XTZ dürfte Hifistatement-Lesern schon seit Anfang des Jahres bekannt sein: Da testeten wir einen kleineren Kompaktlautsprecher. Die Topserie von XTZ heißt Divine, und wir hatten das Vergnügen, uns mit dem zeitgrößten Modell der schwedischen Firma zu beschäftigen.
Berthold Daubner, der Geschäftsführer von XTZ in Deutschland, ist eigentlich Spezialist für Raumakustik und betreibt auch ein eigenes Geschäft zur Optimierung der Akustik in Heimkinos, Wohnräumen und Geschäftsräumen. Während seines Wirtschaftsingenieur-Studiums absolvierte er vier Monate lang ein Praktikum bei XTZ in Schweden. Seit zwei Jahren bietet er die schwedischen Lautsprecher in Deutschland an und ist seither auch in die aktuelle Produktentwicklung eingebunden. Auf der diesjährigen High End in München traf ich ihn an seinem Messestand und sah etwas, was er uns bislang zum Test vorenthalten hatte: Massive, formschöne und toll verarbeitete 17 Kilogramm schwere Lautsprecherständer, genannt Divine Stativ. Daubner sagte, er hätte uns diese Ständer natürlich gerne gegeben aber offenbar gab es Lieferschwierigkeiten, die aber nunmehr behoben sind. XTZ ist für ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis bekannt und wurde 2004 von Olle Eliasson, dem jetzigen CEO gegründet. Sein Motto lautet: Das Leben ist kurz und wir sollten es genießen! Dem kann ich mich gerne anschließen und füge noch hinzu: Das Leben ist zu kurz, um mit schlechten Lautsprechern Musik zu hören!
Wir wünschen natürlich allen Lesern von Hifistatement nicht nur aus altruistischen Gründen ein langes Leben. Die Voraussetzungen, auch ein kurzes Leben mit den XTZ Divine musikalisch genießen zu können, sind von den reinen Fakten und Eckdaten her aber sehr wahrscheinlich. Dafür sorgt schon alleine die Bestückung der Chassis. Jeweils zwei Keramik-Accuton-Tiefmitteltöner vom Typ C 173-11-191 sind in einer D´Appolito-Anordnung ober- und unterhalb des Visaton-Keramik-Kalottenhochtöners KE 25 SC montiert. Bei einer D´Appolito Anordnung sind zwei Mitteltöner oder Tiefmitteltöner symmetrisch über -und unterhalb dem Hochtöner angeordnet und strahlen den Frequenzbereich bis zur Einsatzfrequenz des Hochtöners ab. Bedingt durch Phasenverschiebungen und Interferenzeffekte werden die nach unten und oben abgestrahlten Schallanteile minimiert. Damit soll auch eine bessere räumliche Abbildung einhergehen.
Der verwendete Akkuton 6,5-Zoll-Tiefmitteltöner genießt sowohl bei High-End-Liebhabern als auch in der Selbstbauszene einen sehr guten Ruf und ist mit einer 38-Millimeter Titan-Schwingspule und Neodym-Magneten ausgerüstet. Ein guter Ruf eilt auch dem Visaton-Hochtöner voraus: Die magnetisch geschirmte 25-Millimeter-High-End-Keramikkalotte soll für einekristallklare und pegelfeste Wiedergabe ohne Verzerrungen sorgen. Eine sehr tiefe Resonanzfrequenz verspricht dabei die Polkernbohrung mit strömungsgünstigen Rundungen, dem bedämpften Hohlraum und belüfteten Schwingspulenträgern.
Sie wollen Geld sparen und diese Lautsprecher nachbauen? Vergessen sie es! Alleine für die verwendeten Chassis müssten Sie bereits die Hälfte des von XTZ verlangten Kaufpreises berappen. Dann haben Sie noch keine abgestimmte Weiche mit Luftspulen, hochwertigen MKP Kondensatoren und MOX Widerständen. Ganz zu schweigen vom perfekten mehrschichtigen Klavierlack des formschönen Gehäuses. Diese sich rund nach hinten verjüngende Form besteht aus mehrschichtigem MDF und ist an einigen Stellen sogar bis zu 65 Millimeter stark, was für eine extrem hohe Steifigkeit sorgt. Die Gehäusefront zur Aufnahme der Chassis besteht aus 38 Millimeter starkem MDF und bürgt für maximale Stabilität. Besonderen Wert wurde auch darauf gelegt, stehende Wellen zu vermeiden. Dies wird zum einen durch die konvexe Gehäuseform als auch eine dreifache Verstärkung im Gehäuseinneren erreicht. Trotz Ihrer eleganten und kompakten Form ist die XTZ Divine 100.33 kein Leichtgewicht und bringt 26,5 Kilogramm auf die Waage – kein Wunder beim gebotenen Gehäuseaufwand.
Eine Besonderheit der XTZ sind die umfangreichen Klanganpassungsmöglichkeiten auf der Rückseite des goldbeschichteten Bi-Wiring-Terminals, das natürlich auch für Bi-Amping geeignet ist. Da ich auch Lautsprecherkabel mit Ringösen verwende, bin ich über die komplett abschraubbaren Terminalbefestigungen dankbar. Mittels Steckbrücken lässt sich der Pegel des Hochtöners von der neutralen Einstellung um -2 bis -4 Dezibel absenken oder um 4 Dezibel erhöhen. Beim Bass sind drei verschiedene Einstellungen möglich, je nach Einsatz der mitgelieferten Bassstopfen.
Wie ist es möglich einen solchen Lautsprecher für einen Paarpreis von nur 3000 Euro anzubieten? Das geht natürlich nur durch eine Produktion 2.0 in China mit großen Stückzahlen und das Direktvertriebsmodell. Mein Kollege Matthias Jung brachte es beim Test eines kleineren XTZ Modells Anfang Januar auf den Punkt als er meinte, Industrieromantik geht anders. Jenseits aller Sentimentalitäten hat dieses Marketingkonzept für den Endverbraucher aber sehr wohl seine volle Berechtigung.
Der Name Divine steht ja bekanntlich für göttlich. Optik, Haptik und verwendete Bauteile stehen dem vielversprechenden Namen beileibe nicht im Wege. Jetzt wollen wir aber herausfinden, ob auch der Klang göttlich ist.
Als erstes wählte ich den Song „Warriors oft he World“ der amerikanischen Hard-Rock-Band Manowar, für High-End-Tests vielleicht ungewöhnlich, aber gerade für den Bassbereich sehr aussagekräftig. Dieser durchaus martialische Song bringt abgrundtiefe Bässe und verursachte bei mir gleich einmal ein heftiges Grummeln in der Magengegend. Die XTZ Divine bildete den Bassbereich knochentrocken und mit kräftigem Punch ab. Auch wenn ein Kompaktlautsprecher nicht in die extremen Tiefen mancher Standlautsprecher kommt, hatte man nicht das Gefühl, das im Tiefbass etwas fehlt. Manowar kann aber auch anders und in deren Fassung von Puccinis Nessun Dorma ist auch für Klassikliebhaber überraschend stimmig. Die Divine überzeugte hier mit einer guten räumlichen Abbildung, die niemals flach war. Die Stimme erschien in der in der richtigen Höhe, ein Aspekt der mir mich für eine realistische Raumabbildung besonders wichtig ist. Für meinen relativ großen Hörraum entschied ich mich nach mehreren Versuchen übrigens dafür, alle Bassstopfen einzusetzen, damit der Lautsprecher als geschlossene Box arbeiten kann.
Bei Ben Websters „Gentle Ben“ ist eine gute Mitten-/Höhenwiedergabe der Knackpunkt. Ich war angenehm überrascht, mit welch strahlenden Höhen die XTZ Divine 100.33 das Saxophon abbildete und wie detailliert feinste Anblasgeräusche beinahe greifbar wurden. Die Visaton Keramikkalotte, die bei einer Übergangsfrequenz von 2000 Hertz zum Einsatz kommt, leistet ganze Arbeit. Als nächstes lauschte ich mit geschlossenen Augen Schostakowitsch Symphonie Nr. 9 in der Fassung von Eliahu Inbal und den Wiener Symphonikern. Dabei offenbarte die Divine eine große Autorität und meisterte die schwierigen Dynamiksprünge und die zahlreichen Passagen, wo feindynamische Eigenschaften gefragt sind, mit Bravour. Ich hatte niemals den Eindruck, über einen Kompaktlautsprecher Musik zu hören. Mit Keri Nobles „Last Warning“ kann ich immer gut testen, ob ein Lautsprecher nicht nur vieles richtig macht, sondern auch Gefühle und Emotionen transportieren kann. Die Divine schafft das und bringt Keri Nobels kraftvolle Stimme warm und akzentuiert zur Geltung. Schön auch die realistische klangfarbenstarke Wiedergabe der Klavieranschläge bei diesem Song. Bei Ricky Lee Jones Fassung von „Dad Dere“ kann das Hören mit mittelmäßigen Lautsprechern sehr schnell nervig werden. Nicht so mit der XTZ Divine, wo ich mich dabei ertappte, engagiert im Takt mit den Füßen zu wippen und das Lied – entgegen meiner sonstigen Gewohnheit – auch zu Ende zu hören. Das Beste kommt zum Schluss? Unsere Tochter Sandra würde sagen ja, denn Sie durfte mit mir noch die Partytauglichkeit der XTZ testen. Mit Songs von Robin Schulz, Sugar und Felix Jaehn/Jasmin Thompson und deren Remake von „Ain´t Nobody“ groovte die Divine 100.33 bei hohen Lautstärken mit Verve und wurde auch nach längerer Zeit niemals lästig. Eine Eigenschaft, die sie auch mit unterschiedlichstem Musikmaterial zeigte.
STATEMENT
Die XTZ Divine 100.33 ist preislich bei High End Einsteigern angesiedelt, klanglich spielt sie in einer ganz anderen Liga. Ihren Namen Divine, also göttlich, trägt sie zurecht, da sie es schafft Musik und Emotionen kraftvoll und ausdrucksstark zu transportieren. Eine echte Empfehlung für ambitionierte Hifi-Liebhaber.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn mit Audiobyte Hydra Z USB Bridge |
Vorverstärker | Musical Fidelity M8 und Classé Audio Omega |
Endstufen | Musical Fidelity M8-700m, mt-audio-design Monoblöcke |
Kabel | Audioquest, HABST, Sun Wire Reference |
Zubehör | Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch |
Herstellerangaben
XTZ Divine 100.33
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Typ | 2-Wege Bassreflex Kompaktlautsprecher |
Bestückung | 1 x 25mm Keramik Kalettenhochtöner 2 x 180mm Keramik Tiefmitteltöner |
Frequenzgang | 37 - 40.000 Hz (+/- 3dB) |
Impedanz | 4 - 8 Ohm |
Wirkungsgrad | 89 dB |
Belastbarkeit | 350 W / 175 W |
Anschlüsse | Bi-Wiring, vergoldet |
Einstellmöglichkeiten | 3 über Bassreflex, 4 über Steckbrücken |
Abmessungen (BxHxT) | 270 x 600 cm x 400 mm |
Gewicht | 26,5 Kg |
Farben | Klavierlack schwarz und Echtholz-Nussbaumfurnier |
Garantie | 5 Jahre |
Preis Lautsprecher | 1500 Euro (Stück) |
Preis Divine Stativ | 280 Euro (Stück) |
Vertrieb
XTZ-Deutschland
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Anschrift | Neudorfstr. 19 76316 Malsch |
Telefon | +49 7246 9131483 |
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Web | www.xtz-deutschland.de |