Musikliebhaber, die auf der Suche nach einem Musikserver für die Speicherung ihrer Musiksammlung sind, stehen vor der schwierigen Frage: Verwendung eines Heimcomputers in Form eines PCs oder Notebooks, Anschaffung eines speziellen Musikservers von einem HiFi Hersteller oder gar Eigenbau.
Während letztere Alternative nur für wirkliche Computer-Freaks eine praktikable Lösung ist, haben Heimcomputer und Musikserver jeweils ihre ganz spezifischen Vor- und Nachteile. Für die Musikserver-Lösung sprechen die Funktionalität und der Bedienungskomfort, während der Heimcomputer seine Stärken in der Flexibilität und Unabhängigkeit von einem bestimmten Hersteller hat. Aber ganz gleich welche Lösung man bevorzugt, zeigt meine Erfahrung, dass der Musikserver entscheidenden Anteil an der Klangqualität einer digitalen Kette hat. Was an dieser Stelle verloren geht, kann auch durch den besten DAC nicht mehr aufgeholt werden. Die Klangqualität wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst. Neben der verwendeten Hardware, haben auch das Betriebssystem sowie die Software für Server und Renderer einen großen Anteil am klanglichen Gesamtergebnis. Insbesondere der Einfluss des Betriebssystems wurde meiner Meinung nach lange unterschätzt. Gerade Windows hat hier in klanglicher Hinsicht noch immer nicht den besten Ruf im Vergleich zu Linux- oder Mac-OSX-basierten Geräten. Auf der anderen Seite machen die große Softwareauswahl und die Benutzerfreundlichkeit einen Server mit Windows-Betriebssystem durchaus interessant. Als ich vor einigen Wochen erfuhr, dass der südkoreanische Hersteller SOtM einen Server mit dem Serverbetriebssystem Windows 2012 auf den Markt gebracht hat, war mein Interesse geweckt.
Carsten Hicking vom deutschen Vertrieb hat dann ein Komplettpaket aus dem Server sMS-100SQ Windows Edition, dem DAC sDP-1000EX und der Stromversorgung sPS-1000 für mich geschnürt. Als die Geräte bei mir eintrafen, war ich ob der Features, die jedes der drei Geräte besitzt und der daraus resultierenden Komplexität erst einmal ein wenig geplättet. Um jedem Gerät gerecht zu werden, beschloss ich, mich dem Paket schrittweise zu nähern. Stufe eins: Beschäftigung mit dem Server und anschließend Ergänzung des Servers um die separate Stromversorgung; Stufe zwei: Beschäftigung mit dem DAC und dann ebenfalls Ergänzung mit der separaten Stromversorgung; zum Abschluss Stufe drei: Beschäftigung mit dem Komplettpaket.
Zur Erinnerung: bei jedem Server handelt es sich um einen Computer. Ein normaler Computer ist aber in keiner Weise für die Wiedergabe von Audio optimiert. Schauen wir zunächst einmal, was der sMS-100SQ WE in dieser Hinsicht zu bieten hat: Der Server kommt in einem formschönen, soliden Gehäuse mit sehr kompakten Abmessungen daher, das uns vergessen lässt, dass sich im Inneren ein Computer befindet. Im sMS-100SQ WE werkelt Intels Prozessor Atom N 2800 mit zwei Kernen und 1,86 GHz Taktfrequenz; der Hauptspeicher beträgt 4 GB. Der Prozessor ist passiv gekühlt, so dass der Server absolut lautlos arbeitet. Ein gesondertes Board mit hochstabilen Clocks sorgt für klaren Takt.
Ein Problemfeld ist grundsätzlich die USB-Verbindung zwischen Computer und DAC. Bei der Entwicklung des USB -Standards war die Benutzung der Verbindung als hochwertige Audio-Schnittstelle kein Thema, sondern es ging um die einfache Anbindung von Computer-Peripherie wie Eingabegeräten, externen Festplatten oder Druckern. Dementsprechend wird die USB-Schnittstelle normalerweise direkt vom Motherboard mit einer wenig sauberen Spannung versorgt, die extrem hohe Störkomponenten enthält und für Audio völlig ungeeignet ist. Darüber hinaus kann der Anschluss von weiteren USB-Geräten an den Computer die Audiowiedergabe nachteilig beeinflussen. Deshalb wird bei guten DACs eingangsseitig ein hoher Aufwand bei der Entkopplung getrieben. SOtM geht das Problem an der Wurzel an, nämlich bei der Auskopplung des USB-Signals auf der Computerseite.
Der sMS-100SQ WE enthält einen ganz speziellen, für Audio-Zwecke optimierten USB-Ausgang, der mit der – auch separat erhältlichen – tX-USBexp-Steckkarte von SOtM realisiert ist. Die Steckkarte besitzt einen eigenen ultra-low-Noise Spannungsregler, eine ultra-low-Jitter Clock und kann darüber hinaus auch von einem externen Netzgerät mit Spannung versorgt werden. Zusätzlich gibt es einen von außen zugänglichen Schalter an der Steckkarte, um den Spannungstransport über die USB-Leitung an den DAC zu unterbrechen; dies funktioniert allerdings nicht mit jedem DAC und ist von dem im DAC verwendeten USB-Receiver abhängig.
Bewährt hat sich auch die Verwendung von getrennten Festplatten für Betriebssystem und Daten. Zur Speicherung der Musikdaten stehen konventionelle Festplatten bis 4 GB oder SSD bis 2 GB zur Auswahl. Mein Testgerät war mit einer 1-GB-SSD ausgestattet. Das Betriebssystem befindet sich auf einer eigenen kleinen 32-GB-SSD. Damit ist ein schnelles Starten des Geräts nach dem Einschalten gewährleistet. Als Betriebssystem wird Windows Server 2012 R2 (Essentials Edition) verwendet, das normalerweise auf professionellen Servern in Unternehmen eingesetzt wird. Dieses Betriebssystem ist äußerst robust und für den Einsatz auf Servern ausgelegt. Auf einem PC mit einem typischen Windows Betriebssystem, wie Windows 7, Windows 8.1 oder Windows 10, laufen schnell mal an die 50 bis 100 Prozesse und ungefähr 100 Dienste. Der Prozessor muss zwischen all diesen Prozessen und Diensten ständig hin- und herschalten, was Jitter verursacht und der Audio-Wiedergabe nicht gerade dienlich ist. Auf einem Server-Betriebssystem, wie Windows Server 2012 R2, laufen viele Prozesse und Dienste erst gar nicht, da sie für den Serverbetrieb nicht benötigt werden. Allerdings ist ein Server Betriebssystem für den normalen Nutzer nicht so leicht zu handeln wie ein Desktop-Betriebssystem. Und genau an dieser Stelle kommt ein weiteres Programm ins Spiel: AudiophileOptimizer von der in der Schweiz beheimateten Firma Highend-AudioPC. Das Programm optimiert Windows Server 2012 R2 erst richtig für die Audiowiedergabe. Ungefähr 300 Modifikationen verschiedenster Art werden am Betriebssystem vorgenommen. Darüber hinaus unterstützt das Programm den Benutzer bei verschiedenen Verwaltungsaufgaben auf dem Server, wie der Installation von Treibern. Zusätzlich sind auf dem sMS-100SQ WE bereits die Audio-Programme RoonServer, JRiver Media Center, Foobar2000, TIDAL und Qobuz ebenso vorinstalliert, wie der obligatorische USB-Treiber für den hauseigenen DAC sDP-1000EX.
Der sMS-100SQ WE lässt sich entweder direkt durch Anschluss eines Bildschirms und einer USB-Tastatur und Maus oder Remote mit einem über ein Netzwerk angeschlossen PC bedienen. Ich wählte den Remote Zugang, da ich den sMS-100SQ WE in meinem Hörraum aufgebaut hatte und keinen Bildschirm herumstehen haben wollte. Hierzu habe ich den sMS-100SQ WE mit meinem Audio-Netzwerk verbunden und mich von meinem Windows PC über das Programm Remote Desktop Client (normalerweise Standard auf Windows PCs) auf dem Server eingewählt. Anschließend kopierte ich einige Alben auf die dafür vorgesehene Festplatte. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade begonnen hatte, mich mit der Software Roon zu beschäftigen, aktivierte ich RoonServer auf dem sMS-100SQ WE mit den entsprechenden Einstellungen, deren genaue Beschreibung an dieser Stelle zu weit führen würde. Ich werde mich aber in den nächsten Wochen in einem eigenen Artikel noch ausführlich mit Roon beschäftigen. Anschließend verband ich für einen ersten Test den Server mit dem hauseigenen DAC sDP-1000EX per USB und mit dem Netzteil sPS-1000. Zu meiner Enttäuschung wurde der DAC im Audio Setup von Roon nicht angezeigt. Auch der Neustart aller Komponenten brachte keine Abhilfe.
Da erinnerte ich mich an ein ähnliches Problem, das ich vor einiger Zeit mit meinem Windows Home Server hatte. Der Trick ist, in den Optionen der Remotedesktopverbindung unter Lokale Ressourcen bei Remoteaudiowiedergabe die Einstellung „Nicht wiedergeben“ zu wählen, da sonst die Audiowiedergabe auf den Remote Client umgeleitet wird. Nach einem Neustart funktionierte alles perfekt. Ausgansseitig habe ich den DAC dann wie immer an meine Omtec Vorstufe angeschlossen. Als Endstufe kam der Einstein The Poweramp zum Einsatz.
Zunächst wollte ich wissen, welchen Einfluss der spezielle USB-Ausgang auf den Klang hat. Hierzu habe ich den DAC sDP-1000EX abwechselnd mit dem USB-Ausgang der tX-USBexp Steckkarte und mit einem der normalen USB-Anschlüsse auf der Rückseite verbunden. Für mich war die Musikwiedergabe über die spezielle Steckkarte um so viel klarer und transparenter, dass der normale USB-Anschluss keine ernsthafte Alternative war. Am einfachsten lässt sich der Effekt mit dem oft genannten Vergleich eines Vorhangs umschreiben, der vor der Wiedergabe aufgezogen wird. Unglaublich, was da mit einem standardmäßigen USB-Anschluss bereits an der Quelle alles an Informationen verloren geht.
Als nächstes kam das Netzteil an die Reihe. Ich werde ja nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch bei Digital-Komponenten wie einem Server ein gutes Netzteil eine ganz wichtige Rolle bei dem zu erzielenden klanglichen Gesamtergebnis spielt. Bei SOtM hat man dies offensichtlich erkannt. Der Vergleich zwischen dem mitgelieferten Schaltnetzteil und dem sPS-1000 geht eindeutig zu Gunsten des separaten Linear-Netzteils aus. Wo die Höhen mit dem Schaltnetzteil noch etwas rau und hart klangen, ist die Wiedergabe bei Verwendung des sPS-1000 wesentlich runder und geschmeidiger. Auch die Räumlichkeit und die innere Ruhe in der Wiedergabe legen ganz erheblich zu. Von hier führt kein Weg zurück.
Nach dem also die Bedingungen auf der Hardware-Seite geklärt waren, habe ich mich ausführlich mit der Software AudiophileOptimizer (AO) beschäftigt. AO bietet verschiedene Grade der Optimierung des Betriebssystems Windows Server 2012 R2 für Zwecke der Audio-Wiedergabe. Im Express Mode läuft die Konfiguration vollautomatisch und führt zu einer deutlichen Optimierung des Betriebssystems. Aber es geht noch mehr. Im Advanced Mode erhält der Anwender die Möglichkeit, zum einen verschiedene Einstellungen selbst zu wählen und zum anderen mehr Windows Features gezielt zu deaktivieren. Der Ultimate Mode bietet schließlich die meisten Möglichkeiten der individuellen Konfiguration. Allerdings sollte man hier schon sehr genau wissen, was man macht. So empfiehlt es sich, die Netzwerk-bezogenen Dienste und die Remote-Desktop-Dienste nicht zu deaktivieren, da sonst der Server Remote nicht mehr zu erreichen ist und die Musikwiedergabe über Roon nicht mehr gesteuert werden kann!
Ganz unabhängig vom gewählten Modus fiel mir sofort die außergewöhnliche Reinheit und Sauberkeit der Wiedergabe auf, die mich an den Melco N1A erinnerte. Im Vergleich zu meinem Notebook mit Windows 10 klingen im „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) die Streichinstrumente nun erheblich voller und runder, ohne dabei an Transparenz zu verlieren, und die Anschläge des Konzertflügels sind deutlicher und klarer zu hören.
Der Ultimate Mode bringt noch einmal eine deutliche Steigerung. Noch vorhandene Härten und unnatürlicher Glanz sind jetzt deutlich vermindert. In die Wiedergabe kehrt nun große innere Ruhe und Leichtigkeit ein, die mir besonders bei der Wiedergabe menschlicher Stimmen sehr gut gefällt. In „Don't know why“ kommt die gefühlvolle Stimme von Norah Jones (Norah Jones: Come Away With Me; 96KHz) so klar, rund und voll und gleichzeitig mit so großer Intensität aus der Mitte der Lautsprecher, dass es einfach Spaß macht zuzuhören. Ein ähnlicher Eindruck ergibt sich bei „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): beeindruckend die Stimme, die glasklar im Raum steht.
Die meiner Meinung nach wichtigsten Einstellungen im Advanced und Ultimate Mode mit den größten Auswirkungen auf den Klang sind Sound Signature und Digital Filter. AO bietet hier jeweils vier Einstellungen, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Manch einer wird bei dem Begriff Filter die Stirn runzeln. Aber keine Sorge: AO arbeitet außerhalb des Signalwegs. Alle Einstellungen sind Bit-Perfect – lassen die Daten also unverändert – und beeinflussen nur die Art und Weise, wie das Betriebssystem laufende Prozesse und ihre CPU-Zuteilung priorisiert. Diese Einstellungen ermöglichen eine sehr subtile, klangliche Feinabstimmung. Sound Signature 1 und Filter A klangen in meiner Kette sehr transparent und detailliert, während Sound Signature 4 und Filter D die Musik runder und mit mehr Körper wiedergibt. Besonders schön zu hören ist dies bei MOZART 3 Violin Concertos mit Andrew Manze und The English Concert. Die Interpretation von Andrew Manze und dem Orchester, gespielt auf Originalinstrumenten, lässt ganz bewusst jede romantische Wärme und glänzende Klangschönheit vermissen. Ist die Kette zu analytisch, wirkt die Wiedergabe sehr schnell spröde und allzu hart.
Der sMS-100SQ WE senkt aber auch ganz offensichtlich die unvermeidbaren Störgeräusche noch einmal deutlich und entschlackt die Wiedergabe geradezu. So richtig bewusst bemerkt habe ich diesen Effekt bei „High Life“ (Jazz at the Pawnshop Volume I - LIM UHD 71): Die Geräusche aus dem Publikum und einzelne Stimmfetzen leiser Unterhaltung zu Beginn des Stücks sind plötzlich wesentlich deutlicher zu hören und die Artikulation der einzelnen Instrumente ist klarer und tonal runder, so dass der ohnehin stupende Live-Charakter dieser allseits bestens bekannten Aufnahme noch einmal deutlich an Intensität gewinnt.
Beeindruckend ist auch die Weite und Tiefe der Klangbühne. Gut aufgenommene orchestrale Musik legt hier ganz erheblich zu. Die Räumlichkeit der Aufnahme von „El Tambor de Granaderos“ mit dem National Orchestra of Spain unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (Music of Spain – Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain – HDTT 24/192), die von einem London-Vier-Spur-Band überspielt wurde, ist beeindruckend und gegenüber meinem Windows 10 PC wesentlich größer und tiefer.
Im zweiten Teil meines Berichts werde ich mich ausführlich mit dem DAC sDP-1000EX befassen, der, so viel sei schon einmal verraten, ebenfalls einiges zu bieten hat.
STATEMENT
Der SOtM sMS-100SQ WE ist ein technisch durchdachter, hervorragend klingender Server, der sich im täglichen Betrieb als völlig problemlos und stabil erwiesen hat.
Gehört mit
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NAS | Windows Home Server mit MinimServer |
Vorstufe | Omtec Anturion |
Endstufe | Einstein – The Poweramp |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN |
Herstellerangaben
SOtM sMS-1000SQ Windows Edition mit sDP-1000EX und sPS-1000
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Betriebssystem | Windows 2012 R2 oder Windows 8.1 |
Audio Software | Roon, JRiver Media Center, Foobar2000, TIDAL und Qobuz |
Festplatte Standard | 32GB SSD for Windows Server 2012 R2 |
Festplatte optional | max. 4TB HDD or max .2TB SSD |
USB Ausgang | Audio grade USB 3.0 port (tX-USBexp) External power input jack USB power on/off switch USB audio class 2.0 support |
Unterstützte Formate | 32bit/384KHz PCM, DSD |
LAN-Zugriffsmethode | CSMA/CD |
USB-Anschluss | 1 X USB 2.0-Anschluss (Serie A) 3 X USB 3.0-Anschluss (Serie 1), Rückseite |
Eingebaute Festplatte | Für die internen Festplatten verwendet HA-N1A Festplattenlaufwerke (Hard Disk Drives, HDD). Wenn eine Festplatte nicht korrekt funktioniert, wenden Sie sich für weitere Hilfe an den technischen Support von Buffalo |
Abmessungen (B/H/T) | 360/68/240mm |
Gewicht | ca. 4kg |
Stromversorgung | 19 V DC |
Stromverbrauch (max.) | 60 W |
Preis | 3850 Euro |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
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Web | www.digital-highend.de |