SPL Electronics fertigt vor allem hochwertige Studio-Geräte für Aufnahmen und deren Mastering. Einige von ihnen sind mit identischen Funktionen auch als Software erhältlich und bieten im Zusammenspiel mit der aktuellen Player-Software Audirvana Plus beachtenswerte Möglichkeiten zur Klangverbesserung.
Wenige Wochen nachdem ich auf dem Analog-Forum in Krefeld mit dem SPL-Entwickler Bastian Neu und dem Marketing-Chef Sascha Flocken über die Möglicheit gesprochen hatte, für Hifi-Anwendungen sinnvolle Equalizer-Plugins in Hifistatement zu beschreiben, veröffentlichte Audirvana die Vorgehensweise zur Integration von Equalizern in die neueste Player-Software. Damit war für mich klar, ich sollte mich zeitnah mit dem Thema beschäftigen. Anlässe hatte ich genug. Denn nicht nur ich, sondern auch andere Audirvana-Nutzer in meinem Umfeld bemerken immer mal wieder, dass eine hochwertige Klangregelung hilfreich wäre. Dies betrifft in erster Linie Liebhaber unterschiedlicher Musik-Genres. Bei im weitesten Sinne klassischer Musik besteht häufig der Wunsch nach einem warmen Klangbild mit ausgeprägtem Grundton. Für Rockmusik kann dies dann durchaus kontraproduktiv sein und gefühlt etwas in Richtung Trägheit gehen, weil die gewollte Aggressivität gebremst wird. So wäre es nicht verkehrt, ja begrüßenswert, unterschiedliche Klang-Einstellungen abrufbar zu haben.
Nun mag man zurecht einwenden, es gäbe ja Player-Software auf hohem Niveau, die schon ihrerseits solche auf verschiedene Genres bezogene Klangkorrekturen beinhalten. Auch können dort häufig unter einer vom Benutzer definierten Einstellung individuelle Regelungen vorgenommen werden. Das ist vielleicht im Einzelfall ausreichend, jedoch weit entfernt von den Möglichkeiten, die hochwertige Equalizer-Plugins bieten können. Zudem gilt Audirvana als einer der audiophilsten Player und erfreut sich deshalb großer Beliebtheit. In das aktuelle Audirvana lassen sich sowohl in der Apple-Version als auch in der Windows-Variante alle Plugins im VST3-Format einbinden. Nach meiner Einschätzung dürfte der SPL-Equalizer Passeq für die oben genannten Ansprüche eine ausgezeichnete Komponente sein, da seine Regelmöglichkeiten auf gezielte tonale Veränderungen ausgerichtet sind. SPL Electronics hat seine Plugins für die Profi-Szene entwickelt in exakter Anlehnung an die jeweilige Geräte-Hardware, die ihrerseits eine Menge Geld kostet. Vermarktet werden diese Plugins über die Internet-Anbieter Plugin Alliance oder Universal Audio. Wie das ursprünglichen Gerät bringt auch die Einbindung der Plugins in die Audirvana Software einen, wenn auch minimalen, Eigenklang mit sich. Ob dieser dem Originalgerät entspricht, kann ich nicht sagen, da ich es nicht zum Vergleich zur Verfügung habe. Der Eigenklang der Plugins dürfte jedoch weitaus weniger ausgeprägt sein als der der Hardware. Man bedenke nur, dass bei der Hardware auch die Signal-Kabel und die Stromleitung klanglich eine Rolle spielen. Riesig ist der Unterschied beim Preis von Software und Hardware. Nehmen wir als Beispiel den Passeq, der als Gerät ohne Anschlusskabel, die seiner würdig wären, mit 4500 Euro das Portemonnaie belastet, das Plugin jedoch nur mit vergleichsweise bescheidenen 200 Dollar zuzüglich Mehrwertsteuer bei Plugin Alliance ausgepreist ist. Sascha Flocken sagte mir in Krefeld, dass die Preise stark variieren, auch bei einem einzigen Anbieter, so dass es lohnen mag, auf ein Sonderangebot zu warten. In Relation zum Kaufpreis für Audirvana kostet das Passeq-Plugin regulär knapp dreimal soviel. Gemessen an den klanglichen Möglichkeiten, soviel schon jetzt, ist die Investition nicht hoch. Eher ist der Autor der Meinung, dass Audirvana Plus für die 75 Euro enorm viel bietet und sehr günstig ist. Es ist wie immer: Will man noch etwas mehr, wird’s, wie hier mit dem Plugin, relativ teuer. Schön ist in diesem Zusammenhang, dass Plugin Alliance die Software für vierzehn Tage kostenlos zum Ausprobieren zur Verfügung stellt. Das ist viel Zeit. Jedoch ist das Einarbeiten in den PassEQ auch kein Kinderspiel. Es ist halt ein Gerät, das für Profis entwickelt wurde, die wissen, was zu tun ist. Bevor man die Software zu bedienen versucht, ist das Studium der Bedienungsanleitungen vom Passeq oder auch vom Vitalizer MK2T schon sehr empfehlenswert. Die SPL-Equalizer sind in hohem Maße zielführend, bedürfen aber der Beschäftigung mit ihren Funktionen und ein gewisses Grundverständnis, das man sich jedoch erarbeiten kann. Für diese Mühe wird man reichlich mit klanglichem Vorteil belohnt. Ein Nachteil der Plugins ist natürlich, dass sie einzig bei Computer-Hifi anwendbar sind. Ein eventuell vorhandener CD-Spieler oder gar die Vinyl-Abteilung profitieren nicht davon. Dafür wäre dann die Hardware-Alternative geeignet, eingeschleift zwischen Vor- und Endstufe oder über Tape-Monitor, falls vorhanden. Ich habe mich schon in verschiedenen Berichten dahingehend geäußert, dass ich die Musik vom CD-Player der gerippten Version vom Rechner in den allermeisten Fällen vorziehe. Mit der Passeq-Plugin-Erfahrung scheint sich zumindest bei Klassik das Blatt jetzt zu wenden.
Ich habe den Passeq als Beispiel für einen Equalizer gewählt. Es lassen sich selbstverständlich auch andere Equalizer einbinden, auch von anderen Herstellern als SPL. Ganz anders anders als der Passeq funktioniert der Vitalizer MK2T von SPL. Er dient der Sound-Aufbereitung auf eine ganz interessante Art. So lässt sich zum Beispiel die Basisbreite einer Stereo-Aufnahme verändern. Der Bass kann weicher oder knackiger justiert werden. Auch sind Frequenzgang-Beeinflussungen vorgesehen. Der Vitalizer MK2T ist nach meiner Einschätzung eine hervorragende Komponente, um Oldies oder seitens der Aufnahme weniger gelungene Musik aufzupeppen. Auf dem eigentlich von Joe Henry klanglich recht gut produzierten Album der Carolina Chocolate Drops Genuine Negro Jig kleben beim Song „Cornbread And Butterbeans“ die Instrumente auf der linken Seite etwas am Lautsprecher. Mit leicht über die Hälfte aufgedrehtem Stereo-Expander löst sich die Instrumentierung von der Box und erweitert die Bühne etwas mehr nach außen. Das gefällt mir. Zu bedenken ist, dass bei solchen Veränderungen der Musik und nicht nur durch Pegel-Anhebungen, Übersteuerungen passieren können. Dann muss der Pegel mit dem Output-Regler entsprechend zurückgenommen werden. Dieses Feature besitzt das Hardware-Vorbild nicht, weil das leibhaftige Gerät keine Pegel-Probleme generiert. Dies sollte man bei allen Plugins in Audirvana berücksichtigen, es ist letztlich klanglich aber unerheblich.
Die Integration eines oder mehrerer Plugins in Audirvana ist ziemlich einfach. Man lade die Equalizer-Software zum Beispiel bei Plugin Alliance herunter, entpacke die Zipp-Datei und installiere sie in Audirvana folgendermaßen: Klicken Sie auf das Lautsprecher-Symbol unten in der Player-Software. Klicken Sie dann auf das Symbol > neben dem gewünschten Wiedergabe-Weg. In meinem Falle ist das der Mutec-Reclocker mit dem folgenden PS Audio DirectStream-DAC. Jetzt können Sie die Plugins ganz einfach unter Audio-Signal-Processing aufrufen. Wenn Sie, wie in meinem Falle den Passeq und den Vitalizer benutzen, platziert Audirvana beide unter einem Auswahl-Button. Sie müssen dann entscheiden, welchen der Software-Equalizer Sie nutzen möchten. Einen anderen können Sie auf Speicherplatz zwei aufrufen, weitere auf drei und vier. Mit einem übergeordneten Schiebe-Button erlaubt Audirvana das komplette Ein- oder Ausschalten des gesamten Audio-Signal-Processings, also aller eingebundenen Equalizer. So kann man direkt vergleichen, wenn man dies möchte. Alles funktioniert sowohl mit DSD wie auch mit PCM-Files. Wenn Sie die Einstellungen im laufenden Spielbetrieb handhaben möchten, aktivieren Sie den Realtime-Schalter. Dann werden alle aktiven Equalizer, sobald die Musik spielt, sichtbar. Auf diese Weise werden die vorgenommenen Veränderungen sofort hörbar, was zum Einstellen nach Gehör enorm hilfreich ist. Realtime funktioniert nicht bei DSD-Files, die auch als solche ausgegeben werden sollen und nicht von Audirvana in PCM konvertiert wurden. Denn im DSD-Format können ja grundsätzlich keine Pegelveränderungen vorgenommen werden. Hier muss die Regelung stattfinden, bevor die Musik geladen wird. In der Praxis ist das unbedeutend, da man für das Erarbeiten der richtigen Einstellung ja auf PCM-Konvertierung schalten kann. Hat man dann die individuelle Lösung gefunden und abgespeichert, geht man einfach wieder auf DSD zurück.
Beim Passeq kann ich so gut wie keinen Eigenklang des Plugins feststellen. In Audirvana gibt es vier Plätze für Equalizer. Der Passeq selber bietet ebenfalls vier Speicherplätze. Verwendet man also ausschließlich den Passeq, lassen sich bis zu sechzehn verschiedene Einstellungen speichern. Die vier Speicherplätze in Audirvana lassen sich gleichzeitig miteinander kombinieren und aktivieren. So können Sie nach Gehör, oder besser nach einer vorausgegangenen Messung, eine Raummode glätten und diese Einstellung zum Beispiel auf Speicherplatz eins in Audirvana legen. Sollten weitere Raummoden zu eliminieren sein, legen Sie weitere Filter auf Speicherplatz zwei bis vier. Für weitere Speicherung von Einstellungen, wie Genre-bezogene Klangreglung, sind die Speicherplätze am Passeq selbst bevorzugt geeignet, weil Sie ja jeweils nur den einen für die gerade gehörte Musikrichtung wie Klassik, Rock oder anderes benötigen. Auf den Speicherplätzen in Audirvana, die Sie für eine Raumkorrektur nicht benötigen, hätten Sie Platz für den Vitalizer mit seinem speziellen Soundtuning, der seinerseits auch vier eigene Programmierplätze zur Verfügung stellt. Insgesamt sind die Möglichkeiten vor allem wegen des ausgeklügelten Übereinanderlegens in Audirvana sehr vielseitig. Zu berücksichtigen sind allerdings zwei Dinge: Die wählbaren Frequenzen, falls man mehrere Passeq gleichzeitig einbindet, sind oftmals keine Verdopplungen. So wären zum Beispiels mit drei Plugins nicht 30, 60 und 120 Hertz wählbar, sondern 30, 60 und 140 Hertz. Sobald man das Plugin aus der Konfiguration nimmt, sind die Einstellungen leider weg. Man tut gut daran, sorgsam ermittelte Einstellungen sicherheitshalber zu notieren!
SPL empfiehlt in der Bedienungsanleitung, beim Ändern des Frequenzganges stets mit dem Absenken von Frequenzbereichen zu beginnen, bevor man anhebt und nennt dies das Yin und Yang-Prinzip. Es ist gut zu wissen, dass eine Absenkung an geeigneter Stelle meist nur die Hälfte der Korrektur-Amplitude benötigt wie eine entsprechende Anhebung an anderer geeigneter Stelle. An Beispielen werden in der Bedienungsanleitung die Auswirkungen auf die Tonalität beschrieben. Ich zitiere hier mal: „Einer Stimme mehr Wärme zu verleihen wird ihre Präsenz verringern. Bei der Arbeit mit dem EQ das Yin und Yang-Prinzip anzuwenden heißt, sich idealerweise immer mit sich ergänzenden Frequenzbereichen zu beschäftigen, beispielsweise um einen sowohl warmen als auch präsenten Klang zu erhalten. Härte im oberen Mittenbereich bis zu den unteren Höhen kann mit mehreren Maßnahmen bekämpft werden: Eine hart klingende Trompeten-Sektion kann mit einer Reduktion um 6-8 Kilohertz verbessert werden und/oder mit einer Anhebung bei etwa 250 hertz. Beide Maßnahmen ergeben einen wärmeren Klang, entscheidend für die Wahl der Maßnahme ist, was sich besser auf die übrigen Elemente der Mischung auswirkt.“ Wie gesagt, der Passeq ist für Profis gemacht. Vierzehn Tage Zeit zum Ausprobieren sind ein guter Zeitrahmen für erste, Früchte tragende Erfahrungen. Mein Tipp ist, die Bedienungsanleitung vorher zu studieren, damit man in seinem Vorgehen die Möglichkeiten dieses tollen Plugins richtig nutzt und versteht, was passiert. Die Komplexität des Passeq will ich hier nicht beschreiben. Die finden sich auf der Website und auch in vielen Testberichten aus der Profi-Szene.
Nach reichlichem Probieren, was mir vor allem im Realtime-Modus viel Spaß gemacht hat, ist in meiner Kette letztlich eine einzige Klangregelung – und zwar eine Absenkung bei 3,5 Kilohertz um 2,5 Dezibel – geblieben. Klassische Musik bekommt mit dieser leicht geänderten Tonalität an meinen Triangle Grand Concert-Lautsprechern einen deutlich fundierten Grundton. Vor allem Streichern mit ausgeprägter Präsenz gereicht dies zum Vorteil, weil sie überzeugend an Struktur gewinnen. Auch ein Piano zeigt jetzt seinen Holz-Korpus deutlich und gleichzeitig Wucht und in der Tiefe gestaffelte Detail-Auflösung. Orchestrales ist eindeutig näher am realen Konzertsaal. Dort klingt es zwar auch nie gleich; die genannte Absenkung gibt aber vor allem den Streichern eine intensivere Grundton-Wärme und sie erwies sich sogar bei anderen Genres als ideal. Das gilt für viele Jazz-Alben, aber auch für Rock-Balladen wie „Perfect Day“ von Lou Reeds Album Transformer. Mit dem Passeq sehe ich mich in der Lage, jederzeit wunschgemäß und sensibel Korrekturen vorzunehmen. Mein CD-Spieler hat es vor allem bei klassischer Musik nun schwer. Da würde wohl nur die kostspieligere Hardware-Lösung Abhilfe schaffen. Und hin und wieder würde ich auch, vor allem bei Oldies oder klanglich nicht ganz so gut produzierten Alben, den SPL Vitalizer einsetzen. Lassen Sie mich noch kurz etwas zum Preis sagen. Selbst wenn ich davon ausgehe, dass ein Plugin wie das SPL Passeq etwa dreimal so teuer ist wie die Audirvana-Software und ich darüber hinaus feststelle, dass ich pro Kanal möglicherweise nur zwei Regler betätige – die Software koppelt übrigens auf Wunsch die beiden Kanäle, so dass nur ein Regler betätigt werden muss –, ist die Investition sinnvoll. Denn außer der deutlich kostspieligeren, identischen Hardware, gibt es wohl keine Möglichkeit, derart gezielt und effektiv die eigene Anlage auch hinsichtlich der Raumakustik ganz nach persönlichem Geschmac zu optimieren. Investitionen in noch so teure Verstärker oder Lautsprecher sind da keine wirkliche Alternative.
STATEMENT
Audirvana ist sowohl Mac- als auch für Windows-Nutzern als hochkarätiger Highres-Player bekannt. Dank ständiger Produkt-Pflege ist das Einbinden von Klangkorrektur-Plugins möglich. Da ist das für den professionellen Studio-Bereich entwickelte Programm von SPL Electronics eine Fundgrube. Der Vitalizer und besonders der Passeq dürften Musikliebhabern, die sich die Zeit für sorgfältige Einstellungen nehmen, bis dahin nicht gekannte klangliche Verbesserungen ermöglichen und so noch größeres Hörvergnügen vermitteln.
Gehört mit
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Computer | Dell i7 mit Windows 10 Pro, Audirvana Plus für Windows 10 3.5. |
Reclocker | Mutec MC-3+ Smart Clock USB |
DA-Wandler | PS Audio Direct-Stream-DAC |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, In-akustik Black&White NF-1302, Audio gd NF Cinch und XLR, QED Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, Real-Cable HD-TDC mit Enacom LS, Audioquest Niagara 5000, Hurricane HC. Source und NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, AHP Klangmodul Ivg, Furutech NFC Wandsteckdose, Raum-Absorber von mbakustik und Browne Akustik |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Hersteller
Audirvana
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Web | audirvana.com |
Vertrieb
SPL Plugins
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Web | www.plugin-alliance.com |