Am 24. Oktober 2023 war Hifistatement gemeinsam mit weiteren Medienvertretern von Mansour Mamaghani zu Audio Reference nach Hamburg eingeladen. Im Zentrum der Veranstaltung stand Perlisten und der Standlautsprecher S7t Limited Edition. Firmen Co-Gründer Erik Wiederholtz war extra aus Wisconsins angereist.
Der Lautsprecherhersteller Perlisten wurde offiziell im Jahr 2016 gegründet. Zwischen 2018 und 2020 nahm die Entwicklung eines Lautsprecherkonzepts Fahrt auf, bis dann 2020 die Website des Unternehmens online ging und die Marke von einem Tag auf den anderen, im wahrsten Sinne des Wortes, auf dem Schirm der HiFi-Gemeinde auftauchte. Die amerikanischen Firmengründer Daniel Roemer, Erik Wiederholtz und Stephen Mascenik haben gemeinsam mit Peter Yang, zuständig für die Fertigung in China, weit über 100 Jahre Erfahrung in der HiFi-Szene vorzuweisen. Dementsprechend kommt der Erfolg des, zumindest nach der Mitarbeiterzahl, noch immer kleinen Unternehmens nicht von ungefähr. Sicherlich hat dazu auch das Marketing von Lars Johansen, der zum kleinen dänischen Außenposten des amerikanischen Unternehmens gehört, beigetragen. Für das Event in Hamburg war nicht nur Erik Wiederholtz vor Ort, sondern auch Matias Juhl, von der Marketingsektion, war aus Kopenhagen angereist.
Eingerahmt wurde die informative Veranstaltung rund um Perlisten von der herzlichen Gastfreundschaft Mansour Mamaghanis, seiner Familie und seinen Mitarbeitern von Audio Reference. So wurde einen ganzen Tag lang nicht nur präsentiert, Musik gehört und gefachsimpelt, sondern auch gut gespeist. Als krönender Abschluss war für den Abend der Besuch eines Konzerts der dänischen Popkünstlerin Tina Dico in der Laeiszhalle geplant. Eine wunderbare Idee. So stand der gesamte Tag im Zeichen der Musik. Bei Audio Reference standen drei Hörräume zur freien Verfügung. Im Haupthörraum spielte die Limited Edition der S7t an zwei VTL MB-450 III Monoblöcken. Als Vorverstärker diente ein VTL TL-6.5 II. Für die Wandlung war ein dCS Vivaldi APEX DAC samt Upsampler und Rossini Master Clock zuständig.
Der zweite Raum hatte deutlich mehr Merkmale eines üblichen Wohnzimmers und verfügte über keine so aufwendige akustische Optimierung wie der große Haupthörraum. Hier spielte eine S5m, ebenfalls an sehr hochwertiger VTL- und dCS-Elektronik.
Im dritten Raum, dem Heimkino spielten S7t-Lautsprecher als Front, ein S7c als Center und vier R4s als Surround und Back-Surround ergänzt um einen Subwoofer in 7.1-Konfiguration. Angesteuert wurde das System von Prototypenelektronik von Velodyne. Die Performance des Subs wurde über seinen internen DSP dem Raum angepasst. Die Hauptlautsprecher spielten hingegen ohne zusätzliche Filterung. Ein Raum, dem ich bei diesem Event etwas weniger Aufmerksamkeit geschenkt habe. Zwar mag ich Heimkino sehr gerne, aber ich wollte meinen Ohren keine druckvolle Filmtonvorführung zumuten und sie danach herausfordern, auf feinste Nuancierungen der S7t Limited Edition zu achten.
In der einführenden Präsentation von Erik Wiederholtz ging es ebenso wie in meiner Einleitung sowohl um die Entstehung von Perlisten als auch um ihre Philosophie in der Lautsprecherentwicklung. Die wichtigsten Schlagwörter hierbei sind Linearität und gerichtete Abstrahlung. Am einfachsten lässt sich dies durch einen genaueren Blick auf die Front der Lautsprecher verdeutlichen.
Auffällig sind zunächst die Wölbungen um die Tiefmitteltöner, die ebenfalls ihren Beitrag zum Gesamtkunststück leisten, weitaus ausfälliger und bedeutender ist jedoch das Hochtöner-Array im Waveguide respektive Mini-Horn. Das Hochtönerarray wird von Perlisten DPC, Directivity Pattern Control genannt. Der Berylliumhochtöner, der den gesamten Hochtonbereich abdeckt, wird durch über und unter ihm im Waveguide montierte TexTreme-Hochtöner zwischen 1-3 Kilohertz unterstützt. Dies führt nicht nur zu dreifacher Effizienz und Belastbarkeit, sondern reduziert Verzerrungen um denselben Faktor. Somit können die Hochtöner ungewöhnlich tief, nämlich bei einem Kilohertz an die Mitteltöner angekoppelt werden. Die Tieftöner übernehmen dann ab 250 Hertz. Die Hauptfunktion der zwei ungewöhnlich anmutenden Zusatzhochtöner ist jedoch die Kontrolle des Abstrahlverhaltens auf vertikaler Ebene. Dieses kann so mit ±15 Grad nicht nur gering gehalten werden, um ungewünschte Reflexionen an der Decke und dem Fußboden zu vermeiden, sondern strahlt über alle Frequenzbereiche mit einer sehr gleichmäßigen Bündelung ab. Gemeinsam mit dem Waveguide funktioniert dies bis ans obere Ende des Frequenzspektrums. In der Horizontalen soll die Abstrahlung weniger stark bündeln aber ebenso gleichmäßig sein, damit man nicht nur auf der Hauptachse die lineare Wiedergabe der Lautsprecher genießen kann. Das hat außerdem den positiven Nebeneffekt, dass die Amplituden der Reflexionen von den Hörraumwänden in den verschiedenen Frequenzbereichen denen des Direktschalls sehr ähnlich sind. Auslöschungen resultieren somit in ebenso linearen Ergebnissen wie der Direktschall. Diese Tatsache gilt für alle Perlisten-Modelle, auch die der R-Serie, wenngleich für sie nicht ganz so aufwendige Treiber zum Einsatz kommen. Ein weiteres Merkmal ist die besondere Bassreflexabstimmung. Sie wird ungewöhnlich tief gewählt, bei der S7t beispielsweise bei nur 23 Hertz. Dadurch werden die Bassreflexrohre ungewöhnlich lang und müssen aufrecht in den Gehäusen stehen. Ihre Öffnungen befinden sich folglich auf der Unterseite der Lautsprecher und erklären die „Lüftungsgitter“ auf den Seitenwänden der Lautsprecher. Dies hat den Vorteil, dass sich die Lautsprecher in weiten Bereichen des Tieftonspektrums verhalten wie geschlossene Gehäuse mit langsam abfallender Flanke. Erst bei sehr tiefen Frequenzen setzte dann die steilere „Bassreflexflanke“ ein.
Die Philosophie geht auf. Die S7t Limited Edition beeindruckt mit einer unheimlich schlüssigen Tonalität. Instrumente klingen natürlich, authentisch, einfach richtig und sehr lebendig. Der Hochton bietet für meinen Geschmack genau den nötigen Informationsgehalt, ohne aufdringlich zu sein. Insbesondere der extrem trockene und druckvolle Bassbereich konnte mich für sich gewinnen. Das Waveguide arbeitet tatsächlich exzellent. Selbst auf dem schlechtesten Hörplatz war das Klangbild tonal ausgewogen. Bei hohen, teils sehr hohen Lautstärken, die bei verschiedensten ausgelassenen HiFi-Redakteuren, mich selbst eingeschlossen, nicht ausblieben, bewiesen die S7t unerschütterliche Kontrolle und blieben überraschend angenehm. Ein Phänomen, das üblicherweise auf besonders geringe Verzerrungen zurückzuführen ist. In den meisten Fällen sind frühzeitige Verzerrungen dafür verantwortlich, dass lautes Musikhören keinen Spaß macht. Im Umkehrschluss hört man bei Lautsprechern mit geringen Verzerrungen oft lauter, als man eigentlich denkt.
Doch was unterscheidet nun die Limited Edition von der normal S7t? Zunächst einmal werden die Bauteile noch strenger selektiert. Die Weichenbauteile weisen alle weniger als ein Prozent Abweichung auf und die Treiber werden mit einer Toleranz von 0,5 Dezibel ausgewählt. Das Waveguide der Hochtöner wird aus einem Aluminiumblock gefräst und dient so gleichzeitig als Kühlkörper. Die baugleichen Tief- und Mitteltöner wurden ebenfalls verbessert. Sie verfügen über 15 Prozent mehr Auslenkungsspielraum und über Aluminiumschwingspulen. Letztere führt zu noch besserer Hitzestabilität und Halbierung der Induktivität. Das Gehäuse mit 12 Millimeter Stahlbasis und 80 Millimeter Front wurde mitt Carbonseitenteilen veredelt und verfügt über etwas mehr Volumen als die normale S7t. Die Füße sind speziell an den Lautsprecher angepasste Gaia von IsoAcoustics. Die Limited Edition wird auf dem Typenschild von Daniel Roemer signiert und in Flightcases ausgeliefert, die der Besitzer für etwaige Umzüge behalten darf. Außerdem gehört zur S7t eine hochwertige Broschüre und verschiedene Messchriebe des Lautsprechers. Die Limited Edition ist nur in schwarz erhältlich und kostet 30.000 Euro. Das einzige Problem ist die geringe Stückzahl von nur 50 Paaren. Folglich ist es eigentlich unmöglich, ein Paar zu erwerben. Allerdings betonte Erik wiederholt, dass die Limited Edition für die Entwickler eher eine Machbarkeitsstudie darstellt und in erster Linie entwickelt wurde, um die eigenen Neugierde hinsichtlich möglicher Verbesserungen bei ungleich höherem Materialaufwand und Detailverliebtheit zu befriedigen. Ja, die S7t ist ein schwer beeindruckender Lautsprecher, aber die „kleine“ S5m im Nebenraum war nicht unbedingt weniger überzeugend, sie teilt unüberhörbar die Tugenden der großen S7t.