Nein, das ist kein déjà-vu. Vor etwas mehr als vier Monaten stellte ich Ihnen an dieser Stelle den Roon Nucleus+ vor. Heute geht es um den einfachen Nucleus ohne Plus. Und der ist nicht nur günstiger, sondern hat im Rahmen der Modellpflege in einer Beziehung mehr zu bieten als die Vorgängermodelle: Platz.
Bei der Beschäftigung mit dem Nucleus+ hatte ich die Auswirkung der verschiedenen Speicherorte für die Musikdateien – externe USB-Festplatte, netzwerkgebundener Speicher (NAS) und eingebaute HDD – miteinander verglichen und empfohlen, eine Festplatte im Gehäuse des Roon zu montieren. Die klanglichen Unterschiede zu einem deutlich kostspieligeren NAS wie etwa einem Melco bewegten sich im Geschmacksbereich. Der Tipp galt allerdings nur, wenn man sich sicher sein konnte, mit zwei Terabyte Speicherplatz auszukommen, denn das Gehäuse der Nucleus+ ließ nur 2,5-Zoll-Festplatten mit einer Bauhöhe von 9,5 Millimetern zu. Bei Seagate beispielsweise sind aber alle Platten mit einer Kapazität von über zwei Terabyte zu dick, um in den Nucleus zu passen. Erfreulicherweise unterzog Roon seine Server – egal ob mit oder ohne Plus – einem optischen Facelift: Die Aluminium-Druckguss-Gehäuse wurden breiter, minimal tiefer und ein Stück niedriger – und lassen damit Platz für deutlich dickere Hard Disks. Damit sind auch Fünf-Terabyte-Platten möglich, ein Grund mehr, sich für einen der beiden Nuclei zu entscheiden: Auch Besitzer größerer Musiksammlungen können damit den Grundstein für eine preisgünstige digitale Quelle mit allen Annehmlichkeiten von Roon legen.
Der Nucleus kostet 1.500 Euro und damit 1.100 Euro weniger als die Plus-Variante. Er basiert auf einem Intel NUC mit i3-Prozessor und besitzt einen internen Speicher mit vier Gigabyte. Im Multiroom-Betrieb können deshalb „nur“ bis zu sechs Zonen versorgt werden, und laut Roon sind zwar alle DSP-Funktion im PCM-Modus nutzbar, bei der Umwandlung in DSD in Kombination mit dem Streamen in mehrere Zonen kann es aber zu Einschränkungen kommen. Da ich aber – analoger Sozialisierung sei Dank – kein Freund digitaler Raumentzerrungen bin, interessiert mich vorrangig, ob der „kleine“ Nucleus genug Rechenkraft besitzt, um alle Signalbearbeitungen durchzuführen, die beim Nucleus+ zu deutlich besserem Klang geführt haben. Der hatte besonders gut mit dem Aries Femto und dem Mytek Manhattan II harmoniert, wenn alle Formate vor dem Transport zum Aries über das Netz nach dem „Roon Advanced Audio Transport“- oder kurz RAAT-Protokoll auf vierfach DSD umgerechnet wurden, dieser Prozess mit einen Delta-Sigma-Modulator siebten Grades vorgenommen wurde und dabei die iterative Optimierungstechnik„CLANS“ – „Closed Loop Analysis of Noise Shapers“ – aktiviert war.
Ich rechne mit recht geringen klanglichen Unterschieden zwischen den beiden Nuclei und deshalb vergleiche ich sie in der höher auflösenden Kette im Arbeitszimmer. Da dort üblicherweise ein leistungsschwacher Router von Belkin zur Kommunikation mit einem iPad ohne Verbindung zum Internet Dienst tut, die Roons diese aber benötigen, habe ich ein langes Audioquest Carbon zwischen dem Fritz-Router in der Küche und dem SOtM-Switch im Arbeitszimmer verlegt. Wie bei Roon üblich war es völlig unkompliziert, den Nucleus mit dem Aries G1 und dem Melco zu verbinden. Da sich schon im Test des Nucleus+ gezeigt hatte, dass dieser mit dem Daten vom NAS genau so gut klingt wie mit solchen von einer internen HDD, habe ich auf den Einbau von Platten in die beiden Roons verzichtet. In Ermangelung eines zweiten SBooster-Netzteils mit 19 Volt mussten sich die beiden Server mit den mitgelieferten Stromversorgungen begnügen.
Das Umrechnen aller Musikdaten in Quad-DSD mit einem Modulator siebten Grades bereitet dem Nucleus keinerlei Probleme. Das habe ich dann aber kurz deaktiviert, um zu hören, wie es der Roon mit dem Streamen hält. Ein Musik-File von 44,1 Kilohertz an drei Zonen zu senden, scheint eine zu leichte Übung zu sein. Aber auch eine Datei mit 192 Kilohertz kommt ohne einen einzigen Aussetzer in drei verschiedenen Aries – Femto, Mini und G1 – an. Bei derselben Datenrate gibt es in einer Gruppe von drei Teilnehmern bei Auralics DS-Lightning hin und wieder kurze Unterbrechungen. Und das spricht für Roons Netzwerk-Protokoll. Weder beim Umrechnen in DSD noch beim Verteilen von Musik in mehrere Räume leistet sich der Nucleus die kleinste Schwäche. Wenn Sie keine Villa mit einer Vielzahl von Räumen beschallen möchten, könnte der „kleine“ Server die bessere, weil preisgünstigere Wahl sein – vorausgesetzt er klingt ebenso gut wie die Plus-Version.
Für diesen Vergleich habe ich den M-Scaler aus dem Signalweg genommen, da er DSD in PCM zurück wandelt und Chord Electronics' Dave in den „DSD+ Mode“ geschaltet: So klingt DSD noch besser. Und ich habe auch nicht das Geringste an der Darbietung des Nucleus auszusetzen: Er begeistert bei entsprechenden Aufnahmen mit einem riesigen Raum, packender Dynamik und jeder Menge Druck im Tieftonbereich. Ein wirklicher Genuss. Hätte ich nur nicht zum Nucleus+ gewechselt! Denn der lässt die imaginäre Bühne noch minimal tiefer wirken und setzt im Bassbereich stärker auf Präzision denn auf auf schiere Energie. Nein, ich muss leider zugegen, dass sich für meinen Geschmack die Investition in mehr Rechenleistung zumindest in meiner sehr hochauflösenden Kette bezahlt macht. Aber so eine Entscheidung sollte man natürlich nicht anhand eines Albums treffen. Aber auch bei einem Song, bei dem es vor allem um Rhythmus und Groove geht, macht der Plus ein ganz klein Wenig mehr Spass. Wie gesagt, die Unterschiede sind keinesfalls gravierend. Ich würde – ohne direkten Vergleich – sicherlich auch mit dem Nucleus glücklich. Aber hier ist das minimal Bessere der Feind des sehr Guten. Ich habe es dann noch einmal mit der „Polka“ aus Schostakowitschs Das Goldene Zeitalter probiert. Auch wenn es wieder nur Marginalien sind: Klangfarben, musikalischer Fluss und Luftigkeit sprechen für den „großen“ Nucleus.
STATEMENT
Egal, ob Sie eher mit dem Nucleus oder dem Nucleus+ liebäugeln, das neue Gehäuse ist ein geldwerter Vorteil: Eine entsprechend große Festplatte macht die Investition in einen audiophilen, netzgebundenen Speicher überflüssig. Ob Sie einen Teil des Gesparten gleich für die höhere Rechenleistung des Plus ausgeben, dürfte sehr stark vom Rest ihrer Anlage abhängen. Eine hervorragende Wahl ist der Roon Nucleus allemal – jeder von beiden in seiner Preisklasse!
Gehört mit
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NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streamer | Auralic Aries G1 |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8 |
10-MHz-Clock | SOtM SCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Vorverstärker | Audio Exklusiv R7 |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Göbel High End Lacorde, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3, SOtM dBCL-BNC, Forcelines |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Synergistic Research Active Ground Block SE, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Roon Nucleus
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Anschlüsse | 5,5-mm-Buchse für 12-19V Gleichstrom, 2 x USB 3.0 für Festplatte oder DAC, 1 x HDMI (Stereo- und Mehrkanal-Audio-Ausgang), Gigabit Ethernet LAN, Thunderbolt 3 |
Interne Festplatten-Aufnahme | 2,5“ SATA SSD oder HDD |
Kapazität der Bibliothek | über 10.000 Alben oder 100.000 Tracks |
Multi-room Streaming | bis zu 6 Zonen gleichzeitig |
DSP-Kapazität | alle DSP-Funktionen für PCM verfügbar, bestimmte Kombinationen mehrerer Zonen und Upsampling in DSD nicht möglich |
Mitgeliefertes Zubehör | Steckernetzteil (19V, 60W), Steckereinsätze US/UK/EU/AU, Quick Start Guide |
Home Automation und Erweiterbarkeit | Roon API, Control4 Driver, Crestron Driver |
Gewicht | 2,5kg |
Preis | 1500 Euro |
Vertrieb
ATR - Audio Trade
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