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Chord SPM 1050 MKII

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Da lag ihre makellose Hülle vor mir. Ihr platinblondes Antlitz schimmerte im Abendlicht. Die kühle Schönheit Ihres schimmernden Körpers nahm mich sofort gefangen.

Ich streichelte über ihren warmen Körper und wollte in ihr Innerstes vordringen. Als ich einen Blick unter Ihre Hülle wagte, traten herrlichen Rundungen hervor. Ihre traumhaften Rundungen ließen Sie von vorne und hinten sehr attraktiv erscheinen. In diesem Moment wusste ich, dass ich ihr hoffnungslos verfallen war. Egal aus welcher Perspektive man Ihren gestylten Körper betrachtete, er schien perfekt. Majestätisch ruhte Sie und nichts konnte ihre souveräne Ausstrahlung erschüttern. Ein leises Vibrato durchzuckte den Raum und eine sonore Stimme verkündete Wohlbehagen. Ja so musste es sich anfühlen wenn eine neue Chord Endstufe in Aktion tritt…

Man kann schon ins Schwärmen geraten wenn man die Optik und die tolle Verarbeitung von Firmenchef John Franks neuster Kreation live erlebt. Ich hoffe Sie sehen mir meine zweideutigen Äußerungen nach, aber eindeutig ist, dass die Endstufen und viele andere Produkte von Chord neben erstklassiger Technik ein sehr ästhetisches und unverwechselbares Design aufweisen.

Die Chord SPM 1050 in der MK-II-Version wurde erstmals auf der diesjährigen High End Show in München vorgestellt. Das Vorgängermodell SPM 1050 war bereits einige Jahre auf dem Markt. Während beim größeren Schwestermodell SPM 1200 die Modifikation auf die MK II Version schon vor etwa drei Jahren erfolgte, profitiert nun auch die preisgünstigste Chord Endstufe von der nochmals verbesserten Technologie.

Eine wesentliche Komponente eines potenten Verstärkers ist ein stabiles Netzteil. Chord typisch ist die Verwendung von Hochfrequenz-Schaltnetzteilen. Die Stromversorgung ist dabei ein eigenständiges Selbstüberwachungsmodul und die Basis für außergewöhnliche Leistung der Chord Verstärker. Ein anspruchsvoller Netzfilter sorgt dafür, dass die Stromversorgung abgeschirmt ist vor Störsignalen im Netzanschluss und völlig unberührt von Emissionen aus dem Verstärker. Die Schutzschaltung schützt dabei gegen Überlast und externe Kurzschlüsse und kommt trotzdem ganz ohne Sicherungen und klangschädliche Bauteile im Signalweg aus. In der SPM 1050 MK II setzt John Franks ein Zwei-Kilo-Watt-Hochfrequenz-Schaltnetzteil ein, das seine hohe Energie extrem schnell zur Verfügung stellen kann. Bei einem konventionellen Aufbau mit einem Ringkerntrafo würde bei dieser enormen Leistung natürlich auch das Gewicht der Endstufe dramatisch steigen. Man sieht der Endstufe nicht an, dass sie lediglich 15 Kilogramm wiegt. Zudem ist sie mit den seitlich angeordneten Griffen extrem gut zu händeln. Form follows funktion – selten stimmt diese Designprinzip so wie bei dieser Chord Endstufe.


Doch zurück zum Netzteil. Chord schwört hier auf eine sogenannte dynamische Kopplung innerhalb des Netzteils. Es ist ein einzigartiges System, wo die positive und negative Versorgungsspannungen gegenseitig gekoppelt sind durch einen starken magnetischen Fluss. Dabei wird eine positive Last stets im gleichen Maß von einer negativen Leistung begleitet und umgekehrt. Das soll zu einer gleichmäßigeren Leistungsabgabe führen und zudem Störungen durch Masseschleifen und Modulationsverzerrungen verhindern. Firmenchef John Franks erläuterte mir, dass beim aktuellen MKII-Modell der Sekundärkapazitätsspeicher der Endstufe geändert wurde, um die Entladungsgeschwindigkeit der gesamten Speicherbank zu beschleunigen. Auch bei der Treibersektion des Verstärkers gab es Verbesserungen im Design, um Verzerrungen über den ganzen Frequenzbereich zu reduzieren.

Bei Chord verwendet spezielle Hochleistungs- MOSFETs, die von einem namhaften Raumfahrtunternehmen im Auftrag gefertigt werden. Deren Charakteristik ist von einer sanften Ein-und Ausschalten in der Übergangsregion geprägt. Epitaxiale, bipolare Transistoren weisen dagegen einen eher harten Umschaltcharakter auf, was zu unangenehmen harmonischen Verzerrungen führen kann. Insgesamt kommen in der Chord SPM 1050 MKII 16 MOSFETs zum Einsatz, die auf dem Kühlkörper auf der Rückseite des Gehäuses platziert sind.

Die Endstufenschaltung ist als A/B-Design ausgelegt, wobei alle Treiberschaltungen in Class A arbeiten. Dabei setzt Chord eine sogenannte sliding-bias-Topologie ein. Die Endstufe hat dabei keinen fest eingestellten Ruhestrom, sondern eine sich selbst adaptierende Vorspannungsschaltung. Dies bewirkt, dass bei kleineren Signalpegeln mehr Leistung im Class-A-Betrieb ermöglicht wird als bei höherer Aussteuerung. Bei normaler Lautstärke wird der größte Teil des Musiksignals im Class-A-Modus wiedergegeben.


Zum Hörtest platzierte ich die neue Chord Endstufe zur optimalen Entkoppelung auf Ictra Design (früher: Paralyse Audio) Endstufenbasen. Beim Anschluss ans Netz und an meine Anlage sind mir noch zwei Dinge aufgefallen: Zum einen kam unser Testexemplar nicht vom deutschen Vertrieb, sondern direkt von Chord und hatte eine britische Kaltgerätebuchse. Ich konnte daher nur das serienmäßig mitgelieferte Netzkabel verwenden, was ich normalerweise nie mache. Das mitgelieferte Netzkabel macht zwar einen durchaus soliden Eindruck, aber hier ist sicher noch weiteres Klangpotential mit entsprechend höherwertigen Netzkabeln vorhanden. Zum anderen weckten die Lautsprecheranschlüsse auf der Rückseite mein Interesse. Ich wusste, dass Chord bei früheren Modellen WBT-Terminals verwendete, aber diese Typen konnte ich nicht zuordnen. Auf Rückfrage sagte John Franks, dass man leider nicht mehr mit WBT zusammen arbeite, da deren aktuelle Materialphilosophie nicht mit den unternehmenseigenen Qualitätsstandards übereinstimmt. Daher beauftragte Chord einen britischen Designer, der sehr hochwertige Terminals konstruierte, die nun in Taiwan produziert werden. Dabei wird als Basismaterial hochreines Kupfer verwendet und zur mechanischen Stabilisierung noch ein lediglich zweiprozentiger Nickelanteil. Alle anderen Metall- und Aluteile lässt Chord übrigens ausschießlich in Großbritannien fertigen.

Als ich alles verkabelt hatte, schaltete ich die Endstufe ein. Im Stand-by Modus erscheint zunächst ein rotes LED-Licht auf dem großen ballförmigen Schalter. Beim Einschalten wechselt das Licht in eine grüne Farbe und nach zwölf Sekunden ist es blau illuminiert um anzuzeigen, dass die Ausgangsrelais nun aktiv sind.


Ohne ein Musiksignal zu aktivieren hörte ich zunächst einfach absolut nichts! Bitte verstehen Sie das absolut positiv, denn die Chord Endstufe war einfach völlig frei von Störgeräuschen, was ich bis dato ganz selten erlebt hatte. Nicht das leiseste Brummen war über die Wilson-Maxx-Lautsprecher zu vernehmen. Offenbar macht sich hier die sehr aufwändige Konstruktion des Netzteils bemerkbar. Aber mit Musiksignalen glänzte die Chord 1050 MKII natürlich noch mehr. Die Endstufe stellt dabei 200 Watt an 8 Ohm zur Verfügung, bei 4 Ohm sind es 300 Watt und an 2 Ohm 360 Watt. Wahrlich genug um auch leistungshungrige Boxen zu bändigen.

Gleich beim ersten Lied „The rhythm divine“ aus dem Album Essential von Yello durfte die Chord SPM 1050 MKII zeigen, was in ihr steckt. Bei diesem Song geht so mancher Endstufe besonders bei höheren Lautstärken die Puste aus. Souverän und locker ließ sich die Chord auch bei hohen Pegeln und in komplexen Passagen nicht aus der Ruhe bringen und lieferte bei tieffrequenten Tellen auch den Punch, der Spaß macht. Endstufen, denen diese Souveränität fehlt, klingen hier schnell nervig.

Als nächstes hörte ich aus Imanys The wrong kind of war den diesjährigen Sommerhit „Don`t be so shy“, jedoch in der Live-Version, die viel anspruchsvoller klingt als der Remix, den wohl alle aus unzähligen Radiosendungen kennen. Die Stimme bleibt mit der Chord Endstufe immer klar und präzise ortbar.

Die Chord beherrscht aber auch die leisen Töne, die Katie Melua in Ihrem Album Ketevan mit „Sailing ships from home“ anklingen lässt. Dabei verleiht sie ihrer Stimme auch die nötige Wärme, die für eine authentische Wiedergabe so elementar ist. Bei der Hochtonwiedergabe zeigte die Chord Endstufe, dass sie keinerlei Schärfe zulässt und trotzdem detailreich, aber nicht überanalytisch zu Werke geht. Gut erkennbar war dies bei Till Brönners Album Best oft he verve years, wo sie sowohl von feinsten Anblasgeräusche des Trompeters als auch von strahlende Passagen gefordert wird. Die 80 Minuten des Albums vergingen mit der Chord 1050 MKII wie im Flug. Sie gehört zur Kategorie der Endstufen, die nicht per se spektakulär klingen, aber auch bei längerem Hören niemals langweilig werden und zum entspannten Hören geradezu einladen.


Zum Schluss hörte ich beseelt von Weihnachtsstimmung den Klassiker „Last Christmas“, aber in der Version von Humane Nature, die diesen Song ohne Instrumente ausschließlich vokal präsentieren. Hier kann man sehr gut die räumliche Abbildung und die Natürlichkeit von Stimmen beurteilen. Beides gelang der Chord Endstufe in so beeindruckender Weise, dass ich dieses Lied gleich mehrfach hören musste. Wie gut für alle High-End-Liebhaber, dass auch 2016 noch nicht das letzte Weihnachten ist, um sich selbst zu beschenken…

STATEMENT

Die neue Chord Endstufe SPM 1050 MKII ist in der Chord Hierarchie die günstigste Stereoendstufe, aber sie spielt auf wie eine große. Mit einem intelligenten Schaltungsdesign und dem ausgeklügelten Netzteil zeigt sie, dass auch ein Leichtgewicht die nötige Souveränität und Autorität von ganz großen Endstufen erreichen kann.
Gehört mit
Plattenspieler Le Tallec Stad S
Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
Musikserver Aurender N100
D/A Wandler MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil
Vorverstärker Pass Labs XP 20 und Audia Flight Strumento MkII
Endstufen mt-audio-design Monoblöcke
Lautsprecher Wilson Audio MAXX
Kabel Audioquest, HABST, Sun Wire Reference
Zubehör Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen (früher Paralyse Audio), Copulare Aural Endstufenständer
Herstellerangaben
Chord SPM 1050 MKII
Ausgangsleistung 200W RMS pro Kanal @ 0,05% Verzerrung bei 8Ω
300W RMS pro Kanal bei 4Ω, 360W RMS pro Kanal bei 2Ω
Frequenzgang (8Ω) -1dB - 0,2 Hz bis 46 kHz
Signal-Rausch-Verhältnis besser als -103dB
Kanaltrennung besser als 95dB
Eingangsimpedanz 100kΩ unsymmetrisch / symmetrisch
Eingangskapazität <30pf
Ausgangsinduktivität 2.6μH
Slew Rate 70V pro μS bei 1 kHz, 20V Rechteckwelle
Verstärkung 30dB
Abmessungen (B/T/H) 420/355/133mm (ohne Integra Beine)
480/355/128 mm (mit Integra Beinen)
Gewicht 15 Kg
Farben Silber und schwarz
Preis 6200 Euro


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