Alle bisher an dieser Stelle vorgestellten Vor- und Endstufen von Audio Exklusiv überzeugten durch ihr durchdachtes Konzept, ihren Klang und ihre sehr gute Verarbeitung. Hinzu kam eine enorm kundenfreundliche Preisgestaltung. Trifft das alles auch für die Vorstufe R7, die erste Komponente aus der Reference Line, zu?
Dass es eine über den bisherigen Geräten angesiedelte Serie geben wird, dürfte für Hifistatement-Leser keine Überraschung sein. Schon vor beinahe zwei Jahren konnte ich Ihnen in einer unserer raren Erlkönig-News einen sehr frühen Prototyp des R7 vorstellen und einige Konstruktionsmerkmale verraten: Das in einem separaten Gehäuse untergebrachte, strikt kanalgetrennt aufgebaute Netzteil verfügt über insgesamt sechs Trafos. Gleichgerichtet wird sowohl mit Röhren als auch mit sehr schnellen Dioden. Auch bei der Signalverarbeitung hängen Firmenchef Andreas Schönberg und sein Entwickler keinem Dogmatismus an: Der Röhrenstufe folgt ein mit Transistoren aufgebauter Buffer, um das Signal für den Transport zur Endstufe möglichst niederohmig und damit weitestgehend immun gegen Kabeleinflüsse zu machen. Da man sich bei der Reference-Serie keinen finanziellen Beschränkungen unterwirft, wird die Lautstärke mit einem vierkanaligen, 64-stufigen, fernbedienbarem Lautstärke-Steller von Khozmo geregelt, bei dem die Widerstände per Relais geschaltet werden.
Dass die Lautstärkeregelung vierkanalig ausgelegt wurde, ist ein Indiz für den vollsymmetrischen Aufbau der R7. Ebenso weltoffen wie bei den aktiven Bauelementen ist Andreas Schönberg auch bei diesem Thema – im Gegensatz zu mir, zumindest wenn es um meine eigene Kette geht: Da lege ich Wert auf symmetrische Eingänge und eine ebensolche weitere Signalführung, denn die Studio-Tonbandmaschinen und meine Phonostufe – bei einer symmetrischen Quelle wie einem MM- oder MC-Tonabnehmer ist eine entsprechende Signalverarbeitung wirklich sinnvoll – liefern ausschließlich symmetrische Ausgangssignale. Zudem ziehe ich diese Anschlussvariante auch beim D/A-Wandler, dem Chord Electronics DAVE vor. Damit wir uns nicht missverstehen: Ich halte Geräte mit symmetrischer Signalverarbeitung nicht prinzipiell solchen mit unsymmetrischer für überlegen.
Wenn ich in meiner Beschäftigung mit Hifi- und Studiotechnik eins erfahren habe, dann, dass Bauteile oder Schaltungsvarianten nie monokausal guten Klang garantieren. Es kommt immer darauf an, wie gut ein Entwickler die von ihm präferierten Lösungen in einem Gesamtkonzept umsetzt. Dennoch fände ich es in meiner Kette schade, die aufwändig erzeugten oder von sich aus symmetrischen Signale per Adapter mit einer unsymmetrischen Vorstufe zu verbinden. Mit Vorverstärkern, die durch XLR-Buchsen, denen dann ein Trafo oder IC zur Desymmetrierung folgt, mehr scheinen wollen, als sie wirklich sind, will ich mich lieber gar nicht erst beschäftigen. Natürlich kam so etwas auch für Audio Exklusivs bisherige Vorstufen nicht in Frage. Übrigens sind Vorstufen mit mehr als zwei XLR-Eingängen relativ selten. Die R7 hingegen bietet gleich vier davon. Jeder dieser Eingänge besitzt alternativ eine Cinch-Buchse für den Anschluss unsymmetrischer Quellen, deren Signal dann aber im auf eine Konstantstromquelle arbeitenden Differenzeingangsverstärker symmetriert wird, so dass es keiner zusätzlichen Symmetrierstufe bedarf.
Andreas Schönberg hat mir freundlicherweise nicht nur eine der ersten R7 zur Verfügung gestellt, sondern auch bereitwillig einige technische Details mitgeteilt: Die Schaltung ist ein direktgekoppelter Kathodenfolger mit zwei TUNG-SOL 12AU7 pro Kanal, dem dann eine doppelte FET-Ausgangsstufe in Single-Ended-Class-A folgt, um eine Ausgangsimpedanz von 30 Ohm und eine hohe Stromlieferfähigkeit zu erreichen, so dass der R7 weder exotische Kabel noch Endstufen mit geringem Eingangswiderstand Probleme bereiten können. Das absolut gegenkopplungsfreie Design soll „zu einem perfekten Klirrverhalten, Dynamik sowie zeitrichtigem Verhalten wie aus dem Lehrbuch“ führen. Im Hochvolt-Netzteil mit der Gleichrichterröhre GZ34S von JJ-Elektronik und einem zweistufigen Spannungsregler kommen zur Siebung ausschließlich MKP-Folienkondensatoren – eine Kombination von Intertechnik- und Mundorf-Kapazitäten – zum Einsatz. Zusätzlich soll bei der Heizung und der Anodenspannung eine Spannungspufferung mit MKP-Kondensatoren direkt an den Röhren für mehr Schnelligkeit, Auflösung und Luftigkeit sorgen.
Die drei Trafos pro Kanal stellen jeweils eine Gesamtleistung von 210 Watt bereit. Die Siebung übernehmen – außer im Hochvoltnetzteil – Panasonic-FC-Kondensatoren. Andreas Schönberg weist ausdrücklich darauf hin, dass er sich bei der Entscheidung für Bauteile weder von in audiophilen Kreisen angesagten Herstellernamen noch hohen Preisen habe leiten lassen, sondern ausschließlich von langwierigen Hörversuchen. So habe sich die Auswahl von Kondensatoren – sowohl denen zur Kopplung, als auch denen im Netzteil –, Widerständen und Kabeln über insgesamt zwei Jahre hingezogen. Schließlich habe man sich für Intertechnik-True-Copper-Koppelkondensatoren und PRP-, Manganinfolien- und Z-Foil-Widerstände entschieden. Letztere könnten je nach Wert schon mal bis zu 20 Euro pro Stück kosten. Da fallen dann die gasgefüllten Reedrelais zur Quellenwahl finanziell nicht mehr ins Gewicht. Dass sich Audio Exklusiv auch intensiv mit dem Thema Resonanzminimierung auseinandergesetzt hat, weiß man spätestens seit der Präsentation der d.C.c-Feet, -Base und der Silentplugs vor etwa zehn Jahren. Das nie näher benannte weiße, schwingungsabsorbierende Material kommt natürlich auch in der R7 zum Einsatz. Darüber hinaus werden die beiden Gehäuse der Vorstufe aus zehn respektive 15 Millimeter starken Aluminiumplatten aufgebaut: Der Mechanik der Vorstufe widmete Andreas Schönberg ebenso viel Aufmerksamkeit wie der Bauteileauswahl und dem Schaltungsdesign. Kein Wunder also, dass die Vorstellung der R7 auf der hifideluxe gleich bei zwei Kollegen Begehrlichkeiten weckte. Aber wenn es endlich eine vollsymmetrische Audio-Exklusiv-Vorstufe gibt, wollte ich mir die Beschäftigung mir ihr einfach nicht nehmen lassen.
Als Andreas Schönberg dann mit der Vorstufe im Auto in Gröbenzell erschien, hätte ich meine Unnachgiebigkeit gegenüber den Wünschen der Kollegen beinahe bereut: Die Vorstufe bewegt sich in einer Gewichtsklasse, die gemeinhin Endstufen vorbehalten ist. Das Netzteil bringt 33 Kilogramm auf die Waage und das Gehäuse, in dem die Signalverarbeitung stattfindet, immerhin noch einmal 22 Kilogramm. Da beide gleich raumgreifend sind, fiel es nicht leicht, sie ins Artesania-Rack zu integrieren. Ohne die eigentlich für Laufwerke vorgesehenen Krion-Plattform hätte der Platz nicht gereicht. So steht das Netzteil nun auf der oberen Ebene und das zweite Gehäuse auf der 45 Millimeter starken Aufsatz-Plattform. Nachdem wir die ersten schon recht überzeugenden Töne gehört haben, probiert Andreas Schönberg erst eine d.C.c.-Base, dann zusätzlich vier, fünf und schließlich sechs d.C.c.-Feet zwischen Basis und Gerät aus. Dank der höhen Auflösung der Vorstufe und des Rests der Kette wird schnell klar, dass in dieser Aufstellungsvariante die Basis und fünf Füße am besten mit der Anlage harmonieren.
Zwar hatten wir vor dem ersten Umstecken auf die R7 noch kurz zwei Stücke über Einsteins The Preamp gehört, aber nach den Experimenten mit der Aufstellung konnten wir getrost auf weitere Vergleich verzichten. Schon vorher war klar, dass die Audio Exklusiv perfekt in meine momentane Anlage passt – und nicht nur, weil ich jetzt ohne Kabel umstecken zu müssen, ganz bequem zwischen Studer A80, DAVE und dem Phonoentzerrer umschalten kann. Wie aufmerksame Leser der „Gehört mit“-Rubrik bestimmt festgestellt haben werden, zählt die Göbel Epoque Aeon Fine momentan zu meinen beiden Schallwandler-Favoriten. Im Zusammenspiel mit dem Raum – sie strahlt über einen großen Frequenzbereich als Dipol ab – ist sie aber im Präsenzbereich kein Kind von Traurigkeit. Mit anderen Worten: Schlechte Aufnahmen etwa mit leicht überzogener Brillanz oder blutleerem Tieftonbereich entlarvt sie gnadenlos – schien es mir zumindest bisher.
Die P7 macht aber schnell klar, dass die ungemein lebendige Einstein-Vorstufe im besagten Frequenzspektrum auch nicht völlige vornehme Zurückhaltung walten lässt. Die Audio Exklusiv verzichtet auf jegliche noch so kleine – und oft auch euphonische – Abweichung vom Pfad der Linearität und harmoniert so mit der hochauflösenden Aeon Fine nahezu perfekt: Denn trotz des Verzichts auf jegliche noch so leichte Überbetonung im oberen Frequenzbereich verwöhnt sie den Zuhörer mit noch mehr Detail- und feinsten Rauminformation als The Preamp. Dabei bleibt das Klangbild immer auf der angenehmen, ausgewogenen Seite. Da gibt es nicht den leichtesten Anflug von Rauigkeit oder Nervosität. Die P7 erlaubt entspanntes Hören, ohne der musikalischen Darbietung Spannung zu nehmen. Einfach ideal!
Unter den Stücken, die ich unbedingt mal mit der Audio Exklusiv erleben wollte, ist das dank Studiotechnik ungemein vielschichtige „Malinye“ von der LP Codona 2: Collin Walcott, Don Cherry und Nana Vasconcelos sind hier mit einer Vielzahl von Melodie- und Perkussionsinstrumenten zu hören. Das Klangbild sprüht vor Farbigkeit, Pauken kommen mit Macht, der Hall sorgt für einen tiefen imaginären Raum und Don Cherrys Pocket Trumpet schwebt über allem – und das, obwohl eine weitreichende Höhenabbildung nicht zu den Paradedisziplinen der Aeon Fine zählt: Die beiden mächtigen Alublöcke begeistern mich mehr und mehr, zum Beispiel mit der ungeheuren Dynamik der Trompete zu Anfang auf der selten gehörten, zweiten Seite von Codana 2.
Damit der Artikel nicht in eine kritiklose Schwärmerei ausartet, will ich nicht unerwähnt lassen, dass es bei der Bedienung der P7 eine kleine Ungereimtheit, sprich zwei unterschiedliche Mute-Schaltungen gibt – übrigens aus gutem Grund: Zum einen werden die Ausgänge während der Hochlaufphase des Verstärkers stumm geschaltet, was auch die LED über dem Lautstärkesteller signalisiert: Rot steht für Mute, blau für Betriebsbereitschaft. Diese Mute-Schaltung lässt die auch über den kleinen Drehknopf links auf der Frontplatte aktivieren oder deaktivieren. Aber auch die metallene Fernbedienung für die Lautstärke besitzt eine Mute-Funktion, bei deren Einschalten auf dem zweistelligen Display statt der Zahlen von 00 bis 63 lediglich zwei kurze Striche angezeigt werden. Diese Mute-Schaltung, die in die Lautstärkeregelung des Khozo-Systems integriert ist, kann auch nur wieder per Fernbedienung ausgeschaltet werden. Die beiden Mute-Schaltungen sind also völlig unabhängig voneinander. Das mag ungewöhnlich sein, stellte nach einer kurzen Phase der Gewöhnung aber nicht das geringste Problem dar. Und zur Gewöhnung an die P7 hatte ich glücklicherweise jede Menge Zeit, denn bis diese nach Wochen den Hörraum für einen kurzen Termin im Fotostudio verlassen musste, habe ich ausschließlich mit ihr gehört und mich auch beim Test der Keces und des Aries G1 mit gutem Gefühl auf sie verlassen.
Nach einem leider viel zu kurzen Aufenthalt in Bretagne las ich im neusten Krimi mit Kommisar Dupin vom „bretonischen Keith Jarrett“, Didier Squiban. Der Pianist und Komponist verbindet Jazz mit traditioneller betonischer Volksmusik, so in den Symphonien Iroise und Bretagne. So schön die Musik ist, so mittelmäßig gerieten die Aufnahmen. Die P7 holt aus dem leicht verhangenen Sound eine überraschende Menge Informationen heraus und geizt dabei nicht mit Klangfarben. Zwar schafft auch sie es nicht, die Illusion eines Symphonie-Orchesters auf einer tiefen Bühne zu erzeugen, aber sie erlaubt es, die Musik intensiv zu erleben und die Schwächen der Aufnahme zu vergessen. Die fast einschmeichelnde Tonalität bei sehr guter Durchhörbarkeit und großer Detailfülle nehmen mich immer wieder für die Audio Exklusiv ein.
Abschließend habe ich die R7 dann doch noch einmal mit zwei Songs gegen Einsteins The Preamp gehört und brauche meine vorherige Einschätzung nicht zu revidieren, höchstens ein klein wenig zu ergänzen: Beim Einstein gibt es wie beschrieben ein bisschen mehr Energie im Präsensbereich, die tonale Balance ist durch einen Hauch mehr Druck im Tieftonbereich dennoch stimmig. Der P7 legt den Begriff High Fidelity etwas strenger aus, garantiert aber auch ohne diesen Anflug von charmanter Loudness-Flunkerei mindesten ebenso viel Spaß.
STATEMENT
Allein wenn man das solide Gehäuse, die sehr gute Verarbeitung und die extrem hohe Bauteilequalität ins Kalkül zieht, muss man auch Audio Exklusivs Referenz-Vorstufe ein kundenfreundliches Preis/Leistungsverhältnis attestieren. Viel wichtiger ist aber, dass die R7 das Kunststück vollbringt, eine famose Durchzeichnung, eine enorme Detailfülle und eine realistisch anmutende, raumgreifende Bühnenillusion – auch in der Höhe! – mit einer farbstarken, stimmigen Tonalität zu verbinden, die stundenlangen ermüdungsfreien Musikgenuss garantiert. Trotz einiger noch hochpreisigerer Boliden am selben Ort: Die R7 zählt zu den besten Vorstufen, die je in meinem Hörraum zu Gast waren!
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | SME V, Einstein The Tonearm 12 |
Tonabnehmer | Transrotor Tamino, Einstein The Pickup |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Bandmaschnine | Studer A80 |
NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streamer | Auralic Aries G1 |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
Up-Sampler | Chord Electronics M-Scaler mit PowerAdd |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8 |
10-MHz-Clock | SOtM SCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Göbel High End Lacorde, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3, SOtM dBCL-BNC, Forcelines |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Audio Exklusiv R7
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Eingänge | 4 x XLR/Cinch |
Ausgänge | 2 x XLR/Cinch |
Frequenzgang | 10 Hz - 200 kHz (-3dB) |
Geräuschspannungsabstand | 112 dB |
Fremdspannungsabstand | 102 dB |
THD+N | 0,0035 % |
IMD | 0,059 % |
Kanaltrennung (10 kHz) | 75 dB |
Eingangsempfindlichkeit | 185 mV |
Eingangsimpedanz | 100 kOhm |
Ausgangsimpedanz | 30 Ohm |
Verstärkungsfaktor | 3 |
Leistungsaufnahme | 72 Watt |
Abmessungen (B/T/H) | 480/465/150mm |
Gewicht | 33 kg (NT), 22 kg (Signal) |
Preis | 25.000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
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Anschrift | Andreas Schönberg Sudetenstrasse 11 63691 Ranstadt |
Telefon | +49 6041 9624217 |
Fax | +49 6041 9624218 |
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Web | www.audioexklusiv.de |