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Harmonix im Hörraum

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Manchmal geht es schneller als gedacht: Nur ein paar Tage nach dem Erscheinen des Berichts über die großartigen Hijiri Netzkabel war Ed Doggen, der Inhaber des Vertriebes für Combak-Produkte in Benelux, Österreich und Deutschland in Gröbenzell zu Gast, um Lautsprecher, Endstufen und den Hörraum klanglich zu optimieren.

Wie im Artikel über die Kabel erwähnt verfolgt Ed Doggen mit dem Comak-Zubehör ein eher ganzheitliches Konzept, wobei er sich in meiner Kette aber nicht an die in der Harmonix-Broschüre beschriebene Reihenfolge halten konnte: Dort wird die Platzierung von Komponenten und Lautsprechern auf Tuning-Füßen als erster Schritt genannt. Bei meinen Artesania-Audio-Racks werden die Geräte jedoch von jeweils vier Teflonkegeln mit Neoprenauflage getragen. Da machen spezielle Füße wenig Sinn. Die Kaiser-Acoustics-Kawero!-Classic-Lautsprecher, die momentan in meinem Hörraum Strom in Schall wandeln, werden serienmäßig mit Stillpoints geliefert. Nach meinen seit Jahren positiven Erfahrungen mit den „Real Focus“ unter meinem LumenWhite könnte ich mir schon vorstellen, dass Harmonix-Füße auch unter den Kawero! noch so einiges bringen, aber an einem so fein verarbeiteten Testobjekt herumzuschrauben, schien weder mir noch Ed Doggen angemessen. Daher verschoben wir diese Art des Tunings und nahmen uns erst einmal ausgiebig Zeit, um uns und unsere musikalischen und technischen Erfahrungen kennenzulernen – ich hätte üblicherweise einfach „audiophile Erfahrungen“ geschrieben, aber Ed Doggen mag dieses Wort nicht.

Als wir dann endlich im Hörraum saßen, blieb uns nur noch knapp eine Stunde. Um nicht vorzugreifen, hatte ich die Anlage in den „Normalzustand“ zurückversetzt und die Hijiri-Kabel wieder aus der Kette entfernt – bis auf das eine, dass den DAVE mit dem Netz verband. Auf den erzielten enormen klanglichen Zugewinn beim D/A-Wandler wollte ich dann doch nicht verzichten. Nachdem sich Ed Doggen mit einigen Stücken einen ersten Eindruck von der der Anlage und dem Raum gemacht hatte, schlug er vor, mit einem Set der „RFA-7800 Room Tuning Disks“ zu beginnen. Das sind etwas mehr als knopfgroße – um exakt zu sein: Der Durchmessser beträgt 25 Millimeter – weiße Scheiben, die in Mitte vier Millimeter dick sind und zu den Seiten hin dünner werden. In der Oberfläche gibt es sieben Vertiefungen, die entfernt an die Struktur eines Golfballes erinnern. Ein Set mit 18 Stück wird für 1580 Euro angeboten.

Von meinen Berichten über die Acoustic System Resonatoren oder vulgo „Klangschälchen“, die sich nach wie vor in meinem Hörraum befinden und die die Wirkung der Room Tuning Disks, wie Ed Doggen anmerkt, nicht stören sollen, her weiß ich, dass diese Art von Einflussnahme auf die Raumakustik in audiophilen Zirkeln und Foren extrem kontrovers diskutiert wird. Ich gebe gern zu, dass ich auch lieber über Geräte oder Zubehör schreibe, dessen Wirkungsweise mir physikalisch erklärlich erscheint. In über 22 Jahren der beruflichen Beschäftigung mit Hifi bin ich aber immer wieder auf klangliche Phänomene gestoßen, die sich nicht, nur schwer oder noch nicht erklären lassen. Letztlich geht es mir aber nicht um die Erklärung, sondern um die klangliche Verbesserung. Jürgen Saile hat das nicht nur in Bezug auf sein berufliches Umfeld, sondern auch auf Hifi und High End gemünzt eleganter formuliert: „Wer heilt, hat recht!“ Auch eine Debatte über das Verhältnis von sichtbarem – wer weiß schon, was sich im Inneren der Disks befindet? – Materialeinsatz und Preis schein mir müßig. Schließlich geht es um die Relation zwischen pekuniären Aufwand und Klang: Vorausgesetzt wir reden nicht über Einsteiger-Hifi, gilt für das meiste sogenannte Zubehör, dass dadurch mehr klangliche Verbesserungen zu erzielen sind, als durch den mit gleichem finanziellen Aufwand möglichen Austausch einer Komponente.


Kommen wir also zurück zu Thema: den ersten Room Tuning Disks in meinem Hörraum. Die platzierte Ed Doggen auf den Seiten der drei CD-Regale, die der Rückwand meines Hörraumes Struktur verleihen: Sie stehen in den beiden Ecken und in der Mitte der Wand unter der Dachschräge. Was mir als wünschenswerte Gliederung einer ansonsten großen, reflektierenden Fläche erscheint, sieht Ed Doggen als Quell von Unruhe. Dagegen sollen in einem ersten Schritt die vier Disks auf den sich jeweils gegenüberliegenden Seitentwänden der Regale helfen. Wie immer man die Regale und ihren Einfluss auch bewerten mag: Die Harmonix-Disks haben einen hörbaren Effekt. Und zwar einen positiven. Das Klangbild gewinnt minimal an Definition und Luftigkeit. Ein paar weitere Disks vorn an den zum Hörplatz zeigenden Regalbrettern verstärken die Wirkung und sorgen auch noch für eine minimal tiefere imaginäre Bühne. Doch noch bevor alle Disks des Sets im Raum platziert sind, unterbrechen wir die Tuning-Maßnahmen bis zum Morgen des folgenden Tages. Obwohl nicht einmal zwei Drittel des Sets im Raum verteilt sind, wirkt das Klangbild nun luftiger, ein klein wenig differenzierter und feiner durchgezeichnet. Dieses Mehr an Detailinformationen geht erfreulicherweise nicht mit tonalen Veränderungen einher. Klangliche Steigerungen dieser Intensität lassen sich beispielsweise auch durch bessere Lautsprecher- oder Signalkabel erreichen. Aber dafür stünden dann erfahrungsgemäß größere Investitionen an.

Am nächsten Morgen macht Ed Doggen dann nicht einfach mit der Verteilung der übrigen Disks weiter, sondern überprüft erst einmal die Polung aller Netzstecker. Mit Erfolg: Beim letzten in meiner Kette nicht seltenem Kabeltausch muss ich den Stecker des Kabels der Vorstufe um 180 Grad gedreht haben. Dass Ed Doggens Tuning-Routine mit den einfachsten Maßnahmen beginnt, macht also durchaus Sinn. Auch die nicht hundertprozentig zentrale Aufstellung meines Hörsessels nimmt er nicht als gegeben hin. Für mich ist Musikgenuss kein autistisches Hobby: Ich höre ja oft mit Herstellern und Vertrieben. Zudem mag meine Gattin Jazz mindestens ebenso gerne wie ich, wie nicht zuletzt unsere gemeinsame Plattenfirma dokumentiert. Da sollte man schon auf zwei Plätzen relativ ähnliche Bedingungen beim Hören vorfinden. Dennoch platziert Ed Doggen einen der Sessel nun exakt in der Mitte, und wir müssen feststellen, dass eine der Endstufen wohl schleichend ihren Pegel verringert hat. Das ist nicht viel, wir schätzen so um ein, zwei Dezibel. Dennoch kommt ab sofort Einsteins The Poweramp zum Einsatz. Da befindet sich das Testsignal wieder hundertprozentig in der Mitte.

Nachdem soweit alles stimmt, möchte Ed Doggen dann doch die Harmonix-Füße ins Spiel bringen. Aufgrund ihrer Form kommen die Real Fokus RF-999MT MK2 oder RF-909X MK2 für den Einsatz unten den fest mit den Lautsprechern verschraubten Stillpoints nicht in Frage, sie sind ja für die Aufnahme von Spikes gedacht. Aber die TU-666ZX „Beau Tone“ könnte man ja mal zwischen den Stillpoints und dem Boden ausprobieren: Und obwohl die Verwendung der Beau Tone unter den Boxenfüßen nicht gerade gerade der ideale Anwendungsfall sind, sorgen sie beispielsweise bei Becken für mehr Luftigkeit und Feinzeichnug. Auch die Klangfarben gewinnen an Intensität, der Raum atmet etwas intensiver. Da werde ich mal bei Kaiser Acoustics nachfragen, ob die Kawero! Classic auch mit Spikes oder ganz ohne Füße zu haben sind – und dann vielleicht mal das Nachfolge-Modell TU-666M Million ausprobieren, dem Ed Doggen eine noch intensivere Wirkung bescheinigt!


Wir bleiben noch ein wenig bei den Lautsprechern. Harmonix empfiehlt, die Körbe oder Frontplatten aller Chassis mit einem oder mehreren „Ultimate Tuning Tips RF-5700“ zu bestücken. Die selbstklebenden, kleinen schwarzen Metallknöpfchen mit einem Durchmesser von zehn Millimetern sind mir erstmal beim Test der Verity Audio Sarastro begegnet, bei denen sie der Vertrieb recht freigiebig auf den Körben der Chassis und der Frontplatte des Bändchen-Hochtöners aufgebracht hatte. Den Klang der Sarastro habe ich jedenfalls noch in bester Erinnerung. Ed Doggen geht bei den Kawero! deutlich sparsamer vor und versieht erst einmal den Korb des Basstreibers und der Passivmebran mit je einem Tuning Tip. Ich gebe gern zu, dass es schwerfallen mag, sich vorzustellen, wie zwei kleine Metallscheiben das Resonanzverhalten eines Lautsprecherkorbes hörbar beeinflussen und noch dazu in Frequenzbereichen, die diese Chassis überhaupt nicht abstrahlen: Aber auch die insgesamt vier kleinen „Knöpfchen“ sorgten für eine noch entspanntere Wiedergabe und einen noch offeneren Klang. Ich empfinde es als wirklich überzeugend, dass alle bisher eingesetzten Harmonix-Produkte klanglich in dieselbe Richtung zielen. Alles dreht sich hier um Luftigkeit, Raum, Klangfarben und musikalischen Fluss. Je zwei weitere Tuning Tips auf den Chassis der Frontseite der beiden Kawero! bringen wie zu erwarten weitere leichte Verbesserungen in den genannten Disziplinen, lassen das Klangbild aber auch noch minimal größer erscheinen.

Irgendwann wird auch Ed Doggens großer Pilotenkoffer mit dem Combak-Produkten einmal leer und außerdem haben wir beinahe sieben Stunden in meinem Hörraum gearbeitet – unterbrochen nur von dem ein oder anderen Plausch bei einer Tasse Tee. Da wird es Zeit, zum Ende zu kommen. Aber zuvor haben wir für die Einstein-Endstufe mit ihrer großen „Bodenfreiheit“ noch eine Aufstellungsvariante mit einer Kombination von insgesamt sechs Harmonix-Füßen improvisiert. Außer leichten Verbesserungen in den nun bekannten Kategorien nahm vor allem die Ausdehnung der imaginären Bühne in der Tiefe zu. Schließlich wollte Ed Doggen noch die verbliebenen Room Tuning Disks im Raum verteilen. Als alter Skeptiker schlug ich hingegen vor, nach der Behandlung von Endstufe und Lautsprechern lieber einmal auszuprobieren, ob die bisher verwendeten weißen Disks nun nicht entbehrlich seien. Gesagt, getan: Ich habe wohl lange Zeit keine schlechtere Idee gehabt. Der Raum schrumpfte merklich und ich vermisste vor allem diese Schwerelosigkeit und Luftigkeit der Wiedergabe. Wenn man sich erst einmal an die Tuningmaßnahmen gewöhnt hat, gibt es keinen Weg zurück.


Ich werde mich in naher Zukunft erst einmal um das längst mit Ayon-Chef Gerhard Hirt verabredete Upgrade der Epsilons und die Beseitigung der Pegelunterschiede kümmern und dann mit Kaiser Acoustic über eine Lösung für die Aufstellung der Classic reden, die den Einsatz von Harmonix-Füßen ermöglicht. Dann geht es mit Ed Doggen in die zweite Runde des Combak-Tunings, bei der auch wieder die Hijiri Kabel ins Spiel kommen!

STATEMENT

Mich haben die Disks, Tips und Füße von Harmonix klanglich klar überzeugt – auch wenn ich ihre Wirkungsweise nicht schlüssig erklären kann. Springen Sie notfalls über Ihren eigenen Schatten und probieren Sie die Harmonix aus: Es kann ja nichts passieren – außer dass Sie ohne sie Musik nicht mehr richtig genießen können. Hier bleibt auch einem Anglizismen-Hasser wie mir nich anderes übrig, als zu schreiben: Hearing is believing!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco
D/A-Wandler Chord DAVE
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Simplicity, Acoustical Systems Aquilar
Tonabnehmer Lyra Etna, Transrotor Tamino
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150, Einstein The Poweramp
Lautsprecher Kaiser Acoustics Kawero! Classic, LumenWhite DiamondLight
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network
Zubehör PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
RFA-7800 Room Tuning Disks
Farbe weiß
Abmessungen 25mm Durchmesser, 4mm Dicke
Set 18 Stück
Preis 1580 Euro
Herstellerangaben
RF-5700 Ultimate Tuning Tips
Farbe schwarz
Abmessungen 10mm Durchmesser, 2mm Dicke
Set 6 Stück
Preis 270 Euro
Herstellerangaben
TU-666ZX „Beau Tone“
Material Ebenholz mit höheneinstellbarer Metallbasis
Abmessungen 50mm Durchmesser, 33mm Höhe
Farbe dunkles Holz und goldenes Metall oder schwarzes Holz und schwarzes Metall
Set 3 oder 4 Stück
Preis 520 Euro (3 Stück)

Vertrieb
Daluso
Anschrift Ed Doggen
Op den Dijk 30
NL-6102 EX Echt
Telefon +31 611 354725
E-Mail info@daluso.de
Web www.daluso.de

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