Mit den passenden Tonabnehmern entpuppte sich der Keces Ephono als echtes Schnäppchen: So viel Wohlklang und Materialeinsatz plus guter Verarbeitung findet man zu diesem Preis andernorts nur schwerlich. Der Sphono bietet nun auch höhere Abschlussimpedanzen und noch deutlich mehr Ausstattung. Hat er auch klanglich mehr zu bieten?
Beim Ephono hatte ich mich gefragt, wo Keces bei dessen sehr kundenfreundlichem Preis gespart hat, und konnte nur feststellen, dass Hersteller und Vertrieb mit Informationen zur Technik geizen. Und auch wenn der Sphono mehr als dreieinhalb Mal teurer ist als der Ephono, darf man für den Mehrpreis keinesfalls mehr Fakten zu Schaltungsdetails erwarten. Außer auf Ausstattungsmerkmale wird in der Produktinformation der vor allem als Netzteilspezialist bekannt gewordenen Firma lediglich darauf verwiesen, dass das externe Netzteil namens Spower zwei Spannungen bereitstellt: einmal 15 Volt und darüber hinaus plus/minus 48 Volt. Bei dieser ungewöhnlich hohen Spannung, die an die Voltair-Technik von SPL mit ihren plus/minus 60 Volt erinnert, braucht man sich um ausreichend Headroom und Übersteuerungsfestigkeit wohl keine Gedanken mehr zu machen. Dafür kann man aber trefflich darüber spekulieren, ob der Sphono mit einer aktiven, teilaktiven oder passiven RIAA-Entzerrung arbeitet: Angaben dazu sind nämlich nicht zu bekommen.
Kommen wir also zu Ausstattung: Der Sphono besitzt vier unsymmetrische Eingänge, zwei für Moving-Magnet- und zwei für Moving-Coil-Systeme. Jedem der beiden MM-Eingänge lassen sich individuell Lasten von 47, 100, 150, 220, 330 und 470 Picofarad parallel schalten. Für die beiden MC-Anschlüsse stehen jeweils Lastimpedanzen von 56, 100, 220, 470, 1200 und 47000 Ohm zu Verfügung. Durch Kombination der einzelnen Werte können natürlich auch Zwischenwerte einstellt werden. Denjenigen, die sich nicht mit komplizierten Berechnungen aufhalten möchten, sei der Rechner für die Parallelschaltung von Widerständen bei Sengspiel Audio empfohlen.
Dadurch, dass Keces nun auch die drei höheren Werte anbietet, von denen ich zumindest die beiden ersten beim Ephono schmerzlich vermisst habe, gibt es bei der Auswahl der Tonabnehmer keine Einschränkungen mehr. Laut der Faustformel zur Bestimmung der Abschlussimpedanz – Innenwiderstand des Abtasters mal zehn bis zwanzig – waren beim Ephono ja Tonabnehmer mit einer Impedanz von über 20 Ohm so gut wie ausgeschlossen. Zudem hatte der Test gezeigt, dass der Ephono umso räumlicher spielt, je mehr man sich dem oberen Faktor nähert. Sowohl für die MM- als auch für die MC-Eingänge lässt sich per Kippschalter auf der Frontplatte die Verstärkung um jeweils sechs Dezibel erhöhen, so dass maximal 46 respektive 66 Dezibel erreicht werden. Ein Subsonic-Filter kann über einen dritten Schalter aktiviert werden. Der vierte Kippschalter lässt einem die Wahl zwischen der Entzerrung nach der RIAA- oder IEC-Schneidekennlinie. Die maximale Abweichung von der eingestellten Kurve gibt Keces mit 0,2 Dezibel an. Vergoldete Cinch-Buchsen und ebensolche Kontakte bei den XLR-Ausgängen darf man in dieser Preisklasse ebenso erwarten wie „Widerstände und Kondensatoren in audiophiler Qualität“, deren Verwendung Keces in der Produktinformation erwähnt.
Die guten Erfahrungen mit dem Ephono haben mich wohl etwas vermessen werden lassen: Die 700-Euro-Phonostufe aus der Kette im Wohnzimmer durfte in den Hörraum umziehen, damit ich mit der noch höher auflösenden Anlage die Unterschiede zwischen den beiden Keces leichter beurteilen kann. Los ging's mit dem Ephono. Im Vergleich zu Einsteins The Turntable's Choice – der dank der vollsymmetrischen Auslegung fast so rausch- und brummfrei ist, wie ein Line-Eingang ohne vorgeschaltete Phonostufe – fällt auf, dass der so enorm günstige Keces bei angehobenem Tonarm – und den von mir präferierten gehobenen Pegeln – ein ganz leichtes Rauschen vernehmen lässt. Das wird durch das Laufgeräusch der Nadel in der Rille natürlich völlig überdeckt und ist sofort vergessen, wenn die ersten Takte erklingen: Da geht es nicht um die letzten Zentimeter Bühnengröße oder ein wenig mehr Luft um die Instrumente. Die Musik macht bei der Entzerrung durch den Ephono einfach Spaß und weckt Emotionen. Natürlich kann man in einer Kette, in der die meisten Netzkabel kostspieliger sind als der ganze Ephono, feststellen, wo die Phonostufe an ihre Grenzen kommt. Die Einstein bezaubert beispielsweise mit mehr Raum, Klangfarben und Details, aber der „kleine“ Keces konzentriert sich auf das Wesentliche: Er macht jede Art von Musik einfach zum Genuss – und ohrenfällig nichts falsch. Da wird kein Frequenzbereich über Gebühr hervorgehoben, da wird nichts komprimiert – ohne Vergleich mit deutlich teureren Phonostufen vermisst man erst einmal nichts.
Die Zufriedenheit hält so lange an, bis die Phono-Stufe aus Keces' Superior Series ins Spiel kommt. Die Sphono spielt noch einmal ein Stückchen dynamischer und offener, bildet ein wenig größer ab und suggeriert eine deutlich breitere und tiefere Bühne. Ja, die neue, „große“ Phonostufe ist nicht nur in den genannten Einzelkriterien überlegen, mit ihr spricht einen die Musik einfach noch direkter and. Und das gilt sowohl für LSCs und ECM-Scheiben als auch für Einsteins The Pickup im SME V und Transrotors Tamino in The Tonarm. Dabei habe ich das Tamino mit 56 Ohm und The Pickup, für den 130 bis 300 Ohm empfohlen werden, mit 220 Ohm abgeschlossen. Nun versuche ich es noch einmal mit der Parallelschaltung von 470 und 1200 Ohm, woraus knapp 338 Ohm resultieren. Damit gelingt The Pickup die Wiedergabe des ersten Satzes des „Concierto Andaluz“, Reissue der Philips 9500 563, noch eine Spur interessanter: Die imaginäre Bühne wirkt ein Stückchen größer, das Spiel der vier Gitarristen und des Orchesters bietet mehr rhythmische Finesse, und die Instrumentengruppen umgibt mehr Luft. Wie schon beim Ephono ist auch bei der Phonostufe der S-Klasse im Zweifelsfall die höhere Abschlussimpedanz die bessere Wahl. Schön, dass man beim Sphono die freie Wahl hat.
Schon der Ephono bot einen symmetrischen Ausgang, der sich dem unsymmetrischen aber nicht als überlegen erwies. Bei „Waterwheel“ vom Reiusse aus der Discovery-Serie von Oregons Out Of The Woods, glaube ich, minimale Vorteile – einen Hauch mehr Druck im Bass und ein wenig mehr Luftigkeit – bei der symmetrischen Verbindung wahrzunehmen, jedoch sind die Unterschiede so marginal, dass ich mich nach einem Song nicht festlegen möchte. Beim Classic-Record-Reissue von Schostakowitschs The Age Of Gold offenbart die „Polka“ auch keine eindeutigen Unterschiede: Wegen des Sphono brauchen Sie auf keinen Fall mit dem Erwerb anderer NF-Verbinder zu liebäugeln. Hier sind Cinch-Kabel genauso gut wie symmetrische mit XLR-Steckern.
Nachdem ich im Hörraum alle wichtigen Vergleiche hinter mich gebracht habe, kann der Sphono ins Wohnzimmer umziehen und zeigen, wie gut er mit dem Lyra Titan i harmoniert. Nach den Erfahrungen mit dem Ephono habe ich als Last gleich 220 Ohm gewählt. Da das Titan i längere Zeit nicht benutzt wurde, habe ich es erst einmal mit einer „Gute-Laune-Scheibe“ gespielt: The Trumpet Kings Meet Joe Turner. Pablo Records brachte in den 70-ern einige Scheiben mit Dizzy Gilllespie, Roy Eldrige, Harry „Sweets“ Edison und Clark Terry heraus: solider, packender Blues mit jeder Menge Trompeten-Soli und einigen schönen Hammond-Sounds. Klangfarben, Dynamik, Groove und Auflösung lassen keine Wünsche offen. Allerdings enthält die Studioaufnahme so gut wie keine Rauminformation. Dafür entschädigen die zwar konventionellen, aber um so eingängigeren, leicht fetten Bass-Linien. Da gönne ich dem Lyra und mir gleich noch die zweite Seite.
Der Sache mit der fehlenden Raumtiefe muss ich natürlich noch nachgehen, am besten mit einer mit nur wenigen Mikrofonen aufgenommenen LSC. Passend zum Offenbach-Jubiläum ziehe ich mal wieder eines meiner ersten Reissue aus dem Regal und lege Gaîté Parisienne mit den Bosten Pops unter Arthur Fiedler auf den Teller des Avance. Schon nach den ersten Takten ist klar, dass die Aufnahme der Pablo-Scheibe für die mangelnde Plastizität der Wiedergabe verantwortlich war. Die LSC lässt den Standort der Lautsprecher schnell vergessen: Vor dem Hörer tut sich eine große und tiefe Bühne auf. Das Klangbild fasziniert durch Kraft und Farbigkeit. So gut habe ich schwarze Scheiben im Wohnzimmer zuvor nur einmal gehört: Das war bei Test des Aurorasound Vida – dessen Preise bei immerhin 4000 Euro beginnen.
Bei Keith Jarretts „God Bless The Child“ zieht einen der Drive in seinen Bann, in der Eingangssequenz hört man exakt den Einsatz der Dämpfer, der Kontrabass und die Bass-Drum kommen mit Macht und dennoch konturiert und bilden so das ideale Gegengewicht zu Snare und Hi-Hat, die in minimal höhenlastigen Kombinationen schon mal ein wenig überpräsent wirken können: Im Zusammenspiel von Lyra und Keces tun sie es nicht. Sehr schön. Zum Schluss höre ich dann noch eine Scheibe, die mir in den 80-er Jahren bei fast allen – privaten – Tests unverzichtbar erschien: Chuck Magiones Children Of Sanchez. Es ist schon überraschend, wie stimmig und frei von jeder Effekthascherei der Gesang nun über diese Kette wirkt. Die Pauken und die Bläser-Riffs hingegen haben nichts von ihrer Dramatik verloren. Mit dem Sphono lässt sich auch ganz hervorragend in Erinnerungen schwelgen: Er enthüllt neue Details, ohne die emotionale Wirkung dieser Komposition auch nur im mindesten zu beeinträchtigen. Mit Keces S-Klasse macht es auch ungeheuren Spaß, auf nostalgische Entdeckungsreisen zu gehen!
STATEMENT
Auch wenn Sie keine vier Tonarme betreiben, nicht zwischen RIAA- oder IEC-Schneidekennlinien umschalten möchten und keinen Subsonic-Filter benötigen, macht ein Ausstattungsdetail den Sphono zu Everybody's Darling: die drei zusätzlichen, höheren Lastwiderstände und die Möglichkeit, alle Werte in beliebigen Kombination zu verwenden. Selbst für Besitzer von Tonabnehmern mit höherem Innenwiderstand gibt es kein Argument mehr gegen den Erwerb des Sphono – aber zwei gewichtige dafür: seinen detailreichen, offenen Klang voller Spielfreunde und Emotion und sein noch immer kundenfreundliches Preis/Leistungsverhältnis!
Gehört mit (Hörraum)
|
|
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | SME V, Einstein The Tonearm 12 |
Tonabnehmer | Transrotor Tamino, Einstein The Pickup |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp, Audio Exklusiv |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Thunder, Tornado (HC), Dragon HC |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Clearaudio Matrix, AHP Klangmodul IV G, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, SSC Big Magic Base, Audio Exklusiv Silentplugs |
Gehört mit (Wohnzimmer)
|
|
---|---|
Laufwerk | Brinkmann Avance |
Tonarm | Breuer Dynamic 8 |
Tonabnehmer | Lyra Titan i |
Phonostufe | Lukaschek PP1 und SBooster-Netzteil, Keces Ephono |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference Plus, Habst Ultra III |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator |
Herstellerangaben
Keces Sphono
|
|
---|---|
Frequenzgang | 20-20kHz |
Harmonische Verzerrungen | MM <0,002%, MC <0,009% |
Fremdspannungsabstand | MM 96dB A-gewichtet, MC 82dB A-gewichtet |
Eingangsimpedanz | MM 47kΩ, MC variable 56/100/220/470/1200/47000Ω |
Eingangskapazität | MC100pF, MM 47/100/150/220/330/470pF |
Verstärkung | 40dB/46dB for MM, 60dB/66dB for MC |
Spannungsversorgung | ±48V und +15V Gleichspannung (vom Sphono Power) |
Gehäuse | 4mm Aluminum |
Abmessungen (B/T/H) | 300/220/66mm |
Gewicht | 3,5kg |
Sphono Power |
|
Eingangspannung | 110-120V, 60Hz / 220-240V, 50Hz (schaltbar) |
Gleichspannungsausgang | ±48V und +15V |
Leistungsaufnahme | 18 Watt |
Gehäuse | 4mm Aluminum |
Abmessungen (B/T/H) | 300/220/66mm |
Gewicht | 5kg |
Preis |
2500 Euro |
Vertrieb
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Alemannenstr. 23 85095 Denkendorf |
Telefon | 08466 905030 |
r.ross@robertross.de | |
Web | www.robertross.de |