Nachfolger erfolgreicher Vorgänger können es mitunter schwer haben, besonders wenn der Vorgänger die Messlatte sehr hoch gehängt hat. Dies ist bei dem vor drei Jahren vorgestellten Chord Hugo zweifelsohne der Fall. Dirk Sommer sprach in seinem Test sogar von der audiophilen Entdeckung im Digitalbereich.
Mit dem Chord Hugo 2 steht nun die neueste Generation der portablen Wandler/Kopfhörer-Verstärker Kombination aus Kent in England am Start. Den Hugo hatte ich mir schon vor längerer Zeit bei Dirk Sommer ausgeliehen und ihn seit dem immer wieder gerne in meine Anlage integriert. Umso gespannter war ich, wie sich der brandneue Hugo 2 im direkten Vergleich behaupten würde.
Der Hugo 2 will noch stärker als sein Vorgänger mobiles und stationäres Gerät zugleich sein. Mit seiner Stromversorgung durch Akkus ist auch der Hugo 2 unabhängig vom Stromnetz – eine zwingende Voraussetzung für den mobilen Einsatz. Das Laden erfolgt im Gegensatz zum Vorgängermodell nun über eine separate Micro-USB-Schnittstelle, so dass auch andere Ladegeräte verwendet werden können. Insbesondere im mobilen Einsatz ist das von Vorteil, wenn nicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Ladegeräten mitgeführt werden muss. Das erstklassige Aluminiumgehäuse des Hugo 2 ist in seinen Abmessungen noch ein klein wenig kompakter als das des Vorgängers geraten. Die Ecken und Kanten wurden geschärft und verleihen dem Gerät ein markantes Aussehen. Ja der Hugo 2 ist portabel, indem Sinne, dass er vom Stromnetz unabhängig betrieben und gut im Reisegepäck mitgenommen werden kann; für die Jackentasche eignet er sich meiner Meinung nach aber schon aufgrund des Gewichts von 450 Gramm eher weniger.
Chord möchte mit dem Hugo 2 aber auch die Integration im Umfeld einer stationären HiFi-Anlage erleichtern. Zum Lieferumfang gehört deshalb nun erstmals eine kleine Fernbedienung, mit der alle Funktionen des Hugo 2 komfortabel gesteuert werden können.
Was die Bedienungsfreundlichkeit betrifft hat sich beim Hugo 2 viel getan. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich mit der Bedienung des Hugo regelrecht auf Kriegsfuß stehe und immer wieder leicht genervt die Bedienungsanleitung benötige, besonders wenn ich den Hugo mal längere Zeit nicht benutzt habe. Zunächst einmal hat sich Chord beim Hugo 2 nun dazu durchgerungen, alle Bedienungselemente und Anschlüsse zu beschriften, während der Hugo ohne jede Beschriftung auskommen muss.
Die Bedienung am Gerät selbst erfolgt jetzt über vier recht große, beleuchtete Schalter die nunmehr an der Oberseite zu finden sind. Das ist ein klarer Fortschritt gegenüber den fummeligen, an der Seite angeordneten Schaltern des Vorgängers, die eher etwas für spitze Fingernägel sind. Von links nach rechts finden wir Eingangswahl, Umschaltung zwischen verschiedenen Filtertypen, Crossfeed-Funktion und Ein-/Aus-/Standby. Alle Schalter sind mittels LED beleuchtet und erstrahlen je nach gewählter Funktion in verschiedenen Farben. Auf der Oberseite befindet sich auch das schon vom Hugo bekannte Rad zur Lautstärkeregelung, wobei die eingestellte Lautstärke in verschiedenen Farben angezeigt wird. Und schließlich finden wir ein kleines Fenster, in dem die jeweilige Sampling-Frequenz des Eingangssignals in nicht weniger als 11 verschiedenen Farben angezeigt wird.
Neu ist auch, dass der Hugo 2 nun vier verschiedene Digital-Filter zur Auswahl bietet, mit denen die Klangcharakteristik an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann. Hierzu weiter unten genaueres. Unverändert übernommen wurde vom Hugo die Crossfeed-Funktion mit den Stufen „off“, „min“(rot), „med“ (grün) und „max“ (blau). Damit soll auch mit einem Kopfhörer der Eindruck entstehen, man würde mit Lautsprechern hören.
Die Anzeige aller Betriebszustände über verschiedene Farben ist sicherlich ein wesentlicher Bestandteil der Design-Philosophie des Hugo 2 im speziellen und von Chord-Produkten ganz allgemein. Allerdings kann ich mir ehrlich gesagt die unterschiedlichen Farben und ihre jeweilige Bedeutung nicht merken. Ohne daneben liegende Bedienungsanleitung geht da gar nichts. Das hat offensichtlich auch Chord erkannt und eine extrem kompakte, farbige Bedienungsanleitung mit Vorder- und Rückseite auf einem kleinen Kärtchen entworfen, die ich mir einfach neben den Hugo 2 gelegt habe. Damit war die Bedienung dann ein Kinderspiel und ein großer Fortschritt gegenüber dem Hugo. Auch wenn Design und Bedienung des Hugo 2 nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, so ist das Gerät auf den ersten Blick als ein Produkt von Chord zu erkennen, Verwechslungsgefahr mit anderen Marken besteht jedenfalls nicht.
Die vom Hugo 2 unterstützen Digital-Formate sind bedeutend umfangreicher als das, was man normaler Weise erwarten würde. Der USB-Eingang unterstützt PCM bis 32 bit/768 Kilohertz und DSD512. Daneben stehen S/PDIF optisch bis 24 bit/192 Kilohertz und zweimal koaxial (3,5-Millimeter-Stereo-Klinke) bis 24 bit/384 Kilohertz zur Verfügung. Darüber hinaus kann Musik auch über aptX Bluetooth an den Hugo 2 gesendet werden. Auf der Ausgangsseite gibt es zwei Anschlüsse für Kopfhörer (3,5-Millimeter und 6,3- Millimeter-Stereo-Klinke) und ein Paar RCA-Buchsen zum Anschluss an einen Verstärker. Mit den gewählten Stecker-Typen im Digital-Bereich bin ich allerdings nicht recht glücklich. Bei allem Verständnis für Miniaturisierung ist es einfach unpraktisch, wenn man sich von den gängigen Typen entfernt und Benutzer deshalb teure Sonderlösungen benötigt. Ich hatte jedenfalls spontan kein hochwertiges USB-Kabel mit Micro-USB-Stecker zur Hand – dieses Problem hatte ich auch bereits beim Hugo – und schon gar nicht ein digitales Koaxialkabel mit einem Stereo-Mini-Klinkenstecker an dem einen Ende. Ich habe mir deshalb für den Test mit entsprechenden Adaptern behelfen müssen. Über die richtige Abschlussimpedanz insbesondere bei der Koaxialverbindung darf man dann nicht weiter nachdenken. Auch bei den RCA-Anschlüssen bedarf es einer sorgfältigen Kabelauswahl, da der Platz rund um die Buchsen so eng bemessen ist, dass für viele Stecker schlicht kein Platz ist.
Das Herzstück eines jeden Digitalgeräts von Chord ist der Digital-Analog-Wandler. Für Chords beratenden Digital-Entwickler Robert Watts ist die Filterlänge gemessen in Taps, das ist der technische Indikator für die Komplexität des Interpolations-Filters, ein wichtiges Kriterium, denn um ein analoges Signal perfekt zu rekonstruieren, benötigt man theoretisch ein Filter mit einer Länge von unendlich vielen Taps. Jeder Zuwachs bei der Filterlänge brachte nach seiner Erfahrung in Verbindung mit den kontinuierlichen Verbesserungen der WTA-Algorithmen eine höhere Klangqualität. Der Hugo hat 26.368 Taps und der Hugo 2 nun 49.152 Taps. Um derartige Filter zu realisieren benötigt man eine extrem hohe Rechenpower. Chord verzichtet vollständig auf die Verwendung fertiger Wandler-Chips und setzt auf einen FPGA (Field Programmable Gate Array) der neuesten Generation aus der Artix 7 Reihe von Xilinx.
Ein FPGA ist ein programmierbarer Chip, dessen Funktionsweise durch den Benutzer festgelegt werden kann, ohne dass Schaltplatinen oder Lötkolben notwendig wären. Von einem einfachen Zählmechanismus bis hin zu einem Mikroprozessor oder eben einem Digital-Analog-Wandler ist alles machbar. Erreicht wird dies durch definierte Logikblöcke, die flexibel miteinander verbunden werden können. Darüber hinaus übertreffen FPGAs die Rechenleistung von Digitalsignalprozessoren (DSP), da sie Tasks nicht sequenziell, sondern parallel ausführen.
Robert Watts auf hat dieser Basis über viele Jahre das Schaltungsdesign und die dazugehörige Software entwickelt. Der FPGA übernimmt alle von ihm eigenhändig programmierten Rechenoperationen, wie Umrechnung, Filterung, Lautstärkeregelung und Wandlung. Und dass die FPGAs in raschen Abständen immer leistungsfähiger werden, macht sich auch beim Hugo 2 – fast doppelt so viele Taps wie beim Vorgängermodell – bemerkbar.
Für den Hörtest habe ich den Hugo 2 sowohl über USB als auch mittels S/PDIF über meine beiden kaskadierten Mutecs an mein mit dem Programm AudiophileOptimizer getuntes Sony Notebook angeschlossen, auf dem als Medien-Server MinimServer und als Medien-Player JPLAY laufen. Bluetooth habe ich mit einem Iphone 6 plus ausprobiert. Ausgangsseitig ging es vom Hugo 2 dann in die Omtec Vorstufe. Als Kopfhörer habe ich meinen kleinen iGrado und den Audeze LCD-XC, den ich mir von Dirk Sommer ausgeliehen hatte, verwendet.
Bereits nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass mich insbesondere die Wiedergabe tiefer Frequenzen mit dem Hugo 2 fasziniert. Gerade im Vergleich mit hervorragendem Analog-Equipment fällt mir immer wieder auf, wie unterbelichtet die Basswiedergabe in so manch digitaler Kette ist. In der Vergangenheit war ich mir nicht immer sicher, ob es sich dabei eher um Unzulänglichkeiten der analogen Wiedergabe – Stichwort RIAA Entzerrung – handelte. Seit dem Interview mit Robert Watts weiß ich, dass für die Wahrnehmung von Bass die Genauigkeit des Zeitverhaltens von herausragender Bedeutung ist. Das Klangfundament ruht beim Hugo 2 auf einem sauberen, kraftvollen und jederzeit exakt definierten Bass. Das Pop-Album Rumors von Fleetwood Mac (Fleetwood Mac: Rumors 24bit/96kHz) macht damit so richtig Spaß. Der All-Time-Hit „Hotel California“ von den Eagles (Eagles Hell Freezes Over XRCD) kommt mit wuchtigem, aber stets knackigem Bass. Die Bedeutung der Basswiedergabe für das Musikerlebnis beschränkt sich aber nicht nur auf Pop oder Rock. In der Eigenkomposition „Life Stream Suite“ von Tobias Becker (Tobias Becker Bigband: Life Stream) präsentiert sich uns ein wunderbar facettenreicher Bigband-Sound, der immer wieder zwischen hellen und dunklen Klangfarben wechselt. Mit dem Hugo 2 erklingen gerade die dunklen Klangfarben ganz besonders authentisch und stehen damit in wunderbarem Kontrast zu den Abschnitten mit den eher hellen Klangfarben.
Zusammen mit dem herausragendem Timing verleiht der Hugo 2 der Musik eine absolut glaubhafte Einheit. Nehmen wir die Symphonie Nr. 94 von Joseph Haydn mit der Philharmonica Hungarica unter Antal Dorati (Haydn Symphonies No. 94 and 100 - Antal Dorati The Philharmonia Hungarica - HDTT 24/352), die im Deutschen den Zusatz „mit dem Paukenschlag“ trägt. Dieser Zusatz bezieht sich auf einen unerwarteten Fortissimoschlag in dem im Piano beginnenden zweiten Satz. Allerdings beteiligen sich neben den Pauken auch alle anderen Instrumente des Orchesters an dem entsprechenden Schlag. Mit dem Hugo 2 entfaltet diese Stelle eine ungeheure Kraft und Dynamik aus den tiefsten Lagen heraus. Wenn auch im Andante stehend entwickelt sich dieser Satz im weiteren Verlauf durchaus recht lebhaft, immer getragen von einem soliden Bassfundament. Tonalität, Dynamik und Räumlichkeit sind vom Feinsten. Herausragend ist zugleich, wie sich mit dem Hugo 2 das Klangbild von den Lautsprechern löst.
Bei „España“ von Emmanuel Chabrier mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 beeindruckt der Hugo 2 mit seiner Fähigkeit, feindynamische Abstufungen wiederzugeben. Die Aufnahme sprüht nur so vor Temperament und legt gleichzeitig faszinierende Details offen. Was für die Interpretation gilt, gilt erst recht für den Hugo 2. Der phantastische Detailreichtum der Aufnahme wird ganz hervorragend heraus gearbeitet, aber die Wiedergabe bleibt stets fließend und damit entsteht ein unglaublich geschlossener Gesamteindruck. Weiter geht es mit „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): Der Hugo 2 gibt das Timbre der Stimme von Diana Krall meisterhaft wieder. Jeder Klavieranschlag steckt voller Information und genauso werden feinste Details zum Raum, in dem gespielt wird, freigelegt. Dabei ist die Wiedergabe zu keiner Zeit überanalytisch oder gar hart.
Kommen wir zu den Digital-Filtern. Ja diese haben einen hörbaren Einfluss auf die Wiedergabe. Ich mache es mir einmal einfach und beschreibe die Filter griffig wie folgt: Filter 1 – kein Filter, Filter 2 – wärmer, Filter 3 – weicher und Filter 4 – kräftig. Das sind nicht die offiziellen Bezeichnungen aus der Bedienungsanleitung, bringen aber vielleicht die jeweilige Klangcharakteristik auf den Punkt. Ich habe die meiste Zeit mit Filter 1 gehört. Am ehesten war ich bei der Wiedergabe über Kopfhörer – insbesondere wenn der kleine iGrado am Hugo 2 hing und eine Bluetooth-Verbindung zu meinem iPhone bestand – versucht, Filter 2 oder Filter 3 zu wählen. Mehr kann man mobil aus diesem kleinen Kopfhörer in dieser Konstellation wohl nicht herausholen.
Mit dem exzellenten Audeze-LCD-XC-Kopfhörer ist der Hugo 2 wie schon sein Vorgänger eine tolle audiophile Lösung, ganz gleich ob für unterwegs oder stationär zu Hause. Gerade für Hörer wie mich, die sich mit dem Kopfhörerklang nicht so recht anfreunden können, bringt die Crossfeed-Schaltung des Hugo 2 eine erhebliche Verbesserung. Ich habe hier immer zwischen den Einstellungen „min“ oder „med“ gewechselt.
Sie haben es sicherlich schon lange gemerkt: Der Hugo 2 hat es mir so richtig angetan. Diese Qualität der Wiedergabe habe ich von diesem kleinen Kästchen so nicht erwartet. Für mich steht fest, der Hugo 2 ist seinem Vorgänger in allen Belangen überlegen. Wie so oft ist das Bessere der Feind des Guten. Über kleine Schwächen, wie die unpraktischen Ein- und Ausgangsbuchsen, muss man einfach hinwegsehen und das eigenwillige Design mag man oder nicht.
STATEMENT
Lassen Sie sich nicht täuschen: von den Abmessungen her ein Zwerg ist der Hugo 2 klanglich ein Riese, der sowohl mobile als auch stationäre Musikwiedergabe auf höchstem Niveau miteinander verbindet.
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, Intel Atom 1,6 GHz, 2 GB RAM, Windows Home Server |
Software | MinimServer, JPlay 6.2 |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler | Chord Hugo |
Vorstufe | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kopfkörer | Audeze LCD-XC, iGrado |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable Adapter RCA<>Klinke 3, 5 mm von audioquest und inakustik, Adapter USB<> Micro USB von König |
Herstellerangaben
Chord Hugo 2
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Digital-Eingänge | USB (PCM bis 32 bit/768 KHz und DSD bis DSD 512, S/PDIF (RCA bis 24 bit/384 kHz), TosLink (bis 24bit/192 kHz), Bluetooth (Apt X) (Blue): 16bit/44.1kHz – 16bit/48kHz |
Analog-Line-Ausgänge | 1 Paar RCA |
Kopfhörer-Ausgänge | Klinke 6,3 mm und Klinke 3,5 mm |
Gewicht | 450 g |
Abmessungen | 10 cm x 2,1 cm x 13 cm (BxHxT) |
Preis | 2290 Euro (ZeroUno DAC) |
Vertrieb
G8 & friends GmbH – High Quality Distribution
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