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Ein Besuch bei Siltech

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Schon vor knapp zwei Jahren hatte mich Werner Kempf, der in Deutschland die Geschicke von Siltech und Crystal Cable lenkt, zu einem Besuch nach Elst in den Niederlanden eingeladen. In der Zeit, in der Reisen wirklich keinen Spaß machte, kam noch der ein oder andere Grund für einen Ausflug zu den Kabelspezialisten hinzu. Ende März war es dann soweit.

Damit war es fast genau 17 Jahre her, dass ich Gabi und Edwin Rynveld erstmals an ihrem Firmensitz begegnete. Meine Kollegin, die damals in einem gedruckten Magazin über den Besuch berichtete, machte sich nicht nur darüber Gedanken, welchen Stellenwert Kabel in einer Anlage haben könnten, sondern stellte auch Überlegungen an, ob das damalige Top-Lautsprecherkabel zum Meterpreis von 3600 Euro als Statussymbol tauge. Zumindest in High-End-Zirkeln zweifelt heute niemand mehr am immensen Einfluss der Verbindungen auf den Klang einer Kette, und man nimmt inzwischen noch deutlich höhere Preise recht ungerührt zur Kenntnis. Kabel sind als wichtiger Bestandteil einer Anlage rundum akzeptiert, und das sieht man auch an der Entwicklung von Siltech: Während Gabi und Edwin Rynveld 2005 zwölf Mitarbeiter beschäftigten, sind es heute über 40.

Hier werden verschiedene Adern zur gewünschten Geometrie verseilt

Zwar residiert die Firma noch immer im gleichen Gebäude, aber das große Lager hinter der Produktionshalle und die Räume der Marketing-Abteilung in der ersten Etage gab es damals nicht, wenn ich mich richtig erinnere. Siltech- und Crystal Cable sind heute auf allen wichtigen Hifi-Märkten vertreten, dürften in diesem Jahr einen Gesamtumsatz von zehn Millionen erreichen und haben weltweit 50 Vertriebe. Daraus resultiert, dass in normalen Jahren mindestens 25 Messe- oder Distributorenbesuche mit einer Dauer von jeweils vier bis fünf Tagen zu absolvieren sind. Früher haben Gabi und Edwin Rynveld diese Aufgabe oft gemeinsam übernommen. Aber seit einiger Zeit engagieren sich auch die Söhne Viktor und Peter in der Firma: Als Betriebsleiter und Marktingexperte teilen sich die beiden die repräsentativen Aufgaben und die Besuche internationaler Messen mit ihren Eltern.

Für mich wäre es natürlich auch schon vor einiger Zeit spannend gewesen zu sehen, was sich bei einem renommierten Hersteller in über 15 Jahren getan hat, aber meines Erachtens nach macht eine Fülle an Hintergrundinformationen jetzt mehr Sinn, wo Sie bereits einen Eindruck von der hohen Qualität der Produkte von Siltech bekommen haben. Und dafür haben Wolfgang Kempers Berichte über drei unterschiedliche USB-Kabel und über NF-Kabel verschiedener Preisklassen mit Sicherheit gesorgt. Der Kollege war vom Klang seiner Testobjekte jedenfalls in beiden Fällen so angetan, dass er mindestens eines aus dem Testfeld erworben hat.


Darüber hinaus hatte Wojciech Pacuła, der Chefredakteur unseres polnischen Partnermagazins Highfidelity.pl, Siltechs Classic-Legend-880-Kabelserie mit dem Statement in High Fidelity│Polish Edition 2021 ausgezeichnet. Da auch im letzten Jahr keine Messe in Warschau stattfand, gab es lange keine Gelegenheit, den Preis zu übergeben. Was lag also näher, als den geplanten Firmenbesuch mit der Verleihung des Awards zu kombinieren? So hatten der Kollege und ich nicht nur die Gelegenheit, uns mal wieder zu sehen, sondern wir konnten uns den Firmenbericht auch teilen, was besonders bei einem Hersteller mit zwei Marken naheliegend erscheint. Wojciech Pacuła führte ein Interview mit Gabi Rynveld, das im Juni erscheinen und dann kurz darauf an dieser Stelle in Deutsch verfügbar sein wird.

In der Zwischenzeit standen mir Edwin Rynveld und sein Sohn Victor im Besprechungsraum Rede und Antwort. Edwin Rynveld machte schon in früher Jugend selbst – klassische – Musik, und zwar so gut, dass er bereits im zarten Alter von 17 Jahren im Radioorchester mitwirkte. Als er aber die Überzeugung gewann, dass er trotz allen Übens zwar ein wirklich guter, aber kein herausragender Musiker werden würde, machte er die Musik zu seinem Hobby und schreibt bis heute in seiner Freizeit Symphonien. In Sachen Beruf entschied er sich für ein Studium der Elektrotechnik. Nach dessen erfolgreichem Abschuss arbeitete er für Philips, Exxon und Shell. Während der gesamten Zeit beschäftigte er sich auch mit Hifi: zum privaten Musikgenuss ebenso wie bei der Modifikation und Reparatur von Geräten.

1992 bot sich ihm dann die Möglichkeit, Siltech zu erwerben, eine Firma, die neun Jahre zuvor gegründet wurde. Als Ingenieur wollte er auf bestes Mess-Equipment natürlich nicht verzichten, konnte nach dem Kauf der Firma aber nicht unbeschränkt in teure Gerätschaften investieren. Da kamen ihm seine guten Kontakte zu Philips zugute: Der Konzern lagerte einige Entwicklungsabteilungen aus den Niederlanden aus, obwohl man gerade feinste Messgeräte dafür erstanden hatte. Edwin Rynveld nutzte die Chance, die teilweise noch Original-verpackten Gerätschaften zu einem Bruchteil ihres Nennpreises zu kaufen. Seine Firma verfügte also praktisch von Beginn an über Messmöglichkeiten, die auch heute nicht jedem der überaus zahlreichen Kabelhersteller zur Verfügung stehen. So hatte er beispielsweise schon früh die Möglichkeit, die schwachen Magnetfelder zu messen, die etwa ein Strom durchflossenes Lautsprecherkabel umgeben, und sie durch eine spezielle Geometrie seines Kabels zu minimieren.


2006 gründeten Gabi und Edwin Rynveld eine Holding, die International Audio Holding oder kurz IAH, unter deren Dach Siltech und Crystal Cable nun operieren. Die beiden sind zwei der vier Gesellschafter, aber die Anteile sind so verteilt, dass alle Entscheidungen weiterhin in der Familie bleiben. Während eines kurzen Intermezzos mit einem von außen kommenden Geschäftsführer vor etwa zwei Jahren nahm Gabi ein Sabbatical. Seit Anfang 2021 ist sie aber wieder mit an Bord und unterstützt das PR-, Marketing- und Vertriebsteam, wie auch Hifistatement berichtete. Letztlich hat sich durch die Gründung der Holding also gut wie nichts geändert: Siltech bleibt Siltech und Crystal Cable bleibt Crystal Cable.

Was mich beim Lesen des Berichts meiner Kollegin aus dem Jahr 2005 überraschte: Heute gibt es gegen hochfrequente Einstreuungen bestens geschützte – das heißt aber nicht unbedingt geschirmte – Kabel, Filter wie beispielsweise die von Waversa, Erdungssyteme wie das von Synergistic und Abschussstecker wie die der Chord Company oder die von Ansuz. Aber Edwin Rynveld hat sich mit dem Thema Hochfrequenzstörungen schon vor 17 Jahren intensiv auseinandergesetzt. Er entwickelte seine Kabel schon damals aufgrund von Hörtest und Messungen.

Trotz des Firmennamens Siltech – kurz für Silver Technology – bestehen die Leiter nicht aller Kabel aus hochreinem Silber. Da gibt es erst einmal die Explorer-Serie für Einsteiger in die Siltech-Welt mit Leitern aus Kupfer hoher Reinheit. Edwin Rynvelds Untersuchungen in Sachen Metallurgie haben gezeigt, dass Silber mit einem kleinen Goldanteil in Sachen Langlebigkeit und Leitfähigkeit große Vorteile gegenüber Reinsilber besitzt – monokristallines Silber einmal ausgenommen. Dass der Firmenchef in Sachen Legierungen noch immer Verbesserungsmöglichkeiten sieht, belegt die Tatsache, dass in der ausgezeichneten Classic-Legend-Serie ein Silber-Gold-Gemisch der bereits neunten Generation verwendet wird. Mehr Informationen zu Siltechs wohl einzigartiger Leitertechnologie finden sie übrigens in den oben erwähnten Tests des Kollegen Kemper.


Gegen Ende unseres Gesprächs betonte Edwin Rynveld, dass Siltech und Crystal Cable nicht ausschließlich Kabelhersteller seien, auch wenn auf diese Produkte etwa 85 Prozent des Umsatzes entfielen. Crystal Cable habe eine Lautsprecherserie beginnend mit den aus Glas gefertigten großen Arabesque bis hin zu den Minissiomo im Portfolio. Bei Siltech gebe es die SAGA-Verstärker-Linie mit einem Vorverstärker und einer Endstufe, bei der die Spannungs- und Stromverstärkung in getrennten Gehäusen stattfinde.

Im Hörraum konnten wir dann das monumentale Symphony-Lautsprecher-System sehen und mit Abstrichen auch hören. Der Grund für letzteres: Edwin Rynveld und seine Entwicklungsingenieure überarbeiteten leider gerade zum Zeitpunkt unseres Besuchs die Frequenzweiche der Symphony. Deren vier riesige Tieftöner strahlen nach vorn und zu den Seiten ab und arbeiten in einem offenen Gehäuse. Darüber hinaus gibt es noch einen Tiefmitteltöner, drei Mitteltöner sowie eine Kalotte plus Diamant-Hochtöner. Ein Doppelbändchen rundet das Hochton-Ensemble ab: Es lässt dem Kunden die Wahl zwischen Bändchen und Diamant-Membran. Eine passive Weiche für diese Anzahl von Wegen verbunden mit den von den Lautsprechern generierten Gegen-Elektromotorischen-Kräften wäre einen beträchtliche Belastung für jede Endstufe.

Das Entstehen von Gegen-EMK verhindert Edwin Rynveld dadurch, dass er hinter jeden Ausgang der passiven Weiche einen Buffer-(End)-Verstärker mit einer Verstärkung von eins schaltet: Ein wohl einzigartiges Konzept, das in perfektem Zustand zu hören, gewiss einen zweiten Besuch in Elst wert wäre. Aber auch wenn ich hier nur die ersten Eindrücke – ein gewaltiger Bass, allerfeinste Auflösung und eine raumgreifende imaginäre Bühne – schildern kann, dürfte klar geworden sein, dass sich Edwin Rynveld nicht mit Standardlösung zufrieden gibt – was man ja auch an seiner Verstärkerkombination sehen kann, bei der er großen Aufwand treibt, um die Röhren- und Transistorschaltung gegen Spannungsschwankungen und Schmutz aus dem Netz zu immunisieren. Ich sollte hier nicht weiter ins Detail gehen. Vielleicht ergibt sich ja mal ein Test des SAGA-Trios.


Am nächsten Morgen besichtigten wir dann die Produktionshalle, in der die Kabel gefertigt werden. Das Herzstück ist für mich die Maschine, die in einem Nebenraum untergebracht ist, und Adern verschiedener oder auch gleiche Durchmesser verseilt. Hier wird die Kabelgeometrie festgelegt. Dann gibt es noch eine Maschine, die Kabel von der Rolle präzise auf die benötigten Längen schneidet. Statt einer kryogenen Behandlung werden die Kabel kurzfristig durch einen großen Stromdurchfluss erwärmt. Aber auch diese Art von Einbrenn-Prozedur wird größtenteils in Handarbeit vorgenommen – wie die gesamte Konfektionierung.

Nach der Fertigstellung und Prüfung erhalten die Kabel einen NFC-Tag. Mit diesem extrem flachen Chip mit Near-Field-Communication-Technologie kann die Siltech-App auf einem Smartphone mit dem Kabel Kontakt aufnehmen, so dass dessen Besitzer beispielsweise sicher sein kann, dass er keine Produktkopie erworben hat. Schon vor 17 Jahren bezifferte Edwin Rynveld den Schaden, der seiner Firma durch Produktpiraterie entsteht, auf etwa zwei Millionen Dollar. Der ist natürlich analog zum Umsatz mit „echten“ Siltech-Kabeln gewachsen. Mindestens ebenso schwer wie der finanzielle Verlust wiegt die Rufschädigung durch Billigkabel mit Siltech-Aufdruck. Beiden wirken die an den Kabeln befestigen Tags und die App entgegen, mit auch eine Registrierung zur Erlangung der Garantie möglich ist. Ist das Kabel soweit gediehen, kommt es in eine angemessene Verpackung. Hier mit Holzboxen und Bling Bling Eindruck zu schinden, haben Siltech und Crystal Cable zum Glück nicht nötig. Da werden die Einnahmen lieber in weitere Forschung investiert.

Direkt neben der Fertigungshalle liegt Edwin Rynvelds Büro, das er sich mit seinen beiden Entwicklungsingenieuren teilt, Hier findet man neben dem schon erwähnten hochwertigen Messpark auch den neuesten Audio Precision Audio-Analyzer und eine Kopfhörermessstation desselben Herstellers. Man darf gespannt sein, was in dieser Richtung von Siltech respektive Crystal Cable noch zu erwarten ist. Als Wojciech Pacuła zum Flughafen und ich zur Rückreise aufbrachen, waren wir uns einig, dass die Zeit für den Besuch viel zu kurz war, selbst wenn wir uns die Arbeit teilen. Einige spannende Themen konnten wir nur streifen und der größte Teil von Edwin Rynvelds Ideen für kommende Projekte müssen leider noch unter Verschluss bleiben.




Vertrieb
International Audio Holding BV
Anschrift Edisonweg 8
6662 NW Elst
The Netherlands
Web my-iah.com

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