Unter einem ungünstigen Stern stand das 12. Analog-Forum in Krefeld. Dies gilt jedoch ausschließlich für den Autor, der mit einem gesundheitlichen Handicap zu kämpfen hatte und sich deshalb hier gleich entschuldigen möchte für diese nicht ganz so umfangreiche Berichterstattung wie in den Jahren zuvor.
Am ersten Messetag war bei durchwachsenem Wetter die Besucherzahl erfreulich hoch und die Vorführungen waren gleich nach Öffnung der Ausstellung bestens frequentiert. Unter all den Audio-Shows, die inzwischen zahlreich über das Land verteilt stattfinden, ist das Analog-Forum der Analogue Audio Association gefühlt die familiärste. Die Besucher kennen sich aus, gehören selber teils in die kreative Ecke und bauen für den eigenen Bedarf oftmals Lautsprecher oder Verstärker. Es herrscht reges Interesse am Erfahrungsaustausch. Neben den Vorführungen waren die Workshops mit ihren unterschiedlichen Themen zur analogen Musik-Wiedergabe und Raumakustik überaus informativ und dementsprechend gut besucht.
Bei der klanglichen Bewertung der Vorführungen möchte ich mich aus genanntem Grund eher etwas zurückhalten. Besonders gefallen hat mir die Vorführung bei Rike Audio. Georg Arsin legte auf, und die Acapella Harlekin klang an der Rike Audio Phonostufe Sabine und dem Vollverstärker Romy, die beide im Creaktiv-Audio-Rack zusätzlich auf SSC-Basen entkoppelt waren, emotional mitreißend. Donny Hathaway „Live“ intonierte die Anlage im kleinen Raum ansprechend lebendig. Zudem konnte man die Kondensatoren von Rike Audio in Augenschein nehmen.
Analog Tools in Person von Christian Schmauder präsentierte seinen Plattenspieler und Tonarm mit Röhren-Elektronik von Consequence Audio, platziert auf Holz von Wolfsenergie. Dieser Hersteller liefert auch die gelben Animatoren. Wolfsenergie ist nicht verwandt mit Wolf von Langa, der hier die Son, das kleinstes Modell seiner Lautsprecher mit Feldspulen-Antrieb anstelle der üblichen Magnete vorführte. Im Hochtonbereich arbeitet ein AMT. Die Son gibt es ab 13400 Euro. Sehenswert war auch die sicherheitshalber versteckte Netzleiste, bestückt mit Furutech-Netzdosen.
Ikon Akustik zeigte die neue kompakte Concerto Unico. Der passive Lautsprecher lässt sich für den Full-Range-Betrieb oder den im Satelliten-System konfigurieren. Stolz ist man bei Ikon Akustik auf das neu entwickelte Zwei-Wege-Koax-Chassis mit einer Tieftonmembran in Carbonfaser-Nanotechnologie, die eine breitbandige, Partialschwingungen unterdrückende, lineare Reproduktion garantieren soll. Die patentierte Multi-Roll-Sicke erlaubt einen großen Membranhub. Die Carbon-Graphit-Hochtonkalotte überträgt bis 50 Kilohertz. Die massiven Seitenteile, hier aus Wenge, indizieren den soliden Gehäuseaufbau. Ich habe mir die Concento Unico mit Genuss angehört. Der UB 40-Song über den Häftling Gary Tyler klang sehr schön transparent, homogen, impulsiv, aber überhaupt nicht aufdringlich. Schade, dass meine Zeit begrenzt war.
Bei der Vorführung der Lübecker Lautsprecher-Manufaktur Stereokonzept und des Berliner Plattenspielers Cantano sollte eigentlich der neue Stellar Phono-Preamp von PS-Audio zusammen mit deren Stellar Endverstärkern zu hören sein. Der Phono-Preamp war jedoch nicht rechtzeitig eingetroffen. Statt seiner spielte die bewährte Plinius Koru Phonostufe. Darüber tröstete jedoch die neue Stereokonzept 3 Be Standbox hinweg, die hier als Prototyp im Entwicklungsgehäuse gezeigt wurde. Die 3 Be ist bereits ausgereift und ab sofort in edler Stereokonzept-üblicher Oberfläche erhältlich. Mit dem Prototyp erregte man hier Aufmerksamkeit und über eventuelle kleine Beschädigungen brauchte man sich auch keine Sorgen zu machen. Über die Qualitäten der Vorführungen auf den Analog-Foren der letzten Jahre bei Cantano mit Stereokonzept habe ich mehrfach berichtet. Diese Präsentation erreichte wieder in dasselbe hohe Niveau: entspanntes Hören mit viel Feinheiten und ansprechendem, offenen Klangbild.
Der Plattenspieler von Tone Tool liefert die Musik für die Amplifon Lautsprechern, die auf mit Schnitz-Reliefs dekorierten Ständern von Harmonix adäquat platziert sind. Das handgefertigte Kabel-Set von Bruder Jakob ist nicht nur optisch ein entscheidender Beitrag zum guten Klang.
Der Soreal-Audio Vertrieb gab einen Einblick in seine Angebots-Vielfalt, unter anderem den Plattenspieler SRA Seismograph
Valeur Audio demonstrierte diesmal seine Micropoint 2SE in einem der kleinen Räume. Man konnte einige Modelle zum Messe-Sonderpreis erwerben. Neben der Otari Bandmaschine spielte der „alte“ Thorens über die kleinen Bausteine des PickUPMatchingAmplifier und Equalizer Systems von Roger Schult German Audio Lab
Im Raum von Sieveking Sound mit Verity, Cardas Audio, AudiaFlight und Quadraspire galt mein Interesse den Plattenspieler TW-Acustic Raven GT2 für 8000 Euro. Der war hier bestückt mit einem Tonarm Raven 10.5 für 4500 Euro, in dem ein ebenso teures Dynavector DRT-XV1-S montiert war. Der Origin-Live-ZephyrTonarm und das dort eingebaute Dynavector 20X2 L waren zusammen mit 1990 Euro ausgezeichnet.
An diesem ästhetisch nur bedingt ansprechenden Lautsprecher mir unbekannter Herkunft zeigte D.Bruin von Tribute aus den Niederlanden seine aufwändige Micro-Seiki RX-5000 Replik, die an den Füßen gegenüber dem Original modifiziert wurde und nun leichter justierbar ist. Der Tribute wird nur in kleinen Stückzahlen gefertigt. Wer einen original RX-5000 besitzt und ein Ersatzteil benötigt, findet unter www.db-tribute.nl eine hilfreiche Adresse. Der Tribut bezieht seine Qualität durch den Dereneville Antrieb DMS-5001. Bestückt ist der Tribute hier mit dem faszinierenden tangentialen Tonarm DTT-05 von Dereneville.
Oldtimer in restauriertem Zustand, klanglich auf dem Niveau moderner Geräte, konnte man an verschiedenen Stellen sehen und hören. Von besonderer Art sind da die Kugeln aus der DDR, zu bewundern im Raum der AAA und auch bald im Norddeutschen Museum für Hifi- und Studiotechnik in Sehnde-Wehmingen.
Wie immer bot Thomas Fast eine sehr engagierte Demonstration. Als Lautsprecher fungierten die Son von Wolf von Langa.
Im Raum von Dieter Mallach ging es in erster Linie um die Präsentation seiner Kopfhörerverstärker. Neu war sein Plattenspieler mit dazu gehörigem Tonarm, der von MagAudio, der Manufaktur für analoge High-End- und Audio-Technik von Helmut Biermann entwickelt und gefertigt wird. MagAudio zeigte mehrere Ausführungen seines Laufwerkes Clairon Deltamusica mit Pom-Teller im Foyer; die waren also nicht zu hören. Interessantes Zubehör sind die magnetischen Resonanzdämpfer, die es für unterschiedliche Belastungen gibt und die ab 37 Euro pro Stück nicht allzu kostspielig sind. Direkt nebenan konnte man den zumindest optisch imposanten Lautsprecher Walküre für einen Stückpreis ab 14900 Euro bestaunen. Gebaut wird diese 70 Kilo schwere Skulptur von W&B Audiosysteme in Straelen.
Backes & Müller führte in einem größeren Raum im Souterrain die BM Line 15 und die BM Line 35 im Vergleich vor. Auf der gleichen Ebene fanden auch die meisten Workshops statt. Hier geht es um die klanglichen Auswirkungen des AFI-Flat-Plattenbügelautomaten (nicht im Bild).
Wie immer sehr gefragt war die Beratung am Stand von AHP. Für Sie habe ich den Sicherungsautomaten in Einzelteilen auf einer SSC-Basis fotografiert. Im selben Raum gab es auch Vinyl und anderes zu kaufen. Im Hintergrund berät Jörg Labza (mit Schal) vom Axiss-Vertrieb zwei Interessenten auf seine Tonarme von Sorane. Auch der Stand von Dodocus Design war hier zu finden. Dipl.-Ing. Konrad Metzger zeigt hier unter anderem seine neue Ubox-P, eine hochwertige Alternative zu Steckernetzteilen, die je nach technischer Ausführung ab 274 Euro inklusive Anschlusskabel zu bekommen ist.
In einem der großen Räume präsentierte Loftsound eine stattliche Anlage mit dem Plattenspieler-Monument Pendulum II von Rui Borges aus Portugal, eindrucksvoller Röhren-Elektronik von Aries Cerat aus Zypern, und den Cube Audio Lautsprechern Nenuphar aus dem polnischen Posen mit 25-Zentimeter-Breitbandchassis für 15900 Euro
Weltpremiere! Der neue, rein analoge Vorverstärker Elector in 120-Volt-Technologie von SPL wurde erstmals gezeigt. Er entspricht technisch dem kürzlich bei uns getesteten Director Mk2, hat aber keine Digital-Sektion an Bord. Sie sehen ihn im Foto unter dem PrimaryConrol Plattenspieler oberhalb der Mono-Endstufe SPL Performer m1000
Obwohl Dr. Burkhardt Schwäbe von EternalArts üblicherweise aus Überzeugung analoge Tonquellen benutzt, wie auch hier die Ferrograph Logic 7 Bandmaschine, wurde CD vorgeführt. Dafür gab es einen guten Grund: Der Digital Player DP MkII wurde vorgestellt. Den Testbericht über den neuen EteralArts CD-Player mit integriertem, extern zugänglichen Digital-Analog-Wandler können Sie in Kürze bei uns lesen.
An den Lautsprechern von Hornkultur sorgten AirTight Vor- und Endstufe für den Ton. Das Frontend auf dem Rack von Beaudiuful war ein Plattenspieler von Dr. Feickert und Audiospecials Phonolab. Aura Hifi präsentierte eine aufwändige Anlage mit T+A Elektronik – hier zu sehen sind die Röhren-Hybrid-Endstufen aus Herford – und Lautsprechern von Avantgarde Acoustic. Bei Audioconcept standen nicht allein die Lautsprecher PMC twenty5.22 im Vordergrund. Der Neukom Preamp CDA126S und die Neukom Monoblöcke PA135S aus der Schweiz verstärkten das analoge Signal vom Holborne Rotax Plattenspieler. An großen Geithein Aktivlautsprechern führte Dr. Feickert Analogue seine Laufwerke vor.
Eine gelungene Vorführung erlebte ich bei ATR. Wie Dirk Sommer in seinem Überblick über die Westdeutschen Hifi-Tage bereits berichtete, hat Audio Trade einige neue Marken im Programm. Dazu gehören auch die von mir getesteten und seitdem hoch geschätzten Phonovorstufen von Blue Amp. Blue Amp-Entwickler Rolf Becker war aus dem Schwarzwald angereist und demonstrierte die klanglichen Unterschiede seiner drei symmetrischen Phonovorstufen. Besonders eindrucksvoll und auch in origineller Manier verdeutlichte er dem Publikum die Vorzüge des symmetrischen Prinzips. Mithilfe der Verstärker und Lautsprecher von Ensemble aus der Schweiz gelang die Demonstration sehr überzeugend. Vom taiwanesischen Hersteller Tien kommt der hier in Rot gezeigte Plattenspieler mit variablem Drehmoment. Das kenne ich bislang nur von PrimaryControl. Der zweit Plattenspieler stammt aus Kanada von Zavfino. Beide dienten Rolf Becker als Quelle für seine Blue Amps.
Abschließend noch ein Blick auf die großen Lautsprecher von Blumenhofer-Acoustics und ihre Zuspieler von Traformatic aus Serbien. Die alternative kleinere Anlage wurde während meiner Anwesenheit nicht gespielt. Die Fläschchen auf dem Audiomöbel dürften dem einen oder anderen Besucher dieses Analog-Forums eine freudige abends-danach-Perspektive eröffnet haben. Insgesamt war dieses Forum dank des hohem Spaß- und Erlebnis-Faktors sehr gelungen.