ich es nicht mehr missen wollte. Ich will auch gar nicht verhehlen, dass ich – voreingenommen, wie ich gegenüber „Sand“ nun einmal bin – aufgrund der Transistorbestückung der MC-Sektion schon etwas skeptisch war. Doch den Zahn hat Claus Jäckle mir schön gezogen! Ich wollte die PhonoMaster mit Marius Müller-Westernhagen ärgern, der das Intro von „Mit 18“ (Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, WEA Records, 1978) etwas leise und nuschelnd vorträgt – dachte ich bisher zumindest. Aber nun kam es derart klar artikuliert und gut verständlich rüber, wie ich es bisher noch nicht gehört hatte. Und endlich, endlich trug Westernhagen „Mit 18“ schon eher so vor, wie ich es von seinen früheren Konzerten kannte: rotzig, dreckig, mehr nach Rock ´n´ Roll klingend. Ein Widerspruch? I wo! Das hohe Auflösungsvermögen der transistorisierten MC-Stufe legte derart viele zuvor nur vage von mir wahrgenommene Details frei, dass bisher eher „verschliffen“ und dadurch glatt klingende Passagen nun im positiven Sinne „dreckiger“ klangen. Ich hatte diese in meiner bisherigen Wahrnehmung klanglich etwas weiche Gesamtcharakteristik des Albums stets auf die eben etwas zu glatte Produktion zurückgeführt, um nun nach Jahrzehnten eines Besseren belehrt zu werden. Und das unvermeidliche, laut aufgedrehte „Dicke“ desselben Albums gab mir dann endgültig die richtige „Dröhnung“!


Da die MM-Zweige bei „Standard“ und „SE“ identisch sind, möchte ich mich auf die Ausführungen zum MC-Zweig beschränken. Ich war sehr gespannt, ob die 660 Euro teurere „Special Edition“ der PhonoMaster klanglich gegenüber der transistorisierten Standard-Version noch einmal eine Schippe drauflegen konnte. Alle zuvor mit der Standard-Version gehörten Platten – und das war inzwischen ein erklecklicher Stapel, der sich nach einigen Tagen in einer Ecke angesammelt hatte! – kamen zwecks Vergleichbarkeit nun wieder auf Regas Plattenteller. Vor allem klassische Stücke gewannen in Sachen Raumstaffelung und Klangfarbentreue nochmals, wie zum Beispiel Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985). Vor allem Streicher und Blasinstrumente klangen via Lundahls Übertrager in der „SE“ in ihren Klangfarben noch echter und authentischer als über den Transistor der Standard-Variante. Wer es dagegen eher mit RUN D.M.C. hält und sich mal gerne mit „Walk This Way“, der Wiege des Crossover, die Haare föhnt (Raising Hell, Profile & Arista, 1986), der wird womöglich doch eher zu der etwas zackigeren AcousticPlan PhonoMaster in der Standardversion greifen.

Mir persönlich gefiel schließlich nach sehr vielen, langen Hörsessions doch die „SE“-Variante am besten, weil sie meines Erachtens minimal ausgeglichener und langzeittauglicher als die Standardvariante ist. Vordergründig betrachtet scheint sie etwas zurückhaltender, etwas weniger „bissig“ besonders im Hochton zu sein, ohne sich in irgendeiner Weise zurückzunehmen oder Details zu unterschlagen. Nach langem, intensivem Hören attestiere ich ihr preisunabhängig eine außergewöhnliche Qualität, die dieses Gerät geeignet erscheinen lässt, mit ihm alt zu werden.

STATEMENT

In dem Preissegment, in dem sich AcousticPlans PhonoMaster, PhonoMaster SE und PowerMaster bewegen, gibt es sehr wenig echte Konkurrenz. Das obligatorische externe Netzteil PowerMaster kann bei begrenztem Budget auch später erworben werden. Zu welcher der beiden Varianten es sich dann gesellt – mit oder ohne „SE“ – sollte unbedingt ein persönlicher Hörtest entscheiden.

PS: All denjenigen da draußen, für die die AcousticPlan-typische blaue Frontplatte als optisch unpassend für eine Einbindung in die eigene Kette erscheint, sei gesagt, dass Claus Jäckle hier durchaus auf Kundenwünsche eingeht und grundsätzlich auch graue, schwarze oder andere Fronten möglich sind. Es wäre doch auch jammerschade, wenn das mögliche Ende einer langen Suche an solch einem profanen Detail scheitern würde!

Herstellerangaben
AcousticPlan PhonoMaster (SE) / PowerMaster
Geräteart Phonovorverstärker (MM & MC)
Empfindlichkeit MC high 0,1 mV (0,2 mV SE-Version)
MC low 0,4 mV
MM 4 mV
S/N Ratio MC high 75 dB 0,5 mV, A-gewichtet
MC low 78 dB 2 mV, A-gewichtet
MM 80 dB 5 mV, A-gewichtet
Eingangsimpedanz MC automatisch
MM 47 kOhm / 150 pF
Ausgangsimpedanz 50 Ohm
Leistungsverbrauch DC 15V / 2A
Vakuumröhren 4 x EC86
Maße (B x H x T) 105 x 125 x 255 mm
Gewicht 1,5 kg
Preise AcousticPlan PhonoMaster 2530 Euro
AcousticPlan PhonoMaster (SE) 3190 Euro
AcousticPlan PowerMaster 1250 Euro

Hersteller
AcousticPlan
Anschrift Gustav Schwabstr. 14m
78467 Konstanz
Telefon +49 7531 73562
E-Mail info@acousticplan.de
Web www.acousticplan.de

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