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Chord ÉTUDE

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Die preisgünstigste Möglichkeit, Chords neues Schaltungskonzept zu erleben, ist die Endstufe Chord ÉTUDE, die sich beim Design an den fulminanten DAVE orientiert. Sie ist das jüngste Mitglied der kompakten CHORAL-Serie, das der CD-Transport BLU2 komplettiert.

Auf der letzten Highend in München präsentierte Jahn Franks, der CEO und Entwickler von Chord Electronics, seine Referenzserie Ultima. Ursprünglich war geplant, eine dieser Endstufen zu testen, aber die Nachfrage ist aktuell so groß, dass wir dieses Vorhaben wohl erst später im Jahresverlauf realisieren können. Dasselbe Schaltungsdesign dieser ultimativen Serie steckt aber auch in der kompakten Chord Étude. Ich hatte selbst bereits eine Chord Endstufe, die SPM 1050 MKII im Test, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Die Étude ist zwar deutlich kompakter und kleiner, aber eben mit der allerneuesten Chord-Schaltungstopologie gesegnet, die erstmals seit vielen Jahren entscheidend verändert und verbessert wurde.

Das Herzstück einer jeden guten Endstufe ist das Netzteil. Hier geht Chord seit jeher eigene Wege: Die meisten Verstärker von hoherer Qualität verwenden sehr große und schwere 50- oder 60-Hertz-Netztransformatoren. Diese bilden zusammen mit Gleichrichtern und Speicherkondensatoren die übliche Art der Stromversorgung. Ein solches klassisches Standardnetzteil wurde entwickelt, um Energie 100-mal pro Sekunde zu speichern. Leider sind die Anforderungen für die Wiedergabe der meisten Arten von Musik viel höher und manchmal bedeutet dies, dass herkömmliche Verstärker bei Audiofrequenzen nicht ausreichend Energie liefern können. Alle Chord-Verstärker verwenden die fortschrittliche Hochfrequenz-Stromversorgungstechnologie, die ursprünglich für den Einsatz in der Luft- und Raumfahrt, in der Telekommunikation und in der Datenverarbeitung entwickelt wurde, wo Qualität und Leistung benötigt werden, jedoch in einem sehr platzsparenden Design.

Bei einer Hochfrequenzstromversorgung wird die ankommende Netzspannung gefiltert und dann gleichgerichtet, um eine Gleichstromversorgung mit sehr hoher Spannung zu erzeugen. Der resultierende Gleichstrom wird in einer Bank von Hochspannungskondensatoren gespeichert und dann unter Verwendung von Hochspannungs-MOSFETs mit einer Frequenz von 80 Kilohertz getaktet. Die resultierende Wellenform durchläuft dann einen speziellen Hochfrequenztransformator mit Keramikkern, der mit einem einzelnen mehradrigen Litzendraht umwickelt ist, um Kupferverluste zu vermeiden, die mit dem „Skin-Effekt" bei diesen Frequenzen verbunden sind. Das Chord-Netzteil ist ein in sich geschlossenes, selbstüberwachendes Modul, das allen Chord-Verstärkern gemeinsam ist und für deren außergewöhnliche Leistung von grundlegender Bedeutung sein soll Ein ausgeklügeltes Netzeingangsfilter sorgt dafür, dass nicht nur das Netzteil besonders gut gegen Störungen aus dem Netz geschirmt ist, sondern auch das Netz selbst von den Emissionen des Verstärkers völlig unberührt bleibt.


Das Prinzip einer dynamischen Kopplung innerhalb des Netzteils verwendet Chord auch bei der Étude. Es ist ein einzigartiges System, wo die positive und negative Versorgungsspannungen gegenseitig durch einen starken magnetischen Fluss gekoppelt sind. Dabei wird eine positive Last stets im gleichen Maß von einer negativen Leistung begleitet und umgekehrt. Das soll im Ergebnis zu einer gleichmäßigeren Leistungsabgabe führen und Störungen durch Masseschleifen und Modulationsverzerrungen verhindern. Dieses System hält den Verstärker letztendlich dynamisch im Gleichgewicht. Diese auch in den neuen ULTIMA-Endstufen verwendete Technologie beinhaltet eine Fehlerkorrektur mit zwei Vorwärtskopplungen, die auf einem technischen Artikel von Dr. Malcom J. Hawksford basiert, ein emeritierter Professor der Essex University. Sie wurde von Bob Cordell von Bell Labs aufgegriffen und verfeinert. Cordell stellte ein kleines Verstärker-Design vor, das eine beispiellose harmonische Gesamtverzerrung von 0,001 Prozent bei 20 Kilohertz aufwies. John Franks ließ sich von diesem Design inspirieren, um es unter Verwendung des vorhandenen Hochfrequenz-Schaltnetzteils auf ein höheres Niveau zu bringen. John Franks hat das Design der Dual-Feed-Forward-Fehlerkorrektur weiterentwickelt: Dank verschachtelter Vorwärts- und globaler Rückkopplung können die eigenen, speziell entwickelten MOS-FET-Ausgangstransistoren mit zwei Silizium-Chips eine einzigartige Leistung erbringen. Bei der Étude kommen hier TO3P-Typen zum Einsatz, exklusiv für Chord Electronics von einem britischen Hersteller von Halbleitern in der Luft- und Raumfahrtindustrie gefertigt werden.

Das Schaltungsdesign passt die individuelle Verstärkungskurven der Ausgangstransistoren intelligent an und kompensiert sie. In der Étude kommen zwei Bänke von vier 250-Watt-MOSFETs mit lateraler Struktur zum Einsatzt. Damit kann sie 150 Watt an vier Ohm oder 300 Watt im gebrückten Monomodus liefern. Die Étude verfügt dabei über drei separate Stromversorgungsstufen, wobei das dritte HFS-Netzteil für die Stromversorgung der restlichen Geräteperiphere genutzt wird. Wie bei den Referenz-Ultima-Modellen kommen Class-AB-Ausgangsstufen mit sliding Bias, also einer gleitenden Vorspannung zum Einsatz. Die Kühlung erfolgt sowohl über einen Kühlkörper und dem aus einem einzigen Block gefertigten Aluminiumgehäuse als auch über einen Lüfter, der jedoch im Betrieb praktisch nicht zu hören ist.

Ob die vielen konstruktiven Maßnahmen aber letztlich beim Kunden ankommen, kann nur ein Hörtest klären. Wir machten uns das Motto eines Bonbonherstellers zu eigen und einigten uns mit Chord auf „Nimm zwei“, eine Étude im silbernen Aluminiumgehäuse und eine zweite im schwarz eloxierten. Dabei hörte ich zunächst eine bereits eingespielte Endstufe in der Stereoversion. Die zweite Endstufe war komplett neu und durfte sich in der Zwischenzeit an meiner Zweitanlage einspielen. Beeindruckend ist aber zunächst, was man nicht hört, nämlich Rauschen. Das war mir bereits beim Test der Chord SPM 1050 MKII aufgefallen, aber die Etude ist in dieser Hinsicht wohl noch einen Tick besser. Rauschen und hochfrequente „Hashs“ sind bei Chord-Netzteilen offenbar überhaupt kein Problem. Zehn Jahre Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet zahlen sich hier aus: Die Produkte von Chord erfüllen die CE-Emissions-, Oberschwingungs- und Immunitätstests stets problemlos.


Eine Etüde ist laut Wikipedia in ihrem ursprünglichen Wortsinn ein Instrumentalwerk für ein Soloinstrument, das dem Musizierenden zu größeren Fertigkeiten auf seinem Instrument verhelfen soll. Ich hörte deshalb als Erstes elektronische Harfe von Andreas Vollenweider und den Klassiker „Caverna Magica“ des gleichnamigen Albums. In der Anfangssequenz des Stücks sind hier Schritte in einer Höhle zu hören, die ich ganz selten so extrem prägnant in der Wiedergabe vernehmen konnte. Auch das Knirschen der Schuhe auf dem steinigen Boden war in einem faszinierenden Realismus zu erleben. Vollenweiders seidiges und virtuoses Harfespiel gab die Étude sehr transparent und mit guter Durchhörbarkeit wieder, das Ausklingen einzelner Töne ist eine Ohrenweide.

Nun muss eine gute Endstufe natürlich nicht nur Soloinstrumente, sondern natürlich auch komplexe Musikpassagen beherrschen und vor allem kontrolliert wiedergeben. Die Chord Étude hatte meine Wilson MAXX auch bei Mike Le Donne und dessen Stück „Come back baby“ aus dem Album From the Heart gut im Griff, die Hammond-Orgel klang wohltuend perlig und der Saxophonspieler lieferte zusammen mit dem E-Gitarristen eine prima Performance ab, die einfach Spaß machte. Ich hörte danach noch eine Vielzahl meiner Lieblingssongs und wurde nicht enttäuscht.

Dann aber sollte der Zwillingsbruder der Étude die Bühne betreten und die Nominalleistung der Endstufen im gebrückten Modus verdoppeln.Um einen Brückenbetrieb mit zwei Étude-Endstufen zu realisieren, nimmt man zwei symmetrische-XLR oder unsymmetrische RCA-Ausgänge des Vorverstärkers pro Kanal, und steckt die beiden NF-Kabel in die Eingänge auf die erste Etüde. Wer über keinen zweiten Ausgang am Vorverstärker verfügt, kann stattdessen ein sogenanntes Ypsilon-NF-Kabel verwenden. Die Lautsprecher werden ausschließlich an die roten Terminals des linken und rechten Kanals angeschlossen. Man wiederholt den Vorgang mit dem zweiten Étude für den rechten Kanal und vergewissert sich, dass alle Verbindungen mit denen für den linken Kanal identisch sind.

Anschließend kommt der Phasenumschalter der Étude ins Spiel, der die absolute Phase ändern kann. Um die Verstärker im gebrückten Modus korrekt zu verwenden, muss sich ein Schalter in der Position „up“ befinden, während der andere Schalter in der Position „down“ ist. Es spielt keine Rolle, welcher Schalter oben oder unten ist, nur dass sie sich gegenüberliegen. Es ist dabei aber wichtig sicherzustellen, dass der zweite Verstärker System genau die gleichen Phasenschaltereinstellungen hat.


Hat man alles richtig angeschlossen, eröffnet sich noch einmal eine andere Welt. Schon die Stereoversion der Étude hat mich begeistert, aber im Monobetrieb legt die Chord-Endstufe nochmals in allen Parametern spürbar zu. Die souveränere Kraftentfaltung nahm ich bei Bella Fleck and the Flecktones bei „Flight tot he Cosmic Hippo“ auf dem gleichnamigen Album sofort wahr. Abgrundtiefe Bässe werden mit einer großen Selbstverständlichkeit produziert. Wenn man mit verbundenen Augen hören würde, dann hätte man das Gefühl riesige Endstufenboliden und nicht kompakt stylische Endstufen vor sich zu haben, die nicht viel Platz benötigen und einen sehr den „WAF“ – woman acceptence factor – aufweisen.

Anspruchsvoll in der Wiedergabe ist „Heavy Hour“ des Jazzpianisten Misha Alperin vom Album Night. Die Musik ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber für Testzwecke hervorragend geeignet. Hier sind ein paar Passagen, wo Pauken mit wirklich extremen Druck körperlich spürbar sein sollten. Die Études im Monos-Betrieb bilden diese mit einer Lässigkeit ab, wie sie normalerweise nur ein riesiges Kraftwerk reproduzieren kann. Genauso beeindruckend ist die plastische 3-D-Wiedergabe bei „Calypso Minor aus Abdullah Ibrahims Album Sotho Blue. Punktgenaue Impulse im Raum und strahlende Blechbläser ergeben zusammen mit einer großen Dynamik eine tolle Live Anmutung.

Reinhard Meys Titel „Der Bruder“ vom Album Flaschenpost, sorgte für Atmosphäre und überzeugte mit authentischer Wiedergabe. Seine angenehme Stimme machte diesen Südstaaten-Sound über die Chord-Monos zum Genuss. Gänsehautfeeling lieferte auch Leonard Cohen mit dem Album Songs fort he Road und seinem Song „Suzanne“. Seine Stimme wird dabei auch in der richtigen räumlichen Höhe abgebildet. Darauf achte ich generell bei Stimmen. Meiner Erfahrung nach gelingt das nur Top-Audi- Komponenten. Zu guter Letzt dürfen die Études sich bei der Wiedergabe klassischer Musik beweisen. Ich wähle das Harmonia-Mundi-Album Vienne dans 1850 und höre „Schöne Ida“. Am liebsten möchte man bei diesen Tönen sofort Wiener Walzer tanzen. Die Chord-Electronis-Monos sind in ihrem Element und sprühen vor Spielfreude. Die räumliche Wiedergabe ist auch hier exzellent.


Es ist schwer, bei den Étude-Endstufen irgendwelche Schwächen auszumachen. Tonal sind sie sehr ausgeglichen und transparent. Von der Tendenz her sind sie analytisch, ohne dass die ungemein offene Wiedergabe der glasklaren Höhen mit einer unnötigen Schärfe einherginge. So kommen Blechbläser frei und offen mit ungebremster Dynamik. Begünstigt wird dies durch die schnelle Leistungsabgabe, die laut Chord Electronics sogar Rechtecksignale von über 400 Kilohertz abbilden kann. Zur Schönfärberei bei schlechteren Aufnahmen neigen sie definitiv nicht. Umso mehr Freude bereiten sie nicht nur Audiophilen bei wirklich guten Aufnahmen.

STATEMENT

Schon die Stereoversion der stylischen Chord Étude Endstufe macht ungemein Spaß. Wer er sich leisten kann, wählt aber die gebrückten Monos, die die souveräne Kraftentfaltung, den Spielfluss und beeindruckende Dynamik nochmals toppen und nicht zuletzt wegen ihres des druckvollen, satten Basses zum audiophilen Erlebnis werden.
Gehört mit
Plattenspieler Le Tallec Stad S
Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
Musikserver Aurender N100
D/A Wandler MYTEK Brooklyn DAC+ mit Keces 8 Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil
Vorverstärker Grandinote Genesi
Kabel Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference, HMS
Zubehör AudioQuest Niagara 5000 Netzaufbereiter, Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, AHP Klangmodul IV G
Raumakustik Sonitus Leviter Absorber, Creation Baumann Deltacoustic Vorhangstoff, Deckensegel Ova Selecta Grande, Renz VPR 1 Verbundplattenresonatoren, Basotect Schaumstoffplatten, Vogl Akustikdesignplatten mit Streulochung
Herstellerangaben
Chord ÉTUDE
Typ Halbleiter Leistungsverstärker
Anschlüsse 2x XLR (symmetrisch), 2x Cinch (single ended)
Ausgangsleistung 150 W an 4 Ohm (Stereo), 300 W (gebrücktes Mono)
Verzerrung 0,001% - 0,05%
Frequenzgang 5 Hz - 100 kHz ± 0,5 dB
Kanaltrennung Besser als 95dB
Rauschabstand 108dB
Dämpfungsfaktor 10.000
Abmessungen (BxHxT) 335x67x175mm
Gewicht 3,45 kg
Preis 4.990 Euro (Stück)

Vertrieb
G8 & friends GmbH – High Quality Distribution
Anschrift Helmut Oltersdorf
Ferdinand-Poggel-Str. 17
59065 Hamm
Telefon +49 2369 2068003
E-Mail info@g8friends.de
Web www.g8friends.de

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