Oliver Göbels Digitalkabel sind nun in der Serienversion erhältlich – werden aber nicht in Längen oberhalb von drei Metern angeboten. Könnte es da sinnvoll sein, den Router näher bei der Anlage aufzustellen? Aber wie wirkt sich das WLAN-Signal auf den Klang der dann in der Nähe stehenden Audio-Komponenten aus? Ein Experiment.
Dass Oliver Göbels Lacorde Statement Ethernet dem Klang meiner digitalen Wiedergabekette ausgesprochen förderlich ist, habe ich ja schon im Bericht über die Prototypen geschrieben – mit Blick auf den Preis vielleicht nicht ganz so euphorisch, wie es eine solche klangliche Verbesserung eigentlich verdient hätte. Nicht nur aus pekuniären Erwägungen verbietet sich der Gedanke, in meiner Kette für die Verbindung zwischen Router und Melco ein Lacorde Statement einzusetzen: In dieser Länge sei das in Handarbeit gefertigte Kabel gar nicht herzustellen, meint Oliver Göbel zum Thema. Schon beim Test der Audioquest- und Cardas-Clear-Ethernet-Kabel war es nicht leicht, ein Kabel von 15 Metern zu bekommen: Audioquests konfektionierte Top-Kabel sind nur bis zu einer Länge von 12 Metern lieferbar, weshalb wir auf ein Carbon mit Telegärtner-Steckern auswichen, und beim Cardas musste der deutsche Vertrieb Sieveking Sound extra eine Spezialanfertigung aus USA ordern. In beiden Fällen hat sich der Aufwand ausgezahlt: Im Vergleich mit sorgfältig geschirmten CAT-7-Kabeln aus der Computer-Abteilung sorgten beide Leitungen für einen deutlich besseren Klang meines digitalen Trios aus Melco NAS, Aries Femto Streaming Bridge und DAVE D/A-Wandler.
Als Router verwende ich die Zwei-Gigabyte-Time-Machine von Apple, die ein eingebautes Netzteil, aber kein integriertes Modem besitzt. Wenn also der Weg von Router zum Melco – wie gehört – Einfluss auf den Klang hat, könnte es ja durchaus sinnvoll sein, die Strecke möglichst kurz zu halten und für die Verbindung statt 15 Meter Cardas oder Audioquest 1,2 Meter Göbel-Kabel zu verwenden. Das Modem wird dann per Cardas mit der Time Machine verbunden – nicht weil ich meine, dass die Kabelqualität auch bei dieser Verbindung hörbar sei, sondern weil die blaue Nobelstrippe schon fein säuberlich im Hörraum verlegt ist. Ob die Beschaffenheit der Leiter auch auf dieser Strecke klangrelevant ist, kann ja später noch einmal Thema werden. Neben den beiden Artesania Exoterycs steht in meinem Hörraum ein halbhohes, professionelles 19-Zoll-Rack mit Studioequipment darin und einigen Hifi-Kleinigkeiten wie einem Hugo, einem Dragonfly und einem Audeze auf einem Room's Stand obendrauf. Diese Fläche habe ich abgeräumt und die Time Machine samt zusätzlicher iomega-Festplatte und Western Digitals My Cloud dahin umziehen lassen. Über ein Sonic-Line-Filter mit drei Sub-Gruppen sind die drei ebenso wie Melco, Aries und Dave mit dem Netz verbunden. Die Vorstufe, der Plattenspieler und die Entzerrer-Vorverstärker beziehen ihre Energie über einen PS Audio Power Regenerator P5 aus der benachbarten Wandsteckdose. So sollte für eine ausreichende netzseitige Trennung zwischen digitaler und analoger Welt gesorgt sein.
Der Umzug von Router und Co. sowie der Einsatz eines weiteren Lacorde Statement Ethernet brachte dann auch den erhofften Effekt: So von den Lautsprechern losgelöst, dynamisch frei und lebendig habe ich meine Test-CDs respektive -Files nie zuvor gehört. Ob dies letztendlich mehr an der kürzeren Verbindung zwischen Router und Melco oder der besondern Qualität der Lacordes liegt, kann ich in Ermangelung von 15 Metern Lacorde nicht abschließend klären – die Frage treibt mich momentan aber nicht wirklich um: Bei diesem tollen Sound genieße ich lieber erst einmal einige meiner Lieblings-Songs. Theoretisch hat die größere Nähe strahlender Gerätschaften – einmal eher ungewollt durch die Schaltnetzteile, zum anderen systembedingt durch die WLAN-Signale – natürlich eher negative Einflüsse auf das analoge Equipment. Bei der Wiedergabe von Files können mir etwaige elektromagnetische Einstrahlungen durch die Nähe des Routers zur Vorstufe aber herzlich egal sein: Insgesamt klingt es bei dieser Aufstellung ja ein gutes Stück besser!
Dann habe ich mal eine gute alte Schallplatte aufgelegt und war recht zufrieden – bis ich den Router probeweise vom Stromnetz getrennt habe: Plötzlich war der imaginäre Raum ein Stück tiefer, die Dynamik wirkte von einem schwärzeren Hintergrund noch beeindruckender und trotz mehr Feininformationen stellte sich das Klangbild geschmeidiger und einen Hauch wärmer dar. Das waren keine weltbewegenden Unterschiede, aber der Audiophile weiß ja, mit welchen finanziellen Kraftakten die letzten ein, zwei Prozent mehr Genuss ab einem gewissen, sehr hohen Niveau erkauft werden müssen – und da sollte man sie durch Einstreuungen nicht fahrlässig verschenken. Um bei solch delikaten Differenzen nicht der Autosuggestion zu erliegen, habe ich die beschriebenen Experimente übrigens mal in Begleitung von Helmut Baumgartner, mal mit Roland Dietl und auch mit Oliver Göbel gemacht. Glücklicherweise waren wir uns in der Beurteilung des Gehörten immer einig. In divergierende Richtungen hingegen gingen die Erklärungsversuche für klanglichen Beeinträchtigungen und die daraus abgeleiteten möglichen Lösungen.
Uns fielen drei Arten von Störungen ein, die die Schallplattenwiedergabe beeinflussen könnten: Da wären einmal die Verunreinigungen über das Stromnetz durch das Schaltnetzteil des Routers – was ich wegen des Netzfilters und des Power Regenerators für sehr unwahrscheinlich halte. Zweites könnte das Schaltnetzteil auch durch elektromagnetische Strahlung den Fremdspannungsabstand der analogen Kette verringern. Drittens wäre es möglich, dass die WLAN-Aktivität des Routers über den Tonabnehmer oder den Phonoentzerrer für einen höheren Störteppich sorgten. Natürlich haben wir die analoge Kette nicht nur mit an- und ausgeschalteten Router in Komponentennähe, sondern auch mit dem aktiven Router an seinem alten, entfernteren Platz gehört. Der größere Abstand kommt der Schallplattenwiedergabe deutlich zugute. Bei dieser Platzierung liegt der Unterschied zwischen an- und ausgeschaltetem Router nur minimal über der Wahrnehmungsgrenze. Allerdings haben wir für diesen Versuch ja nicht nur den Abstand geändert: Der Router war in beiden Fällen ja mit der jeweils nächstgelegenen Steckdose verbunden. Diese teilen sich zwar eine Sicherung, liegen aber einige Meter voneinander entfernt.
Als Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass die Aufstellung des Routers in Anlagennähe und der Einsatz eines zweiten Göbel Lacorde Statement Ethernet deutliche klangliche Vorteile bei der Wiedergabe von Musik-Files bringt – was man erwarten durfte. Die veränderte Aufstellung beeinflusst aber auch die Schallplattenwiedergabe – und zwar negativ. Weiteres Experimentieren ergibt, dass die Aktivität des Routers, selbst wenn er wie zuvor wieder in größerer Entfernung zu den analogen Gerätschaften aufgestellt ist, eine minimale Verschlechterung der LP-Wiedergabe zur Folge hat. Über diesen Zusammenhang habe ich mir leider zuvor nie Gedanken gemacht.
Roland Dietl schlägt vor, den Router nun wieder in Anlagennähe zu betreiben, ihn aber versuchsweise über ein Verlängerungskabel mit der Steckdose auf der anderen Seite des Zimmers zu verbinden und zu hören, wie sich dies auf Plattenspieler und Co. auswirkt: Nun erklingt Keith Jarretts „God Bless Child“ in einem größeren Raum als zuvor, als der Router seinen Strom aus dem Sonic-Line-Netzfilter bezieht. So frei wie mit deaktiviertem Router wirkt es aber nicht. Mich überrascht, dass es einen Unterschied macht, woher das Schaltnetzteil des Routers seinen Strom bezieht, und der Sonic-Line-Filter und PS Audios Power Regenerator es nicht vollständig schaffen, den Schmutz des Schaltnetzteils von den analogen Komponenten fernzuhalten.
Vielleicht wäre es sinnvoll, auf die Time Machine zu verzichten und einen Router zu verwenden, den man mit einem externen, analogen Netzteil speisen kann. Da ich die Time Machine zur Sicherung der Daten auf meinen Computern benötige, wäre der nächste logische Schritt, den Digital-Komponenten ein eigenes „Audio-Netzerk“ zu spendieren, das vielleicht sogar ohne Verbindung zum Internet auskommt. Dann müsste ich jedoch die beiden Aries Mini in Küche und Wohnzimmer mit dem Netzwerk der Time Machine verbinden, da über die Minis auch hin und wieder Internet-Radio läuft. Das bedutete aber auch, dass die Minis keinen Zugriff mehr auf den Melco im „Audio-Netz“ haben, weshalb für das Netzwerk der Time Machine ein eigener NAS angeschafft werden müsste. Aber was tut man nicht alles für den optimalen Klang seiner Kette?
Oliver Göbel bietet versuchsweise an, seinen recht betagten Belkin-Router samt SB-Booster-Netzteil für einen Test mitzubringen. Nach der Trennung der Time Machine vom Netz und der Installation des Belkin senkt sich die Nadel des Lyra Olympos wieder einmal in die Rille der LP des Keith Jarrett Trios: Raumdarstellung, Klangfarben, Dynamik und die Geschmeidigkeit lassen keine Wünsche offen – aber was heißt das schon ohne Vergleich? Erfreulicherweise ändert sich am ersten Eindruck nichts, auch wenn man den Belkin-Router ausschaltet. Ein Teil des Problems wäre also gelöst. Aber wie klingen Melco, Aries und DAVE im eigenen Netzwerk, wie im Vergleich dazu am Netzwerk der Time Machine? Hier ist weniger mehr: Im puristischen „Audio-Netzwerk“ mit Belkin, Melco, Aries, DAVE und durchgängiger Göbel-Lacorde-Statement-Verkabelung kann man in ein wenig größeren und luftigeren virtuellen Räumen schwelgen und vor schwärzerem Hintergrund einen Hauch leuchtendere Klangfarben und eine minimal packendere Dynamik genießen. Großartig! Ein Belkin-Router und ein SB-Booster-Netzteil sind bestellt und sobald sie eingetroffen sind, wird die Time Machine samt Festplatten des Hörraumes verwiesen. Die Musik-Files beziehen die Aries Minis ersteinmal von der mit einem von ihnen verbundenen, externen Festplatte, die ansonsten der Datensicherung des Melco dient.
PS: Als ich den Artikel zu schreiben begann, hatte ich lediglich die Vorteile der nahen Platzierung des Routers für die Wiedergabe von Musik-Files und die damit verbundenen Beeinträchtigungen der Schallplattenwiedergabe festgestellt. Auch ohne eine Lösung wären die gemachten Erfahrungen meines Erachtens nach einen Bericht wert gewesen. Dass ich inzwischen eine Lösung für meine Kette gefunden habe, ist auch dem Einsatz der genannten Kollegen zu verdanken, die mein Problem zu ihrem machten: So macht Zusammenarbeit Spaß!
STATEMENT
Trauen Sie sich zu experimentieren: Digitale Quellen lassen – eine sehr hochauflösende Kette vorausgesetzt – selbst die Veränderung eher nebensächlich erscheinender Parameter hören. Analoge Komponenten reagieren sehr sensibel auf Sender und Schaltnetzteile in ihrer Umgebung. Sorgfalt bei der Konfiguration Ihrer Kette macht sich in beiden Fällen bezahlt. Patentrezepte gibt es leider nicht. Hier sind Sie gefordert!
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Thales Simplicity, AMG 12JT Turbo |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Transrotor Tamino |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic, LumenWhite DiamondLight |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Goebel High End Lacorde Statement USB
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Länge | 1 x 1,2m |
Preis | 4500 Euro, jede weiteren 40cm 800 Euro |
Herstellerangaben
Goebel High End Lacorde Statement Ethernet
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Länge | 1 x 1,2m |
Preis | 4500 Euro, jede weiteren 40cm 800 Euro |
Hersteller
Göbel High End
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Anschrift | Schabweg 4a 82239 Alling |
Telefon | +49 8141 2255887 |
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Web | www.goebel-highend.de |