Sie erinnern sich vielleicht noch an den ZeroUno, den DAC, der aussieht wie eine kleine Röhrenendstufe und der mich restlos begeistert hatte. Nun hat CanEVER Audio nachgelegt und mit dem La Scala Power Amp wirklich eine Endstufe gebaut und daneben der wirkt der ZeroUno dann geradezu zierlich.
Die Geschichte beginnt vor etwa eineinhalb Jahren, als ich mich mit Mario Canever und Rainer Israel vom deutschen Vertrieb gelegentlich der Vorstellung des ZeroUno Plus zu einem Abendessen traf. Während des Abends erzählte mir Mario Canever, dass er sich schon seit längerem mit dem Bau einer Endstufe beschäftige. Auf meine Bemerkung hin, dass es am Markt doch schon wirklich viele verschiedene und auch sehr hochwertige Endverstärker gäbe, meinte er, dass das natürlich der Fall sei, ihm aber ein ungewöhnliches Konzept abseits der üblichen Designs vorschwebe. Was Mario Canever dann skizzierte klang wahrlich so abenteuerlich, dass ich es kaum glauben konnte. Doch nun nach mehr als drei Jahren Entwicklungszeit ist die auf den Namen La Scala getaufte Endstufe Realität und steht in meinem Hörraum.
![Der zweiteilige La Scala Power Amp: links das Netzteil und rechts der eigentliche Verstärker]()
Doch was ist nun so anders bei der La Scala Endstufe? Kurz gesagt – alles. Dazu muss man wissen, dass Mario Canever ein brillanter Ingenieur mit ungewöhnlichen Ideen ist, bei dem stets der Musikgenuss im Vordergrund steht. Mario Canever hat keine Berührungsängste mit oder Vorurteile gegenüber verschiedenen Techniken oder Bauteilen, sondern wählt diese ganz nüchtern nach rein technischen Erfordernissen aus. Herausgekommen ist eine Endstufe, bei der sich keinerlei Widerstände und Kondensatoren im direkten Signalweg befinden, die mit nur sechs Bauteilen im Signalweg auskommt, die im vollsymmetrischen Gegentakt-Betrieb arbeitet, die auf eine Gesamt-Gegenkopplung verzichtet und die 90 Watt Dauer-Ausgangsleistung an acht Ohm im reinen Class A-Betrieb liefern kann. Geht nicht, sagen Sie – „yes we can“ ist die Antwort von Mario Canever. Sie fragen nun zu Recht, wie das überhaupt funktionieren kann.
Okay, schauen wir uns die Schaltung einmal genauer an: Los geht’s mit einem direkt hinter dem XLR-Eingang sitzenden Übertrager, der als Phasensplitter mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:2 arbeitet und an seinem Ausgang zwei Signale mit gleicher Amplitude, aber um 180 Grad verschobener Phase erzeugt. Das folgende zweistufige Schaltungsdesign kombiniert in einer Gegentaktanordnung die bestens beleumundete Doppeltriode 6N6 für die Spannungsverstärkung mit einem Pärchen MOSFETs für die Stromverstärkung. Dabei herrscht eine klare Aufgabenverteilung: Spannungsverstärkung ausschließlich mit Röhren und Stromverstärkung nur mit Transistoren.
![Das Display hier mit Anzeige der Betriebstemperaturen an vier Messpunkten und der Drehzahl der vier Lüfter]()
Die Röhre findet dabei ideale Arbeitsbedingungen vor, da sie auf die extrem hohe Eingangsimpedanz der MOSFETs arbeitet. Allerdings haben die MOSFETs ein völlig anderes Spannungsniveau und können deshalb gleichspannungsmäßig nicht einfach mit dem Ausgang der Röhrenstufe verbunden werden. Normalerweise setzt man deshalb an dieser Stelle Koppelkondensatoren ein. Um diese Kondensatoren im Signalweg zu vermeiden, hat sich Mario Canever für einen Zwischen-Übertrager entschieden – eine recht ungewöhnliche und auch in Röhren-Designs nur selten anzutreffende Lösung. Damit soll vor allem die Dynamik des Audiosignals erhalten bleiben. Aufgrund der extrem hochohmigen Verhältnisse an dieser Stelle der Schaltung muss der Zwischenübertrager praktisch nur ein Spannungssignal und keinen Strom übertragen. Nach vielen Versuchen hat sich Mario Canever für einen Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:1 entschieden. Dieser Übertrager soll aufgrund seines speziellen bifilaren Wicklungsschemas sekundärseitig eine perfekte Symmetrie erzeugen.
![In diesem Teil des Menüs kann der Ruhestrom der MOSFETs in drei Stufen eingestellt werden]()
Damit ist es möglich, auch die Stromverstärkerstufe im Gegentaktbetrieb zu konzipieren und dafür zwei Leistungstransistoren des gleichen Typs zu verwenden, während sonst bei Push-Pull-Konfigurationen meist komplementäre Transistoren vom Typ „N“ und Typ „P“ eingesetzt werden. Allerdings sind die Spezifikationen dieser Bauteile niemals wirklich ganz genau komplementär, was zu Verzerrungen führen kann, die dann meist wieder mittels Gegenkopplung weggebügelt werden. CanEVER Audio verwendet zwei laterale N-Kanal-MOSFETs der neuesten Generation von Exicon, die speziell für den Einsatz in Ausgangsstufen von Audio-Leistungsverstärkern entwickelt wurden.
Eigentlich könnte man mit den MOSFETs nun die Lautsprecher direkt ansteuern. Für eine Ausgangsleistung von 90 Watt im reinen Class-A-Betrieb ist es aber erforderlich, mehrere Ausgangstransistoren parallel zu schalten. Mario Canever ist der Meinung, dass eine solche Parallelschaltung dem Klang eher abträglich ist. Deshalb arbeiten beim La Scala nur zwei einzelne MOSFETs im Push-Pull-Betrieb wie bei einem klassischen Röhren-Design – Sie ahnen es bereits – auf einem Ausgangs-Übertrager, der ein Übersetzungsverhältnis von 2:1 hat. Da die Transistoren damit die im Vergleich zu den Lautsprechern hohe Impedanz des Übertragers „sehen“, fließt an dieser Stelle nur ein vergleichsweise geringer Strom, so dass die Verlustleistung in den MOSFETs niedriger ist und sich eine Parallelschaltung erübrigt. Darüber hinaus wird die Belastung der Stromversorgung verringert und insbesondere die Gleichrichter produzieren dadurch weniger Störungen. Der Übertrager hat aber noch einen weiteren Vorteil, denn bei dem gewählten Schaltungsdesign wäre an dieser Stelle ein sehr großer Koppelkondensator notwendig, um die anliegende Gleichspannung von den Lautsprechern fernzuhalten. Und wir wissen ja inzwischen, dass man bei CanEVER Audio keine Kondensatoren im Signalweg mag!
![Hier zeigt das Display die Betriebstemperatur und die BIAS-Spannung der Röhren an – man beachte die exakte Übereinstimmung der Spannungen zwischen linkem und rechtem Kanal]()
Sie haben natürlich aufmerksam mitgezählt: In der La Scala Endstufe arbeiten sage und schreibe drei Übertrager! In der Anfangszeit der Transistortechnik sprach man dagegen stolz von eisenlosen Verstärkern und meinte damit den nun im Gegensatz zu Röhrenverstärkern möglichen Verzicht auf die komplizierten, schweren und teuren Übertrager. Denn es ist fertigungstechnisch überaus anspruchsvoll, gerade einen Ausgangs-Übertrager, wie den in der La Scala Endstufe, mit den entsprechenden Leistungsdaten und der erforderlichen hohen Bandbreite herzustellen. Und genau daran wäre das Projekt beinahe gescheitert. Praktisch alle renommierten Hersteller haben abgewunken, einen Übertrager nach den geforderten Spezifikationen von Mario Canever zu fertigen. Fündig wurde man schließlich bei einem kleinen italienischen Hersteller, der die Wickelarbeiten und Rohfertigung übernimmt. Für die Wicklungen kommt feine Litze mit 200 Adern und einer Isolierung aus Seide zum Einsatz, wobei 4 mal 50 Litzen miteinander verseilt sind. Die restlichen Fertigungsschritte, wie tränken und vergießen, werden in reiner Handarbeit bei CanEVER Audio erledigt. Nachahmer braucht man bei diesem enormen Fertigungsaufwand nicht wirklich zu fürchten.
![Die Doppeltriode 6H30 im Shunt-Regler]()
Beim Eingangs-Übertrager greift CanEVER Audio auf ein Standard-Modell des renommierten Spezialisten Lundahl zurück, der eine Eingangsimpedanz von 50 Kiloohm und eine Bandbreite von 100 Kilohertz hat. Der Zwischen-Übertrager wird ebenfalls bei Lundahl nach den Spezifikationen von CanEVER Audio gefertigt und besitzt die für einen Übertrager enorme Bandbreite von 70 Kilohertz. Aufgrund der großen Bandbreite aller Übertrager soll der La Scala Power Amp im gesamten Audio-Frequenzband keine klangbeeinflussenden Phasendrehungen aufweisen.
Schwer und teuer ist beim La Scala aber nicht nur die Audio-Schaltung, sondern auch das Netzteil. Dass die Performance einer Audio-Schaltung mit der Qualität der Stromversorgung steht und fällt, ist nichts Neues. Doch gerade so einfache Schaltungskonzepte wie im La Scala stellen besonders hohe Anforderungen an die Sauberkeit der Stromversorgung, da diese Schaltungen wegen ihrer Einfachheit keine inhärente Unterdrückung von Störungen aus der Stromversorgung besitzen.
![Im Vordergrund die Doppel-Triode für die Spannungsverstärkung, daneben die Kühlkörper für die MOSFETs und dahinter der riesige Ausgangs-Übertrager]()
Zwei riesige Netztransformatoren – je einer für den linken und rechten Kanal - stellen mehr als ausreichende Leistungsreserven zur Verfügung. Für die Gleichrichtung werden spezielle Silicon-Carbide-Dioden eingesetzt, die extrem schnell sind und deshalb weitgehend frei von „converting spikes“ sein sollen. Mario Canever misst dem Gleichrichter einen für mich überraschend großen Einfluss auf den Klang zu. Im nächsten Schritt passiert der noch sehr grobe Gleichstrom ein aufwendiges CLC-Filter, das ist eine Kombination aus Siebkondensatoren, Spule und weiteren Siebkondensatoren. Die Spule besitzt eine Induktivität von 40 Millihenry bei einem Innenwiderstand von nur 0,15 Ohm. Da hier hohe Ströme fließen, hat die Spule allein eine Größe wie anderswo der Netztransformator. Die Röhrenstufe besitzt eine eigene Spannungsversorgung mit einem zusätzlichen Shunt-Regler, der mit einer weiteren Doppel-Triode, diesmal vom Typ 6H30 aufgebaut ist. Diese Triode findet sich auch in den Line-Stufen einiger High-End-Vorverstärker und CD-Player. Bei CanEVER Audio sind eben die besten Bauteile für die Stromversorgung gerade gut genug.
![Doppel-Triode und Kühlkörper im Detail]()
Was den La Scala Power Amp wirklich einzigartig macht, ist eine „Bias Control Circuit“ genannte Schaltung zur Überwachung und Steuerung aller Arbeitspunkte des Verstärkers. Aktive Bauelemente, ganz gleich ob Röhren oder Transistoren, haben, auch wenn sie sorgfältig ausgemessen werden, niemals ganz exakt gleiche Spezifikationen, die darüber hinaus von der Arbeitstemperatur abhängen und sich zu allem Überfluss auch noch mit der Zeit verschieben. Mikroprozessorgesteuerte Servo-Schaltungen sorgen deshalb dafür, dass alle aktiven Bauteile des Gegentaktkreises immer perfekt ausbalanciert und symmetrisch arbeiten.
Auch wenn die MOSFET-Endstufe beim La Scala mit einem Übertrager arbeitet, ist die in den Transistoren entstehende Verlustleistung aufgrund des Class-A Betriebs erheblich. Class-A-Verstärker benötigen deshalb riesige Kühlkörper, die meist auch noch sehr heiß werden. Beim La Scala ist davon nichts zu sehen. Hier kommt wieder Mario Canevers Fähigkeit zum Tragen, frei von Vorurteilen über den eigenen Gartenzaum zu blicken. Auch in anderen Bereichen müssen nämlich hohe Verlustleistungen auf kleinstem Raum abgeführt werden und dafür gibt es Lösungen. Beim La Scala sind die Leistungs-MOSFETs wie ein Sandwich zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kühlelementen eingeklemmt. Die vier von außen sichtbaren Kühlkörper sind direkt auf den MOSFETs montiert. Sie stammen aus der LED-Technik und erzeugen aufgrund ihrer Konstruktion einen willkommenen Kamineffekt. Auf der Unterseite sind die MOSFETs auf vier Heatpipe-Kühlelemente montiert, die in der Computertechnik zur effizienten Kühlung von Hochleistungsprozessoren eingesetzt werden. Auf die Kühlelemente sind super leise laufende Lüfter montiert; sie dienen lediglich einer besseren Luftzirkulation im Gerät, sind aber grundsätzlich nicht unbedingt notwendig und können über das Menü deshalb auch abgeschaltet werden. Nach meiner Erfahrung sind die Lüfter im Betrieb – auch wenn man sein Ohr direkt an das Gerät hält – absolut unhörbar.
![Das Netzteil im Doppel-Mono-Design mit den beiden Netztransformatoren und Siebspulen]()
Der gesamte Verstärker ist konsequent im Doppel-Mono-Design vollkommen kanalgetrennt aufgebaut. Das Netzteil ist aufgrund der gewaltigen Abmessungen in einem eigenen Gehäuse und der eigentliche Verstärker in einem weiteren Gehäuse untergebracht. Beide Teile des Verstärkers werden über zwei mitgelieferte Spezialkabel miteinander verbunden. Dabei kann man nichts verkehrt machen, da es aufgrund der speziellen Belegung der Stecker nur eine Möglichkeit gibt, die Geräte miteinander zu verbinden. Das Kabel mit den vier Pins liefert die Spannung für die Endtransistoren, während das Kabel mit den sieben Pins die Hochspannung für die Röhrenstufe und die Stromversorgung für die Steuerplatine liefert. Der Ein-Aus-Schalter befindet sich gut versteckt auf der Unterseite des Netzteilgehäuses. Auf der Frontseite des Verstärkerteils finden wir ein Display sowie zwei Drucktasten, mit denen zum einen gewählt werden kann, welche Informationen auf dem Display angezeigt werden sollen und mit denen zum anderen verschiedene Parameter, wie die Steuerung der Lüfter und der Ruhestrom-Level, eingestellt werden können.
![Ein Blick von oben auf die Kühlkörper – die Öffnung in der Mitte sorgt für den Kamineffekt]()
Meine Empfehlung ist, hier alles bei den Werkseinstellungen zu belassen. Auf der Rückseite finden wir je einen symmetrischen Eingang in XLR-Ausführung sowie je ein Buchsen-Paar zum Anschluss der Lautsprecher. Über einen Schalter kann die Ausgangs-Impedanz („4 Ω“ oder „8 Ω“) zur optimalen Anpassung an die angeschlossenen Lautsprecher eingestellt werden. Welche Impedanz-Position „richtig“ ist, hängt von den verwendeten Lautsprechern ab und sollte nach Gehör ermittelt werden. Praktischerweise kann die Umschaltung im laufenden Betrieb erfolgen.
Für den ausführlichen Hörtest habe ich die La Scala Endstufe eingangsseitig zunächst mit meiner Vorstufe von Erno Borbely verbunden. Als Zuspieler kam mein PS Audio DirectStream DAC zum Einsatz. Da die Vorstufe nur unsymmetrische Ausgänge besitzt, habe ich erst einmal ein spezielles Kabel konfektioniert, bei dem auf der Seite des RCA-Steckers der Kabelschirm nicht angeschlossen ist, um eine Brummschleife zu vermeiden. Entgegen meiner Befürchtung funktionierte diese spezielle Verbindung in der Praxis ganz hervorragend.
![Das spiegelsymmetrische Anschlussfeld mit XLR-Eingang, Lautsprecherbuchsen, Impedanz-Wahlschalter und den Anschlüssen für die Verbindung zum Netzteil]()
Als Lautsprecher waren die Säulen meines Jota-Systems angeschlossen, bei denen die Tief-Mitteltöner direkt an der Endstufe hängen und ohne Begrenzung nach unten laufen. Die Pegelverhältnisse zwischen den Satelliten mit der La Scala Endstufe und dem Subwoofer habe ich sorgfältig mit Testsignalen und einem Oszilloskop abgeglichen.
Doch wie und wo bei der Klangbeschreibung anfangen? Ich nehme einfach mal das Ergebnis vorne weg: Die La Scala Endstufe klingt einfach überragend und ich habe massive Entzugserscheinungen, seit sie nicht mehr in meiner Anlage spielt!
![Die Verbindungsanschlüsse auf der Netzteilseite]()
Zunächst einmal bin ich erstaunt, was die La Scala Endstufe im Tief-Mitteltonbereich aus meinen Jotas herausholt. Die Titel auf dem bekannten Album Hell Freezes Over von den Eagles (Eagles: Hell Freezes Over XRCD) kommen mit einem dermaßen knackigen und fülligen Bass, wie ich es in dieser Form an den Jotas noch nicht gehört habe. Die prinzipbedingt recht schlanke Abstimmung der Jotas ist fast verschwunden, ohne dass Sauberkeit und Schnelligkeit darunter leiden. Bekannte Vorurteile, wie ein Ausgangs-Übertrager geht zu Lasten einer exakten Tieftonwiedergabe, werden mit dem La Scala Power Amp ins Gegenteil verkehrt. Ich denke nicht lange darüber nach, sondern wechsle lieber zu Dee Dee Bridgewaters Album: „Memphis...Yes, I'm Ready“. Hier überzeugen mich Bass und Schlagzeug mit einer so noch nicht gehörten Kraft und Dynamik, die damit die für meinen Geschmack genau richtige Portion Groove entstehen lässt. Ich höre mich durch das gesamte Album und habe so viel Spaß wie noch nie. Dabei ist die La Scala kein ungehobelter Muskelprotz, sondern überzeugt jederzeit mit ihrer Feinauflösung und Geschmeidigkeit. Bei „Night And Day“ oder „Fine and Dandy" in der alten Aufnahme mit dem Joe Holland Quartett (Joe Holland Quartett The Joe Holland Quartet – Klipsch Tape Project Vol.II - HDTT DSD128) entdecke ich neue Feinheiten – kaum zu glauben, was auf dieser alten, aber sorgfältig restaurierten Aufnahme alles zu hören ist.
Zu dieser außergewöhnlichen Feinauflösung kommt eine bestechende tonale Geschmeidigkeit, die mich so manche Aufnahme wieder mit Genuss hören lässt. Besonders fällt mir das bei klassischen, mit Originalinstrumenten eingespielten Aufnahmen auf.
![Die Rückseite des Netzteils]()
Nehmen wir die Einspielung der Haydn Symphonie Nr. 92 mit dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs: Die schlackenlose Interpretation Jacobs im Zusammenspiel mit der sehr direkten Aufnahmetechnik hat bei mir bisher einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Auf der einen Seite genieße ich immer wieder gerne die auf extreme Durchhörbarkeit angelegte Interpretation Jacobs, die überraschend neue Einblicke in den Feinaufbau und die einzelnen Linienführungen der Symphonie eröffnet; auf der anderen Seite habe ich gerade mit der Wiedergabe der Streicher so meine Schwierigkeiten, die für mich eher rau und manchmal fast unangenehm hart klingen. Seit ich das Orchester einmal live gehört habe, weiß ich, dass das nicht an den Originalinstrumenten liegt. Mit der La Scala haben die Streicher nun den bisher schmerzlich vermissten, natürlichen Grundton, der sich ohne Bruch bis in die höchsten Töne fortsetzt. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, das hat nichts mit „Weichspülerei“ zu Lasten feinster Informationen zu tun. Ganz im Gegenteil: So macht die La Scala im „Quintetto No. 4 in Re Maggiore 'Fandango' per Corda e Chitarra“, (G. 448) von Luigi Boccherini (Luigi Boccherini: Fandango, Sinfonie & La Musica Notturna Di Madrid: Le Concert Des Nations, Jordi Savall) das Wechselspiel zwischen Sologitarre und Orchester in den feinsten Nuancen hörbar.
![Das Netzteil von innen – große Siebkapazitäten und vorbildlicher Aufbau]()
Da überrascht es auch nicht besonders, dass von der großartigen Tonalität gerade die Wiedergabe von Stimmen profitiert. Vor einiger Zeit habe ich in meinem Fundus die Gesamtaufnahme der Oper „Carmen“ mit der wundervollen Leontyne Price als feuriger Zigeunerin und den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan (The RCA Opera Treasury 74321 39495 2) wiederentdeckt. Die Wiedergabe der Stimmen, allen voran natürlich der von Leontyne Price, gelingt der La Scala Endstufe geradezu phänomenal gut.
![Der Verstärker von innen: oben die beiden Zwischenübertrager, darunter die vier Heatpipe-Elemente mit den Lüftern sowie weitere Siebkapazitäten]()
Vor diesem Hintergrund verwundert es dann nicht mehr, dass auch die räumliche Wiedergabe vom Feinsten ist. Dass sich das Klangbild dabei vollständig von den Lautsprechern löst und eine große räumliche Tiefe besitzt, setzt man schon fast voraus. Herausragend aber ist, in welcher Form das geschieht. In der klanglich exzellenten Einspielung der „7. Symphonie“ von Beethoven mit dem Budapest Festival Orchestra (Beethoven - Symphony No. 7, Channel Classics, 96 kHz) unter Iván Fischer baut die La Scala direkt hinter den Lautsprechern – links und rechts außen – virtuelle Konzertsaalwände auf, die dem Klangbild eine feste Begrenzung geben. Gleichzeitig geht damit einher, dass die Musik in bisher nicht gekannter Intensität aus der Mitte zwischen den Lautsprechern heraus erklingt. Es besteht kein Zweifel, wo jedes Instrument im Orchester positioniert ist und welche Größe es hat. Und dennoch oder gerade deshalb wirkt das Orchester insgesamt unglaublich geschlossen.
![Ein Heatpipe-Element mit Lüfter im Detail]()
Kann man diesen perfekten Auftritt noch steigern? Ja, man kann, wenn man den perfekten Spielpartner findet. Da Rainer Israel vom deutschen Vertrieb meine Begeisterung für den ZeroUno DAC noch in guter Erinnerung hatte, hat er mir im Laufe des Tests großzügiger Weise nochmals ein Exemplar dieses exzellenten DACs zur Verfügung gestellt. Da beim ZeroUno die symmetrischen und unsymmetrischen Ausgänge problemlos parallel betrieben werden können und eine Vorstufe nicht notwendig ist, war der perfekte Zuspieler für mein Jota System einerseits und die La Scala Endstufe andererseits gefunden. Auch hier habe ich das System wieder neu mittels Oszilloskop eingepegelt. Die vorstehend beschriebenen Klangeindrücke gelten uneingeschränkt auch für diese Konfiguration.
![Der Schalter zur Impedanz-Anpassung. Die Lautsprecherbuchsen werden in der endgültigen Serienversion noch durch „audiophile“ Buchsen ersetzt]()
Einen Röhrenklang produziert dieses Duo nicht: Es spielt in höchstem Maße musikalisch, in den Höhen stets klar, aber niemals hart oder analytisch und immer mit dieser faszinierenden Kraft aus dem Mitteltonbereich und aus der Mitte der beiden Lautsprecher. Im „Concierto de Aranjuez“ “ von Joaquín Rodrigo in der Aufnahme mit Pepe Romero und dem Orchester Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marriner (Joaquin Rodrigo: Complete Concertos for Guitar and Harp – Philips Classics) eröffnen sich so wunderbare Momente. Im ersten Satz mit seinen kraftvollen Rhythmen sind es die hart angeschlagenen Saiten des Soloinstruments, die prägnant und glasklar wiedergegeben werden und im wunderbaren Gegensatz zu den satten, aber immer geschmeidigen Streicherpassagen des Orchesters stehen. Im Gegensatz dazu erklingt im langsamen zweiten Satz der nachdenkliche Dialog zwischen der Gitarre und dem Englisch-Horn wunderschön rund und einfühlend. Damit entsteht ein musikalischer Fluss in der Wiedergabe, den man in dieser Form nur selten zu hören bekommt. Alles verbindet sich zu einer fast schon „harmoniesüchtig“ zu nennenden Symbiose. Ich bin restlos begeistert. Vielleicht können Sie meine „Entzugserscheinungen“ jetzt besser verstehen.
STATEMENT
Glückwunsch nach Italien an CanEVER Audio: Der La Scala Power Amp ist ein ganz großer Wurf – technisch weit abseits des Üblichen und klanglich einfach überragend! Im Zusammenspiel mit dem DAC ZeroUno aus gleichem Hause ergibt sich eine selten gehörte klangliche Symbiose mit hohem Suchtfaktor.
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Computer |
Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.20, G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil, Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 mit AudiophileOptimizer 2.20, JPLAY USB Card, HDPLEX 200W Linear-Netzteil |
Software |
JPlay 6.2, Roon |
Reclocker |
2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler |
ZeroUno DAC, PS Audio DirectStream DAC |
Vorstufe |
Erno Borbely |
Lautsprecher |
Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel |
Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable |
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Eingänge |
1 Paar symmetrisch XLR (Eingangsimpedanz 55 kΩ) |
Verstärkung |
7 dB (optional 14 dB) |
Ausgangsleistung |
90 Wrms / 180 Wpeak / 120 W pro Kanal |
Abmessungen Verstärker |
415 x 350 x 240 mm (BxTxH) |
Gewicht Verstärker |
21 kg |
Abmessungen Netzteil |
415 x 350 x 240 mm (BxTxH) |
Gewicht Netzteil |
39 kg |
Preis |
22.500 Euro |
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Anschrift |
Panfilo Castaldi 6 – 30020 Noventa di Piave VENICE - Italy |
Telefon |
+39 3357082807 |
E-Mail |
info@canever.eu |
Web |
www.canever.eu |
|
Anschrift |
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Mobil |
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