Auch wenn es schon länger eine Elektroniklinie von quadral gibt, habe ich bei Nennung des Firmennamens bisher immer nur an die Lautsprecher gedacht. Sicher hat man da irgendwas auf Messen gesehen, aber eingebrannt hat sich mir der Hersteller in dieser Richtung nicht. Um so gespannter war ich, als sich der neue große Vollverstärker AURUM A8 zum Test ankündigte.
Die sehr wohlwollenden Besprechungen der quadral AURUM Vulkan 9 und der quadral AURUM Orcan aktiv durch Jörg-Peter Schimmel und Wolfgang Kemper machten die Sache natürlich nicht uninteressanter. Dass quadral die Geräte nicht selbst konstruiert hat, ist ein offenes Geheimnis. Entwickelt und produziert wird bei von einer namenhaften Firma aus dem Sauerland mit einer erfolgreichen Vergangenheit besonders im Verstärkerbau.
Der AURUM A8 ist optisch betont schlicht gehalten. Aufgrund seiner Abmessungen, die das Standardmaß für Hifi-Komponenten sprengen, legt er aber allein aufgrund seiner Größe schon einen beeindruckenden Auftritt hin. Das hat nichts mehr mit Komponenten zu tun, die man auch mal übereinanderstapelt. Beim Bedienkonzept steht die Einfachheit im Vordergrund. Auf der gebürsteten Aluminiumfront gibt es neben dem Multifunktionsdrehknopf unter dem oben mittig angebrachten verchromten Logo nur zwei Druckelemente. Mit diesen drei wird der Verstärker aus dem Standby geholt und Lautstärke, Quellenwahl und -pegel sowie Klangregelung vorgenommen. Dies gelingt nach kurzer Übung auch problemlos ohne die optional erhältliche Fernbedienung, die für einen Aufpreis von 250 Euro dazubestellt werden kann. Diese hört auf den Namen RC2, steuert bei Bedarf auch hauseigene CD-Player und ist hochwertig verarbeitet.
Dauerhaft vom Netz getrennt wird der AURUM zeitgeistig über einen Kippschalter auf der Rückseite. Auf dieser wird es dann etwas opulenter: ein symmetrischer und drei Cinch-Hochpegeleingänge, ein Cinch-Vorverstärkerausgang, zwei mal Toslink- und jeweils ein USB- und Spdif- Digitaleingang. Ein Paar Lautsprecher kann über sehr stabile bananengängige Lautsprecherklemmen angeschlossen werden. Überhaupt gibt es an der Verarbeitung absolut nichts auszusetzen. Was ein wenig verwundert: Über USB steht eine Auflösung von 24 Bit bei einer Abtastrate bis zu 192 Kilohertz zur Verfügung. An sich sind DSD und Hochbit-Auflösung heute das Sahnehäubchen, auch bei einer integrierten Wandlerlösung. Allerdings möchte ich an dieser Stelle in keine Diskussion um hochauflösende Formate einsteigen. An sich reicht das Gegebene in jeder Lebenslage, und entscheidend ist bekanntlich, was am Ende raus kommt.
Innerhalb des üppigen Gehäuses geht es überraschend eng zu. Digital- und Analogsektion haben eine eigene Stromversorgung – der Endverstärkerzug sogar ein Netzteil pro Kanal im Doppelmonoaufbau – und residieren auch räumlich getrennt. Die Steuerung erfolgt über gekapselte Relais, was einerseits zu einer hohen Lebensdauer führen, andererseits Übergangswiderstände der Kontakte auf ein Minimum reduzieren soll. Dazu kommt noch ein breitbandig wirkendes Netzfilter. Überhaupt ist das alles sehr akkurat und durchdacht gemacht und vorbildlich ausgeführt und der Verstärker nicht nur aufgrund des Gehäuses so schwer. Da fällt der Preis von gerade mal 2000 Euro auf, kostete das bisherige Spitzenmodell A5 doch 600 Euro mehr und hatte keine Digitalsektion bei ansonsten identischen Werten. Auf Nachfrage bei quadral wurde die Ersparnis aufgrund höherer Stückzahlen möglich, was erfreulicherweise auch mal an den Kunden durchgereicht wird. Die Verbindung mit dem PC fällt in diesem Fall ausnahmsweise mal genau so leicht wie bei MAC und Linux. Der Treiber wird auch von Windows sofort erkannt und muss nur in der Ausgabesoftware einmal eingestellt werden.
Dass die opulente Stromversorgung nicht nur auf dem Papier besteht, macht der AURUM A8 auf den ersten Metern mit Pop- oder Rockmusik klar: Mit lässiger Souveränität und ordentlich Druck kommen Schlagzeug und Bass. Der kann bei Bedarf auch sehr, sehr tief gehen, da geht der quadral ganz locker mit und leuchtet auch in diesen Regionen bis in jede Ecke. Es empfiehlt sich übrigens nicht, Lautsprecher mit einem zu ausgeprägten Oberbass am quadral zu betreiben, der hat hier keinen Durchhänger. Genau genommen hat er den nirgendwo. Die Wiedergabe ist von einer großen Ausgeglichenheit ohne Betonung irgendwelcher Frequenzbereiche geprägt. Dazu gehört auch ein Hochtonbereich, der voll da ist. Der bei heutigen Verstärkern oft zu beobachtende Hang zur Milde in den ganz oberen Lagen ist dem AURUM fremd. Obwohl sehr sauber aufgelöst und auch mit dem entsprechenden Pegel ausgestattet, zerrt er trotzdem nie an den Nerven des Zuhörers. Auch wild gedroschene Triangel oder knallhart angeschlagene Becken sind hoch aufgelöst und laut, aufgrund der Sauberkeit aber immer noch zu genießen und kommen punktgenau.
Eine Standardübung ist für mich der Anfang von „Paradies“ von der Elbtonal Percussion in Concert. Beim ruhigen Anfang gibt es Geräusche im Publikum und besonders den obligatorischen Huster, der immer kommt, wenn es mal leiser ist. Hier zeigen sich besonders schön die Fähigkeiten einer Komponente, Räume zu durchleuchte. Der Raum ist echt und in diesem Fall zeigt der AURUM, dass ein bisher etwas undefiniertes Rumpeln ein im Publikum verrückter Stuhl ist – Stuhlbeine aus Metall, der Boden aus Holz. Das ist nicht etwa lauter als gewohnt oder in den Vordergrund gezogen, man hört es einfach.
Räumlich dicht gemischte Aufnahmen mit hohem Informationsgehalt bildet der quadral AURUM A8 faszinierend offen und klar ab, trotzt auch gezupften Kontrabässen, die bei anderen Verstärkern gern verdröhnt wieder gegeben werden, noch einen knorrigen Ton und Informationen über das Ausschwingen der Saiten ab. Eine einzelne akustische Gitarre ist an sich auch schon hochkomplex. Das Greifen der Saiten und deren Nachschwingen, das Volumen des Korpus und Nachschwingen des Tons oder das Tappen der Finger – das lässt sich über den A8 wunderbar verfolgen, ohne dass deswegen das Instrument akustisch in seine Einzelteile zerlegt werden würde. Richtig faszinierend, wenn das auch in größeren Besetzungen noch funktioniert und die Information nicht untergeht.
Diese Präzision und Auflösung erlauben einen tiefen Einblick auch in die Arbeit des Tontechnikers und funktioniert fast immer. Richtig schlecht produzierte Pop-Scheiben aus den 80-ern sind dann aber nur noch in Maßen genießbar. Dafür behält der AURUM Übersicht und Präzision auch bei sehr hohem Pegel. Keine Überdeckungseffekte trüben den kompletten Durchblick auf das musikalische Geschehen. Das ist nicht nur preisklassenbezogen faszinierend und richtig gut.
Auch bei älteren Klassikaufnahmen, die noch nicht mit 48 Spuren gemacht worden sind, bringt einem diese Präzision Einblicke in den Raum. Bei einer älteren Aufnahme von Arthur Honegger mit der Symphonie Nr. 1 unter Charles Dutoit mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist nicht nur die klare Anordnung der Musiker im Raum zu hören, man bekommt fast einen visuellen Eindruck vom Konzertsaal, dessen hölzerne Bodenresonanz einen warmen Charakter vermittelt, den ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Das führt dazu, dass Räume nicht nur zu erahnen sind, sondern fast plastisch greifbar. Wenn auf der Aufnahme allerdings keine Rauminformationen vorhanden sind, bleibt die Wiedergabe flach wie ein Brett. Auch gibt es weder über die Lautsprecherebene links noch rechts hinausragende Effekte oder eine Ebene vor den Lautsprechern.
Die Stimmwiedergabe profitiert von den genannten Eigenschaften natürlich auch. Kennen Sie auch Stücke, bei denen Sie den Text nur deswegen verstehen, weil er auf dem Cover abgedruckt ist? Mit dem AURUM hat man auch bei ganz vernuschelten Passagen eine reelle Chance, das erste Mal tatsächlich zu verstehen, was da von sich gegeben wird. Trotz dieser ausgezeichneten Sprachverständlichkeit bleibt das jeweilige Organ in Kontext eingebettet. Wird also nicht in den Vordergrund gezerrt oder unnatürlich betont. Auch die Größenverhältnisse bleiben, wie bei allen anderen musikalischen Übungen auch, perfekt gewahrt. Durchhörbarkeit und Artikulation sind in der Waage, sehr offen und natürlich ohne jede Übertreibung.
Wer jetzt befürchtet, dass diese Informationsflut einhergeht mit einer nüchternen Gangart, liegt komplett daneben. Wenn sich die Musiker/Sänger ein wenig Mühe gegeben haben und nicht bei der Aufnahme komplett geschlampt worden ist, lässt der A8 die Technik in den Hintergrund treten und schafft eine authentische Illusion der Aufnahme. Gerade weil er trotz der Auflösung nicht analytisch ist, klingt er um so involvierender. Vielleicht sollte man den AURUM A8 nicht mit zu präsenten und dadurch vordergründig präzisen schlank abbildenden Lautsprechern kombinieren, das könnte ob des überbordenden Informationsgehalts irgendwann etwas zu viel werden.
Mit der Wandlersektion ist das so eine Sache. Ich tue mich sehr schwer, das Gehörte in passende Worte zu bringen. Der quadral klingt mit analogen Quellen ausgezeichnet und kommt der Wahrheit schon ziemlich nahe. Der Wandler steht da einfach nicht im Weg beziehungsweise der Verstärker an sich bringt schon so viel Information, dass kleine Änderungen bei der digitalen Wandlung da auch nicht mehr so viel ausmachen. Beim direkten Umschalten zwischen der CD-Player eigenen Wandlersektion und dem internen DA-Wandler des AURUM höre ich so gut wie keinen Unterschied. Das ist insofern kein Drama, da beides wirklich sehr sehr gut klingt.
Gefüttert mit hochauflösenden Dateien wendet sich das Blatt ein wenig. Ohne seine Linie zu verlassen, bringt der AURUM noch ein wenig mehr an räumlicher Information und Präzision, arbeitet feindynamische Abstufungen noch etwas genauer heraus und schiebt ein wenig mehr an im Bass, das war es dann aber auch schon. Und, ganz ehrlich? Ich finde das gut! Immer wenn bei anderen Wandlern die feinauflösendere Digitalsektion plötzlich tonal anders klingt und alles viel beeindruckender wirkt, denke ich, dass da an mehr Rädchen gedreht worden ist, als für realistische Wiedergabe nötig. Die Unterschiede sind einfach nicht riesig, und die, die da sind, arbeitet der AURUM halt heraus. Eine tonale Verschiebung wäre bei diesem tollen Verstärker auch einfach nicht wünschenswert, er macht ja auch mit dem guten alten CD-Format an sich schon alles richtig.
STATEMENT
Der quadral AURUM A8 ist der Prototyp eines neutralen Verstärkers, der sich so der Musik verschrieben hat, dass nach oben in dieser Preisklasse an sich keine Luft mehr ist. Technisch aufwendig und ohne jede Allüren spielt er dabei völlig souverän und authentisch. Leb- und lieblos produzierte Musik entlarvt er sofort. Er sei – trotz der dynamischen Reserven und Kraft – besonders Hörern von Klassik und Jazz ans Herz gelegt. Für den Rest braucht man so einen guten Verstärker nicht.
Gehört mit
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Analoglaufwerk | Technics SL-151/II |
Tonarme | Roksan Tabriz |
Tonabnehmer | Audio Technica AT-33 PTG/II |
Phonopre | ifi iPhono |
PC | Acer Espire, I3 CPU 1.70 GHz, 8 GB RAM |
Interface | Audioquest Jitterbug |
Software | Foobar2000 |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290, Technics SL-P471A |
Wandler | Phonosophie DAC1 |
Verstärker | Creek 5350 SE, Rotel RA-820BXIII |
Lautsprecher | Spendor A5, Mordaunt Short Aviano 2 |
LabKopfhörerel | Beyerdynamik DT880 (250 Ohm) |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
quadral AURUM A8
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Frequenzgang | 1Hz bis 110Khz |
Harmonische Verzerrungen | <0.02% |
Ausgangsleistung an 8 Ohm | 2 x 100W |
Ausgangsleistung an 4 Ohm | 2 x 180W |
Stromaufnahme in Standby | <0,35W |
Abmessungen: (HxBxT) | 453 x 130 x 345 mm |
Gewicht | 13,3 kg |
Preis | 2000 Euro |
Hersteller
quadral GmbH & Co. KG
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Anschrift | Am Herrenhäuser Bahnhof 26-30 D-30419 Hannover |
Telefon | +49 511 79040 |
Web | www.quadral.com |
info@quadral.com |