Audioquest war lange Zeit beinahe ein Synonym für Kabel. Aber seit ein paar Jahren gibt es den DragonFly, eine praktische, erschwingliche und daher auch sehr erfolgreiche USB-Wandler-Kopfhörer-Kombination. Der DragonFly 1.2 hat nun gleich zwei Nachfolger bekommen: den DragonFly Black und den Red.
Inzwischen wurde das Programm auch um den JitterBug, ein wirkungsvolles Filter für USB-Audio-Anwendungen, Stromaufbereiter und einen Kopfhörer erweitert. Bill Low, Gründer und Chef von Audioquest, folgt dabei der Maxime, nur dann Komponenten ins Programm aufzunehmen, wenn man auch in diesem Geschäftsbereich etwas Besonderes und Bedeutsames anbieten kann. Um dies sicherzustellen, arbeitet Audioquest bei allen neuen Produkten mit Spezialisten in ihrem Fachgebiet zusammen: Den Niagara Stromaufbereiter entwickelte Garth Powell, den Nighthawk Kopfhörer Skylar Gray, und für die DragonFlys zeichnet Gordon Rankin verantwortlich. Bei der Weiterentwicklung des USB-Wandlers ging es vor allem darum, den Stromverbrauch so weit zu verringern, dass die neuen wie die beiden Vorgängermodelle nicht nur an Computern, sondern nun auch an Smartphones und Tablets betrieben werden können. In enger Zusammenarbeit mit dem Bauteilehersteller Microchip Technology entwickelte Gordon Rankin einen leistungsfähigen Full-Speed-Microcontroller mit verbessertem Rauschabstand. Darüber hinaus verbraucht der neue PIC32MX 77 Prozent weniger Energie als der Microkontroller im DragonFly 1.2 und belastet daher auch die Akkus von mobilen Abspielgeräten nicht über Gebühr.
Rot und Schwarz unterscheiden sich sowohl beim Kopfhörerverstärker-Chip als auch beim Wandler. Das preisgünstigere Modell ist mit demselben IC bestückt wie der Dragonfly 1.2, stellt beim Black aber lediglich ein Musiksignal mit maximal 1,2 Volt zur Verfügung. Der DAC ist hier ein Sabre ESS9010 mit 32-Bit Signalverarbeitung. Die digital kontrollierte Lautstärkeregelung arbeitet analog. Dem Red spendierte Audioquest den neusten Kopfhörer-IC von Sabre mit einer maximalen Ausgangsspannung von 2,1 Volt und den anerkannt guten ESS9016 Wandler, dessen Heimversion schon im famosen Mytek 192-DSD-DAC überzeugte. Der 9016 besitzt auch eine interne, mit einer Wortbreite von 64 Bit arbeitende, Bit-perfekte Lautstärkeregelung. Beide aktuell verwendeten DAC-Chips arbeiten mit einem Minimum-Phase-Filter, das sich bei vielen Wandlern mit umschaltbaren Filtern als klanglich beste Wahl erwiesen hat. Ein weiterer Vorteil der neuen Versionen ist, dass über die bald erhältliche Desktop-App Software-Upgrades aufgespielt werden können.
Wer die genannten ESS-Wandler-Chips ein wenig näher kennt, wird sich vielleicht darüber wundern, dass die beiden DragonFlys nur Files bis maximal 24 Bit und 96 Kilohertz verarbeiten. Audioquest hat sich bewusst für die Beschränkung auf diese Datenrate entschieden, damit auch für den Einsatz der DragonFlys an Computern mit Windows-Betriebssystem keine Treiber installiert werden müssen. Man will es dem Anwender so bequem wie möglich machen.
Die Verbindung mit dem iPhone 6S klappt dann auch völlig problemlos, vorausgesetzt man hat einen Lightning-auf-USB-Adapter zur Hand, für den Apple immerhin 35 Euro verlangt. Der Audeze EL-8 Closed Back Kopfhörer liefert zwar schon am Klinkenausgang des 6S eine völlig ausreichende Lautstärke, wählt man aber die Lightning-Schnittstelle samt DragonFly Black, klingt beispielsweise bei Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ die Bass-Drum deutlich realistischer. Und selbst bei dieser komprimierten Pop-Produktion sorgt der Audioquest-DAC für deutlich mehr Dynamik und Spielfreude. Und was den Pegel anbelangt, hat man noch jede Menge Luft nach oben. Noch deutlicher werden die klanglichen Meriten des DragonFly, wenn der Audeze LCD-X ins Spiel kommt: Direkt mit dem iPhone verbunden steht hier die Lautstärke schon fast am oberen Anschlag. Der Bass ist zwar fetter als beim EL-8, aber nicht besonders gut konturiert. Die Höhen wirken ein klein wenig rau. Da ist der eingebaute Verstärker des 6S wohl an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Solche Probleme kennt der schwarze DragonFly nicht. Wenn er Wandlung und Verstärkung übernimmt, groovt der Song wieder, rollt der Bass satt und trotzdem sauber, und die Becken kommen fein differenziert und strahlend rüber. So lassen sich die besondern Qualitäten des LCD-X zu einem großen Teil selbst mit einem Smartphone als Quelle genießen.
Mit dem ENIGMAcoustics Dharma D1000 ergibt sich ein ähnlicher Eindruck wie mit dem EL-8. Das iPhone kann den Kopfhörer mit einer Kombination aus Electret- und dynamischem Wandler mit ausreichend Pegel befeuern, ohne dabei klanglich gestresst zu wirken. Musikalischer Genuss stellte sich aber erst bei Verwendung des DragonFly Black ein. Der Dharma D1000 zeigt auch die Unterschiede zwischen dem roten und dem schwarzen DragonFly klar auf: Ersterer erzeugt bei Patrice Herals „Improvisation“ auf dem Album Le Concert Des Parfums die Illusion eines vor allem in der Höhe größeren Raums und hat die Bassmembranen des Dharma auch noch besser im Griff. Den tiefen Trommeln fehlte es zuvor zwar keinesfalls an Fülle. Aber der DragonFly Red verleiht dem Bassbereich mehr Definition und Akkuratesse. Dadurch wirkt die Wiedergabe insgesamt ein wenig schneller und offener. Bei komprimierter Rock- oder Popmusik sind die Unterschiede zwischen Schwarz und Rot zwar gut hörbar, für die Intensität des Musikgenusses aber nicht so entscheidend wie etwa die Spielfreude, die beide DragonFlys gleichermaßen vermitteln. Bei Aufnahmen jedoch, die beispielsweise wegen in der Stille verebbender Perkussionsinstrumente oder ihrer Klangfarbenfülle hohe Ansprüche an den Wandler stellen, ziehe ich den DragonFly Red eindeutig vor. Ein ganz klein wenig geringer sind die Unterschiede, wenn der LCD-X statt des Dharma D1000 mit den Audioquest verbunden ist: Hier beweist der rote DragonFly seine Überlegenheit in puncto Raumillusion und Feinzeichnung, den Bassbereich des Magnetostaten artikuliert aber der Black schon sehr ansprechend – wenn auch nicht ganz so präzise wie der Red. Auch für den Audeze EL-8 lohnt sich die Investition in den roten DragonFly: Im Vergleich mit dem schwarzen wirkt er vor allem lebendiger und spritziger. Mit dem Red hat macht die Musik einfach mehr Spaß!
Da keiner der genannten Kopfhörer mit meinem iPod mit altertümlicher 80-GB-Festplatte wirklich druckvoll musiziert, habe ich mal kurz probiert, ob dieser mit den DragonFlys kompatibel ist: Ist er nicht. Sobald ich auch nur den Stecker des sogenannten Camera Connection Kit in die 30-polige Buchse des iPod-Veterans stecke, meldet er im Display: „Dieses Zubehör wird nicht unterstützt.“ Dabei hatte ich den DragonFly noch nicht einmal mit der USB-Buchse verbunden. Es handelt sich also um eine Apple-interne Inkompatibilität.
Genauso problemlos wie mit dem iPhone arbeiten die DragonFlys mit einem iPad Air und einem MacBook Pro zusammen. Da auch diese beiden keine Class-A-Röhren-Kopfhörerverstärker hinter ihren 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen versteckt haben, machen sich die aufwändigeren Wandler und Verstärker der DragonFlys hier klanglich ähnlich positiv bemerkbar wie oben beschrieben. Da wäre es müßig, die Unterschiede zwischen den verschiedenen, aber in puncto Verstärker durchweg anspruchsvollen Kopfhörern am roten und schwarzen DragonFly noch einmal detailliert zu aufzulisten. Stattdessen lege ich die Messlatte einmal irrwitzig hoch und höre die beiden kleinen Wandler an meiner hochauflösenden Kette. Ja ich schrecke nicht einmal davor zurück, für den Anfang den analogen Stereo-Ausgang des MacBook über ein 3,5-Millimeter-Klinke-auf-Cinch-Kabel mit der Einstein-Vorstufe zu verbinden. Nun gut, man kann den ausgewählten Song erkennen, aber an den gewohnten Klang erinnert wenig. Die Musik plätschert ziemlich eindimensional und lustlos aus den Lautsprechern. Da macht sich die Investition von knapp 100 Euro für den DragonFly Black allemal bezahlt: Es gibt ein paar mehr Klangfarben, die Dynamik nimmt zu, und auch eine Anmutung des virtuellen Aufnahmeraumes taucht plötzlich auf.
Schon ziemlich vertraut – oder anders formuliert: deutlich lebendiger, druckvoller und farbiger – lässt der DragonFly Red das Teststück erklingen. Wenn man diesem dann noch einen Jitterbug spendiert, kann man den Song – ohne direkten Vergleich – völlig zufrieden genießen. Und das, obwohl Wandler und Jitterbug hier deutlich günstiger sind als jedes einzelne Kabel der Kette! Dem DragonFly Black habe ich keinen Jitterbug spendiert – aus grundsätzlichen Überlegungen: Statt einer Komponente – ja, diesen Status muss man den DragonFlys durchaus zubilligen – mit Zubehör für die Hälfte des eigenen Preises klanglich auf die Sprünge helfen zu wollen, sollte man lieber zu höherwertigen Komponenten greifen. Vor allem dann, wenn sie wie der Red mit knapp 200 keine Wahnsinnsausgabe erfordert. Audioquest ist es gelungen, mit diesen günstigen Wandler-Kopfhörerverstärker-Kombinationen eine Brücke zwischen Computer-Hifi und anspruchsvollem Hifi zu schlagen. Super!
STATEMENT
Der DragonFly Black ist die richtige Wahl, wenn man einen guten, in puncto Leistung nicht übermäßig anspruchsvollen Kopfhörer mit Smartphone oder Computer betreiben möchte. Wer Audezes, HiFiMANs oder andere Nobel-Schallwandler sein eigen nennt, sollte sich für den DragonFly entscheiden. Zusammen mit einem Jitterbug wird er gar zu einem ernstzunehmenden Wandler für die heimische Anlage – und das einem unglaublich günstigen Preis: Red und Jitterbug gemeinsam sind nicht teurer als der allererste DragonFly.
Gehört mit
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Computer | MacBook Pro, 2,2 GHz Intel Core i7, 16 GB, OS X El Captain 10.11.4 |
Smartphone | iPhone 6S 64GB, iOS 9.3.1 |
Tablet | iPad Air 64GB, iOS 9.3.1 |
D/A-Wandler | Chord Hugo und Mojo |
Renderer | Audirvana Plus (OS), Onkyo HF Player (iOS) |
Kopfhörer | Audeze LCD-X und EL-8 Closed-Back, ENIGMAcoustics Dharma D1000 |
NAS | Melco HA-N1A |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
D/A-Wandler | Mytek Brooklyn, Resonessence Labs Veritas |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Kaiser Acoustics KAWERO! classic |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Victoria und Cinnamon, Swiss Cable Reference Plus, Habst USB Ultra III |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Audioquest DragonFly black
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- Digital-Analog-Wandler in USB-Stick-Größe
- Spielt sämtliche Musikdateien ab: von MP3 bis Hi-Res
- Kompatibel mit Apple- und Windows-PCs, ebenso mit iOS- und Android-Mobilgeräten (Apple-Kamera-Adapter oder Made-for-Android-/OTG-Adapter erforderlich)
- Treibt Kopfhörer direkt
- Ungeregelter Ausgang für Vorverstärker oder A/V-Receiver
- Ansynchrone Übertragung für exakte digitale Taktung
- Mittlerer Leistungsbereich (1,2 Volt) treibt eine große Bandbreite an Kopfhörern
- DAC: 32-bit ESS 9010 mit Minimalphasenfilter
- Analoge Lautstärkeregelung
- Preis: 100 Euro
Herstellerangaben
Audioquest DragonFly Red
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- Digital-Analog-Wandler in USB-Stick-Größe
- Spielt sämtliche Musikdateien ab: von MP3 bis Hi-Res
- Kompatibel mit Apple- und Windows-PCs, ebenso mit iOS- und Android-Mobilgeräten (Apple-Kamera-Adapter oder Made-for-Android-/OTG-Adapter erforderlich)
- Treibt Kopfhörer direkt
- Ungeregelter Ausgang für Vorverstärker oder A/V-Receiver
- Ansynchrone Übertragung für exakte digitale Taktung
- Hohe Leistungsabgabe (2,1 Volt) treibt fast alle Kopfhörer, auch leistungshungrige Modelle
- DAC: 32-bit ESS 9016 mit Minimalphasenfilter
- Bitperfekte digitale Lautstärkeregelung
- Preis: 200 Euro
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | 0800 181 5284 (kostenlos) |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.nl |