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Genuin Audio pearl

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Genuin-Audio-Inhaber Thomas Wendt kommt seinem Ziel, eine komplette Kette seiner Marke anbieten zu können, einen weiteren Schritt näher, und was für einen: Die MM- und MC-kompatible Phonostufe pearl beeindruckt allein schon mit ihrem Netzteil mit einem 250-Watt-Ringkerntrafo und einer Gesamtkapazität von 120.000 Mikrofarad.

Bisher umfasst das Portfolio von Genuin Audio den Plattenspieler drive mit Tonarm point und Tonabnehmer sting, den Musik-Server tars, zwei aktive und einen passiven Lautsprecher – neo, ava und pulse –, die Stereoendstufe nimbus und die speziell für Genuin von Swiss Cables entwickelte Kabelserie namens direct. Eine digitale Vorstufe und ein Vollverstärker befinden sich bereits im Planungsstadium. Bei der Entwickung seiner Produktlinie geht Thomas Wendt ähnlich vor wie Audioquest-Chef Bill Low: Für jede Gerätegattung engagiert er einen seit langem anerkannten, erfahrenen Entwickler. Schon beim Tonabnehmer hatte Genuin Audio mit Walter Fuchs zusammengearbeitet, der Hifi-Kundigen spätestens seit seinen Kreationen für SAC bekannt sein dürfte. Auch für die enorm aufwändige – und entsprechend gewichtige – Stromversorgung des Musik-Servers tars zeichnete Walter Fuchs verantwortlich. Natürlich lässt auch das Netzteil des pearl seine Handschrift erkennen: lieber einen Trafo mit ein paar Watt mehr, als wirklich gebraucht werden, und dazu nicht zu knapp Sieb- und Speicherkapazitäten. Die entsprechenden Werte habe ich Ihnen in der Einleitung ja schon genannt.

Nach anfänglichem Sträuben – „was ich beim pearl mache, ist für mich selbstverständlich, sich darüber auszulassen, unnötiges Gelaber“ – hat Walter Fuchs doch einige technische Details mitgeteilt: Die Stromversorgung sei mit ihrem 250-VA-Trafo ausreichend dimensioniert – ruhrgebietstypisches Understatement? –, das stabilisierte Netzteil regele die Ausgangswelligkeit der Spannung auf circa 25 Mikrovolt im Audiofrequenzbereich aus. Zudem sei nach der Netzbuchse eine Gleichstromunterdrückung sowie ein Netzfilter mit sehr niedriger Grenzfrequenz verbaut. Selbstverständlich arbeiteten alle Verstärkerstufen und Ausgangstreiber im Class-A-Betrieb. Bei der Entzerrungskurve und den Ausgangstreibern würden 0,1-prozentige Widerstände eingesetzt. Dadurch ergebe sich bei geeigneten nachfolgenden symmetrischen Eingängen eine Ausgangsymmetrierung von mehr als 85 Dezibel über den gesamten Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hertz. Die Gleichtaktunterdrückung des symmetrischen MC-Eingangs sei im Bereich von 20 bis 20.000 Hertz größer als 82 Dezibel. Mehr lasse sich bei den dort herrschenden niedrigen Eingangsspannungen realistisch nicht messen. Alle Eingänge besäßen ein HF-Filter gegen Einstreuungen durch Radiosignale.


Die einprozentigen Kondensatoren in der RIAA-Entzerrung würden vor dem Einbau nach absolutem Wert selektiert und dann paarweise für die beiden Kanäle gematcht. Dabei sei die Abweichung geringer als 0,5 Prozent. Der Frequenzgang und der Pegelgleichlauf würden nach dem Zusammenbau im Betrieb zusätzlich auf höchste Linearität abgeglichen. So könne der Frequenzgang mit einer Abweichung von maximal ±0,3 Dezibel von der idealen Kennlinie spezifiziert werden. Typischerweise bewege er sich nach diesem Abgleich im Bereich von unter ±0,1 Dezibel. Die Genauigkeit des Audio-Precision-Messsystems komme dabei an ihre Messgrenze, die bei dieser Messung bei ±0,05 Dezibel liege. Das alles hat sich zumindest für mich nicht nach Selbstverständlichkeiten angehört.

Einen eher unkonventionellen Weg beschreitet Walter Fuchs bei den Kondensatoren und Widerständen, auf die MM- respektive MC-Tonabnehmer arbeiten: Die vier Schalter des jeweiligen Mäuseklaviers sollen nicht einzeln oder in beliebigen Kombinationen, sondern nach und nach betätigt werden: Steht der erste auf „on“, arbeitet ein MC-System auf 1000 Ohm, aktiviert man zusätzlich den zweiten, sind es 500 Ohm, bei dreien ergeben sich 250 Ohm. Kommt auch noch der letzte Schalter hinzu, sinkt der Abschlusswiderstand auf 125 Ohm. Niedrigere Werte sind nicht möglich. Die hält der Entwickler selbst bei sehr niederohmigen Tonabnehmern auch nicht für nötig. Aber wer unbedingt der Faustformel – Innenwiderstand mal zehn bis zwanzig – folgen wolle, könne seine Wunsch ja am besten schon bei der Bestellung äußern, damit die pearl entsprechend angepasst werde. Laut Walter Fuchs hat die Faustformel übrigens ihren Namen daher, dass sie gegen alle, die an ihr zweifeln, mit dem namensgebenden Körperteil verteidigt wird.

Für den MM-Eingang schaltet jeder der vier Schalter einen 47-Picofarad-Kondensator zu. Stehen alle Schiebeschalter des Mäuseklaviers auf „off“, beträgt die Eingangskapazität der Phonostufe ebenfalls 47 Picofarad. Da sich im meinem Tonabnehmer-Fundus kein MM-System befindet, werde ich den entsprechenden Eingang im Folgenden nicht berücksichtigen können. Aber nun von der Unterseite des Entzerrers zu seiner Front: Hier gibt es einen Schalter, den man wegen des darunter aufgebrachten Symbols für einen Netz- oder zumindest Stand-By-Schalter halten könnte. Es ist jedoch ein Mute-Schalter. Die Phonostufe bleibt also betriebswarm, bis man sie am Netzteil ausschaltet. Neben dem Mute-Schalter befindet sich einer, mit dem man zwischen MM- und MC-Betrieb wählen kann. Natürlich sollte er nur bei gedrücker Mute-Taste oder heruntergedrehter Lautstärke der Vorstufe betätigt werden. Der dritte Schalter aktiviert ein Subsonic-Filter das bei 16 Hertz mit einer Flankensteilheit von 18 Dezibel pro Oktave einsetzt.


Vom Test des Boulder 508 ist im SME V noch das Lyra Etna monitiert, das ich an Einsteins The Turntable's Choice mit 85 Ohm abschließe. Also sollte es mit den 125 Ohm der pearl auch harmonieren. Und das tut es: Jonas Hellborgs Bass auf Elegant Punk kommt mit richtig viel Energie in den untersten Oktaven rüber, der imaginäre Raum wirkt groß und luftig. Auch bei den heftigtsten Impulsen beleibt das Klangbild fein durchhörbar. Auch wenn die Fülle an Klangereignissen irgendwie aufgeräumter erscheint, als ich das gewöhnt bin, sprüht der Bassist nur so vor Spielfreude. Der Genuin Audio verbindet akribische Durchzeichnung und mitreißende Lebendigkeit auf verblüffende Art und Weise.

Bei Oregons Out Of The Woods als Discovery-Reissue höre ich entgegen meiner Gewohnheit nicht nur „Waterwheel“, sondern beginne mit der ersten Seite. Paul McCandless' Oboe kommt ganz ohne Schärfe rüber, dennoch mangelt es dem Hochtonbereich nicht im mindesten an Energie, wie die enorm farbigen und dynamisch variantenreichen Becken beweisen. Glen Moores Bass grummelt tief und sonor. Später begeistert dann „Waterwheel“ mit jeder Menge Drive. Dabei erklingen auch die schnellen und dichten Passagen sehr durchsichtig. Ralph Towners Pianospiel in „Witchi-Tai-To“ groovt intensiv. Auch bei dieser Scheibe fasziniert die pearl wieder mit der perfekten Mischung aus Feinzeichnung, Klangfarben und Emotionalität. Genug der Schwelgerei in lange nicht gehörten, aber noch immer begeisternden Scheiben.

Mit einer der üblichen Test-LPs befolge ich Walter Fuchs' Tipp, es auch mal mit höheren Abschlussimpedanzen als üblich zu probieren. Egal, ob mit 125 oder 250 Ohm: Ich bin ungeheuer positiv überrascht, wie sehr mich ein Hifi-Klassiker wie Bang, Baaroom And Harp immer noch mitreißen kann. Die pearl versetzt einen in eine der ersten Reihen einer großen Halle, und auf der breiten und tiefen Bühne geht eine Vielzahl von Perkussionisten unterstützt von ein paar weiteren Musikern vehement und voller Spielfreude zur Sache: ein Hochgenuss! Dank der höheren Abschlussimpedanz erscheint der Raum noch organischer und stimmiger, und Becken und Triangeln erstrahlen in hellerem Glanz. Wenn das Etna auf 125 Ohm arbeitet, wirkt das Bassfundament noch einen Hauch solider und die Klangfarben eine Spur wärmer. Da fällt mir die Wahl schwer. Letztlich dürfte sie vom Rest der Kette abhängen. Wenn die Göbel Epoque Aeon Fine Strom in Schall wandeln, tendiere ich zu 125 Ohm, mit den Kawero! Classic dürften wohl eher die 250 Ohm harmonieren.


Für das Lyra Etna wird eine Impedanz von 4,2 Ohm angegeben, die des Transrotor JR Tamino wird zwar offiziell nicht genannt, dürfte aufgrund seiner engen Verwandschaft mit dem Air Tight PC-1 Supreme mit seinem Innenwiderstand von einem Ohm aber noch deutlich niedriger liegen. Aber das ändert nichts daran, dass das Perkussion-Spektakel auf der Living Stereo nun noch mehr Spaß macht als mit dem Etna, was natürich auch ein wenig damit zu tun hat, dass das Lyra im SME V montiert ist, das Tamino aber in der Zwölf-Zoll-Variante von Einsteins The Tonarme. Und der passt mit seiner relativ hohen effektiven Masse und seiner Rigidität einfach perfekt zum Tamino. Das Duo wird von der pearl hervoragend ergänzt: Die Raumanmutung wirkt nicht nur größer, sondern auch realistischer. Es gibt noch ein wenig mehr Druck im Tieftonbereich, und auch die Klangfarben erscheinen ein bisschen satter als bei Etna und SME V.

Ob es noch besser geht, kann nur der direkte Vergleich mit Einsteins beinahe doppelt so teurem The Turntable's Choice zeigen. Dazu lege ich eine alte Three-Blind-Mice-Scheibe auf: Montreux Cyclone mit Bingo Miki und dem Inner Galaxy Orchestra. „Cyclone From The East“ beginnen der Drummer und der Perkussionist mit einer rhythisch verspielten Einleitung, bevor dann ihre 22 Kollegen mit einigen Riffs zum Saxophon- und Flöten-Solo Hidehiko Matsumotos überleiten: pure Energie! Und das völlig unabhängig davon, welcher Entzerrer gerade spielt. Die Unterschiede zwischen beiden sind recht gering. Der Einstein suggeriert eine ein wenig größere Bühne, so dass die Instrumentengruppen minimal feiner differenziert werden und eine Spur plastischer dargestellt werden – was allerdings nur über eine Kette mit sehr hoher Auflösung wahrzunehmen sein dürfte. Die höhere Abschlussimpedanz des pearl erweist sich also auch bei einem System mit sehr geringem Innenwiderstand nicht als Nachteil. Auch mit dem Tamino erreicht Genuin Audios Phonostufe ein sehr hohes klangliches Niveau. Bei sehr kräftigen Pegeln und angehobenem Tonarm lässt die pearl übrigens ein leichtes Rauschen hören, das natürlich vom Laufgeräusch der Nadel in der Rille überdeckt wird und auch sonst nicht stört. Ich hätte es nicht der Erwähnung für wert gefunden, wenn es auch beim Einstein auftreten würde. Aber der spielt ja auch in einer höheren Preisklasse.

Zum Schluss spendiere ich der pearl noch ein paar Songs mit einem Tonabnehmer, der aufgrund seines hohen Innenwiderstandes für höhere Abschlussimpedanzen prädestiniert ist: Brinkmanns EMT ti. Schließlich wähle ich eine Scheibe, die mir schon mit meinen ersten EMTs sehr gut gefallen hat, Jack DeJohnettes Tin Pan Alley, übrigens ein Tipp meines Freundes und heutigen Kollegen Wolfgang Kemper. Ich beginne erst einmal mit moderaten 250 Ohm – obwohl Helmut Brinkmann etwas mehr als das Doppelte empfiehlt. Das Titelstück hat nichts von seiner damaligen Faszination eingebüßt, auch wenn sich bei meiner jetzigen Kette die Musik besser von den Lautsprechern löst, viel mehr Details zutage treten und die Dynamik schier unbegrenzt zu sein scheint. Fern ab all dieser Hifi-Kriterien scheint mir der Sog, den dieses wilde Quartett aus Schlagzeug, Bass, Bariton- und Tenorsaxophon entwickelt, noch intensiver geworden zu sein. Zugegeben, für Pop- und Klassikhörer ist das keine allzu leichte Kost, aber auch dank der enormen Durchzeichnung der pearl treten die Strukturen der Komposition klarer hervor, wodurch sie ein gutes Stück zugänglicher wird.


Ach ja, ich wollte Ihnen ja nicht von diesem in Vergessenheit geratenen Album vorschwärmen, sondern ausprobieren, ob das Ganze mit einer Last von 500 Ohm noch besser klingt. Das tut es! Die Feinzeichnug nimmt noch einmal zu, es gibt noch mehr Luft um die Instrumente und die enorme Spielfreude des Quartett scheint sich noch einmal gesteigert zu haben: einfach fantastisch!

STATEMENT

Bei der krassen Überdimensionierug des Netzteils Old School, bei der Auswahl der Abschlusswiderstände eher eigenwillig, überzeugt die pearl auf ganzer Linie. Walter Fuchs hat für Genuin Audio eine Spaßmaschine kreiert, der man – wenn überhaupt – nur schwer widerstehen kann!
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm SME V, Einstein The Tonearm 12, Thales Simplicity II
Tonabnehmer Transrotor Tamino, Lyra Etna, Brinkmann EMT ti
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp, Audio Exklusiv R7
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Göbel Epoque Aeon Fine, Kaiser Acoustic Kawero! Classic
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Thunder, Tornado (HC), Dragon HC
Zubehör Audioquest Niagara 5000 und 1000, Clearaudio Matrix, AHP Klangmodul IV G, HMS-Wandsteckdosen, Synergistic Research Active Ground Block SE, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, SSC Big Magic Base, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Phonostufe Genuin Pearl
Gerätetyp Phono-Vorverstärker
Mögliche Tonabnehmer Moving Coil (MC), High Output MC, Moving Magnet (MM), Moving Iron (MI)

MC
 
Aufbau Symmetrisch (XLR)
Eingangswiderstand Variabel: 125 Ohm bis 2 kOhm
Eingangskapazität 2 x 470 pF
Verstärkung 20, 22, 24, 26, 28 dB
Gleichtaktunterdrückung > 90 dB zwischen 20 Hz und 20 kHz
Signal-Rauschabstand unbewertet > 60 dB
Signal-Rauschabstand bewertet > 65 dB
Ausgangswiderstand 2 x 47 Ohm

MM/MI
 
Aufbau Unsymmetrisch (RCA-Cinch)
Eingangskapazität Variabel: 47 pF bis 285 pF
Verstärkung 37 dB, 40 dB, 42 dB, 44dB, 46 dB
Signal-Rauschabstand unbewertet > 80 dB
Signal-Rauschabstand bewertet > 90 dB
Ausgangswiderstand 47 Ohm

Allgemein
 
Entzerrung RIAA ohne Neumann-Zeitkonstante
Frequenzgangabweichung 10 Hz – 100 kHz < ±0,3 dB (typisch < 0,1 dB)
Frequenzgangabweichung Kanäle untereinander < ±0,3 dB (typisch < 0,1 dB)
Pegelunterschied Kanäle untereinander < ± 0,3 dB (typisch < 0,1 dB)
Maximale Ausgangsspannung symmetrisch > 19 V effektiv
Maximale Ausgangsspannung unsymmetrisch > 9 V effektiv
Subsonic-Filter schaltbar; 15,9 Hz (-3 dB); 18 dB/Oktave Besselcharakteristik
Overload-Anzeige > 16 dB über 10 mV/1 kHz MM-Eingang
Verzerrungen THD & Noise < 0,001% zwischen 20 Hz und 20 kHz
Intermodulation < 0,001%
Siebkapazität > 80 000 µF
Abmessungen (B x T x H) 205 x 262 x 63 mm
Gewicht 2,4 Kilogramm

Stromversorgung
 
Externes Netzteil Gefilterter Ringkerntransformator mit DC Unterdrückung und Spannungsstabilisierung
Nennleistung 250 Watt
Siebkapazität > 40 000 µF
Abmessungen (B x T x H) 165 x 315 x 70 mm
Gewicht 4,1 Kilogramm
Besonderheit Lieferung im Flightcase
Preis 5.000 Euro

Hersteller
Genuin Audio
Anschrift Byhlener Straße 1
03044 Cottbus
Telefon +49 355 38377808
Telefax +49 355 38377809
Mobil +49 171 6213337
Kontakt www.genuin-audio.de/kontakt
Web www.genuin-audio.de

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