Er hat Platz genommen im Audiomöbel, Lyngdorfs Großer mit Namen TDAI 3400. Jetzt heißt es den dänischen Verstärker mit der digitalen DNA auf sein Zusammenspiel mit den anderen Komponenten vorzubereiten. Die Verbindung zum lokalen Netzwerk ist via Ethernet Kabel schnell hergestellt. Alternativ ließe sich der TDAI per W-LAN mit dem Router koppeln.
Umfassende Unterstützung für die weitere Konfiguration leistet die Lyngdorf-Remote-App, die kostenlos aus den einschlägigen App Stores geladen werden kann. Wer das scheut, baut eine Verbindung über den WEB-Browser zum Gerät auf. Ich speichere die App auf dem Tablet und erfreue mich an der clever gestalteten Benutzeroberfläche, mit der das weitere Einrichten locker von der Hand geht, trotz der Fülle an Möglichkeiten. Und eben diese Möglichkeiten lassen an der Einordnung in die Produktkategorie Stereo-Vollverstärker ein wenig zweifeln. Die Zusätze Musikstreamer respektive D/A-Wandler spezifizieren den digitalen Generalisten schon besser, aber da fehlt noch was. TDAI steht für Totally Digital Amplifier Integrated, als Kategorisierung wählt Lyngdorf in seinem Informationsmaterial die Bezeichnung Audioprozessor mit Endstufe. Klingt beides etwas sperrig, trifft es aber perfekt, denn im Inneren tickt der TDAI 3400 übergreifend im Takt der Nullen und Einsen. Alles andere wäre allerdings bei der Vita des Namensgebers auch verwunderlich. Ein Vollverstärker mit Namen TacT Millennium löst in der Audiowelt 1998 ein kleines Erdbeben aus, war er doch der erste audiophile Digitalverstärker auf dem Markt. Entsprungen den Köpfen von Lars Risbo und einem highfidelen Tausendsassa mit Namen Peter Lyngdorf. Neben seiner Arbeit als Entwickler, gleichfalls ein umtriebiger Kaufmann dessen Einzelhandelskette HiFi-Klubben ziemlich erfolgreich Filialen in Deutschland betreibt. Auf der revolutionären Entwicklung kurz vor dem Wechsel in das neue Jahrtausend gründet das heutige Portfolio des Unternehmen.
Damals wie heute wird in dem Verstärker praktisch vollends auf die analoge Signalverarbeitung verzichtet. Digitale Signale durchlaufen ohne eine Wandlung mit einer Auflösung von 24 Bit / 192 Kilohertz alle Ebenen des TDAI. Mit einer Ausnahme: Die RIAA-Kompensation am Phonoeingang sowie die Verstärkung der dort anliegenden fragilen Ströme erfolgt im TDAI 3400 klassisch diskret, bevor ein A/D-Wandler zur Tat schreitet. Erst mit der Verstärkung werden die Impulse kräftig und analog. Dieser Verstärker darf sich mit Fug und Recht digital nennen. Selbstredend übernimmt im TDAI 3400 ein Class-D-Verstärkermodul im Verbund mit einem Schaltnetzteil die Leistungssteigerung. Eine hocheffiziente Kombination, die in sehr günstigen Verstärkern ebenso zu finden ist wie in audiophilen Produkten. Erstere gehören mit ihrem wenig schmeichelhaften Klang allzu oft in die highfidele Schmuddelecke. Niederungen, die einem ambitionierten Unternehmen wie Lyngdorf dank ihres Know-how fern sind. Wie in der baugleichen Endstufe SDA 2400 ist die Schaltfrequenz der Transistoren, statt wie üblich variabel auf 390 Kilohertz fixiert. Außerordentlich nuanciert werden so aus Nullen und Einsen Schwingungen. Im selben Arbeitsgang wird die Lautstärke geregelt. Ist der Volumensteller herunter geregelt so ist die Ausgangsspannung in der Endstufe niedrig, bescheinigt das Display einen hohen Lautstärkewert, ist die Ausgangsspannung entsprechend hoch. Liest sich simpel, ist aber schaltungstechnisch anspruchsvoll und eine Position in der Kalkulation, die dem Controller auffällt. Wenn gewünscht, liefert die Schaltung mit ihrem exzellenten Wirkungsgrad immense Ströme bei einer sehr moderaten Wärmeentwicklung an den Lautsprecherklemmen ab. Das Leistungsversprechen 400 Watt pro Kanal an 4 Ohm dürfte der TDAI 3400 lässig einlösen.
Bevor die musikalische Positionsbestimmung ansteht, noch ein Blick auf das Exterieur: Aus mattschwarz eloxiertem Aluminium besteht das solide gefertigte Gehäuse, ein Material, das gut mit dem reduzierten Design harmoniert. Dominiert wird die leicht raue Front von drei Elementen: links eine dunkle Scheibe über einem Display, das mit weißer Schrift auch in größerer Entfernung über den Betriebszustand informiert. Etwas außermittig platziert in gleicher Haptik eine Maskierung, die den Fernbedienungsempfänger verdeckt. Mit einer großen Schwungmasse gesegnet beherrscht der Impulsgeber für die Volumenkontrolle die rechte Seite. Gedreht oder auch gedrückt werden will sein kleineres Pendant, um die Signalquelle auszuwählen respektive die Menüpunkte anzusteuern. Musik- oder Update-Daten finden über die frontseitige USB-A-Buchse ihren Zugang, ein Mobiltelefon kann daran aber ebenso geladen werden. Die beiden Klinkenbuchsen sind mit „MIC“ und „Headphone“ eindeutig beschriftet, die Standby-Taste gibt ebenfalls keine Rätsel auf. Ein harter Netzschalter befindet sich auf der Rückseite. Das Ganze sieht aufgeräumt, schick und ausgesprochen hochwertig aus, eine Ästhetik, die gerne mit unseren nordischen Nachbarn verbunden wird.
Gleichfalls klar strukturiert ist die Rückseite, obwohl eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten versammelt sind. Einige dieser Optionen resultieren aus den beiden zusätzlich beim Testgerät installierten Modulen: Da wäre zum einen das High-End-Eingangsmodul für hochklassige analoge Zuspieler. Es umfasst vergoldete Cinch-Buchsen nebst entsprechender Verstärkung für einen MM-Tonabnehmer. Hochpegelsignale finden Einlass über ein Paar von hochwertigen Bauteilen flankierte symmetrische XLR-Buchsen respektive über technisch feine unsymmetrische Cinch-Eingänge. Zum anderen gibt es eine HDMI-Einheit für drei namensgleiche Verbindungen. Hier finden auch 4K-HDR-Quellen einen deckungsgleichen Anschluss. Ausgangsseitig übernehmen ein CEC- und ein ARC-kompatibler HDMI-Kontakt den Datentransfer. Bildquellen lassen sich mit diesem Verbund umfänglich verwalten, wie ein Test mit einem Bluray-Player, Magenta TV und einem Display zeigte. Die Ausgabe des Tones erfolgt „nur“ in Stereo, eine mehrkanalige Option besteht in diesem Setting nicht.
Aber auch ohne die Zusatzausstattung gibt sich der TDAI insbesondere für digitale Datenströme ausgeprochen kontaktfreudig. Achtfach hochaufgelöstes Digitales mit einer Bitrate von bis zu 384 Kilohertz und 32 Bit respektive DSD64/128 finden auf den unterschiedlichsten Wegen Eingang in das Gerät. Im Addendum sind die Spezifikationen detailliert aufgelistet. Daneben finden zwei weitere analoge Quellen eine elektrische Heimat. Trigger-Verbindungen, um externe Geräte zu de/aktivieren, sowie ein RS-232 Anschluss für die serielle Steuerung bereiten das nordische Komplettpaket für den Einsatz in einer Installation vor. Eine nicht im Lieferumfang erhaltene Halterung ermöglicht den für den Einbau des Lyngdorf in ein 19-Zoll-Rack. Komplettiert wird das Ganze mit der bereits erwähnten LAN-Buchse sowie einem SD-Karten-Slot für das Abspeichern von Backupdaten. Werden alle Schnittstellen in der App unter dem Programmpunkt „Input“ zusammengezählt, so bietet der Lyngdorf in Summe fünfundzwanzig Wege zur Wunschmusik. Denn hier ergänzen internetbasierte respektive funkgestützte Angebote die kabelgebundenen Zugänge: Tidal Connect, AirPlay, Spotify, Bluetooth, Internetradio und so weiter. Fast von selbst versteht es sich bei dieser Fülle, dass der TDAI 3400 Roon Ready und Spielstätte für die auf einem NAS-Laufwerk gespeicherte Musikbibliothek ist. Praxisgerecht die verfügbaren Ausgänge: Analog geht es symmetrisch oder unsymmetrisch zu weiteren Verstärkern oder Komponenten, digital via S/PDIF. Hochwertige vergoldete Klemmen geeignet für Bananenstecker, Kabelschuhe oder blanke Litzen stellen die Verbindung zu den Lautsprecher her. Wie bei einem Computer gibt in Sachen Bedienung die eingesetzte Software die Vielzahl der Fähigkeiten vor, und die Ausführung der Programmierung entscheidet über die Freundlichkeit bei der Anwendung: Lyngdorf Remote leistet sich hier keine Schwäche. Jede Input-Schnittstelle lässt sich individuell benennen, mit einer eigenen Klangabstimmung Voicing belegen und in der Empfindlichkeit anpassen. Im Output-Setup steuert die Software die verfügbaren Ausgänge umfassend. Das beginnt mit dem Kopfhörerausgang, passt punktgenau bei dem Einsatz von Lyngdorf Lautsprechern und bietet vielfältige Anpassung, wenn Wandler von Fremdherstellern Hörbares produzieren. Insbesondere das Satelliten-/Subwoofer-Management ist beeindruckend.
Darüber hinaus gibt es dann noch die, von den dänischen Entwicklern „Voicing“ getaufte Klangregelung. Dreizehn Kurven sind hinterlegt, jede mit unterschiedlichen Betonungen oder Absenkungen von einzelnen Frequenzbereichen. Soll die Klangveränderung weiter verfeinert werden? Kein Problem: Jede Vorbelegung lässt sich anpassen und auch eine zusätzliche individuelle Korrekturkurve kann erstellt werden. Zugegeben, wer hier unterwegs ist, sollte sich auskennen, aber der freundliche Handelspartner wird den Weg weisen. Selbstredend lässt sich der TDAI 3400 mit der App oder mit dem beiliegenden schlanken Controller fernbedienen. Infrarot- oder Bluetooth-Signale liefern die Bedienungswünsche im TDAI ab. Letztere können, wenn nötig, durch Wände gehen. Und so sammelte der Audioprozessor mit angeschlossener Verstärkung schon fleißig Pluspunkte, bevor ein Feature in den Focus rückt, das für viele Musikliebhaber entscheidend sein wird. RoomPerfect. Lyngdorf verspricht immerhin, mit dem Tool sowohl akustische Probleme des Hörraumes zu kompensieren als auch eine Lautsprecheraufstellung, die vom Ideal abweicht. Der Einwand, dass praktisch jeder Heimkinoverstärker über eine Raumkorrektur via Einmessung verfügt, ist richtig, greift aber in der audiophilen Welt – ein wenig – zu kurz. Eine DSP-gestützte, einfache Bearbeitung des Frequenzgangs bezieht sich oftmals auf eine in den Tiefen des Gerätes abgelegte Referenzkurve, die mehr oder weniger genau nachgebildet wird. Neben dem gewünschten Effekt auf die Schwächen der Raumakustik besteht bei einer allzu simplen Umsetzung die Gefahr, gleichfalls die Charakteristiken der eingesetzten Komponenten, zuvorderst der Lautsprecher, zu egalisieren. Anderseits verhalten sich Schallwellen im Wortsinne berechenbar, schließlich ist Raumakustik nichts anderes als Physik. In einem leeren Zimmer, mit festen Wänden, ohne Türen und Fenster, ist recht leicht zu ermitteln, wo der Bass dröhnt oder schwächelt. Sehr viel komplizierter wird die Rechnung, wenn sich der Raum mit Bücherregal, plüschigem Sofa, vertäfelter Decke sowie einem gefliesten Boden zu einem Wohnraum konkretisiert. Gleichwohl gibt es Hersteller, die auf diesen theoretischen Weg setzen, der völlig unabhängig von der Klangperformance des Musiksystems ist: ein zeitintensives Vorgehen, bei dem ein Programm mit allerlei Informationen über den Raum gefüttert wird. Schlussendlich können bei allem getriebenen Aufwand nicht alle Raumkoordinaten erfasst werden, so dass der Wirkungsbereich recht schmal ist. RoomPerfect möchte die Vorzüge beider Verfahren vereinen, denn die Software nimmt für sich in Anspruch, einzig die Eigenschaften des Raumes „zu erkennen“. Keinen Zugang zu den Algorithmen soll hingegen die Individualität der genutzten Audio-Komponenten haben. Eine Vorgehensweise, die komfortabler ist als das Hantieren mit Zollstock und Laptop, zumal viel mehr Parameter erfasst werden. Lyngdorf hat RoomPerfect über viel Jahre stetig optimiert und damit zu einer wertvollen Ressource entwickelt. Ein Pfund, mit dem sich in der Audiowelt wuchern lässt. Deshalb bleibt der tiefere Blick in den Maschinenraum verwehrt.
Kann RoomPerfect die selbstgesteckten Erwartungen erfüllen? Probieren wir es aus. Freundlicherweise wurde der TDAI 3400 für den Hör- und Funktionstest persönlich angeliefert, so dass die Integration in Kette und Raum von ebenso freundlichen wie fachkundigen Händen übernommen wurde. Im Falle eines Kaufes im qualifizierten Einzelhandel würde diesen Part sicher der Fachhändler übernehmen. Und so war ich bei den Vorbereitungen zunächst nur Zaungast. Grundvoraussetzung ist auch hier die Lyngdorf-Remote-Software, die gut nachvollziehbar durch den Prozess leitet. Zu Beginn wird die Stellung des Lautstärkereglers justiert sowie das beiliegende hochwertige Messmikrofon am Hörplatz ausgerichtet. So dann fluten die alles andere als zufällig komponierten Messtöne den Hörraum. Komplexe Tonstrukturen, die einen Si-Fi-Film untermalen könnten und damit wenig gemein haben mit einfachen Sinustönen. Ebenso gebannt wie leise folgte ich dem Geschehen, obwohl Geräusche in der Testphase nicht störend sein sollen. Dieser ersten Messung folgten einige weitere, bei denen das Messmikrofon ausgesprochen willkürlich im Raum vor, neben, über, unter und hinter den Lautsprechern platziert wurde. Warum? Raumakustik ist Physik! Wird das Messmikrofon zentimetergenau nach rechts und dann im gleichen Maße präzise nach links verschoben, steigt die Gefahr, dass immer die gleiche Frequenzdelle oder Überhöhung erfasst wird. Chaos ist also das Gebot der Messung. Fortschritte bei der Ermittlung der Daten werden kontinuierlich angezeigt. Nach gut 30 Minuten wurde ein 95-Prozent-Erfolg signalisiert, der ausreicht, um die erfassten Werte zu nutzen. Gerechnet wird trotz der Komplexität alles im Gerät. Klingt kompliziert? War es ganz und gar nicht. Zwei weitere Mess-Sessions ohne Coaching erfolgten später problemlos. Enttäuscht wird, wer vor dem Hören einen optischen Eindruck von der Korrektur bekommen möchte. Offenkundig würde die visualisierte Darstellung zu viele Betriebsgeheimnisse der Software offenbaren. Das bedeutet aber auch, dass eine manuelle Justage am Ergebnis nicht angeboten wird. Voicing ist bei dem Wunsch der weiteren Modifikation das Mittel der Wahl. In der nachfolgenden Hörsitzung hat sich ein weiteres Ausstattungsmerkmal als vorteilhaft erwiesen: Es gibt für die Nutzung von RoomPerfect drei Einstellungsoptionen. „Focus“ optimiert den Frequenzgang konsequent auf den Hörplatz, „Global“ verbessert die Klangeigenschaften im gesamten Raum und „Bypass“ schaltet das Ganze ab.
Der TDAI 3400 übernahm für über zwei Wochen seine Rolle als zentrale Schaltstelle im Musikzimmer. Wie schon die Endstufe SDA-2400, die vor einiger Zeit ausschließlich die Verstärkung in der Kette übernommen hatte, glänzte der technisch verwandte Vollverstärker TDAI 3400 zunächst mit seinen Alltagsqualitäten. Kein Trafobrummen, kein Rauschen im Ruhezustand. Schnell hergestellt ist die Betriebsbereitschaft nach dem Erwachen. Logisch und ohne Tücken die Steuerung am Gerät. Die Sensorik der Regler, hier insbesondere der Volumensteller und Schalter passen. Ferner überzeugt die Lyngdorf-App in der Nutzung der häufig genutzten Funktionen. Etwas rudimentär hingegen gibt sich die integrierte Steuerung der Streaming-Einheit. Sie funktioniert, allerdings erwies sich die perfekt harmonierende für ein paar Euro zusätzlich erworbene Software myconnectHD als deutlich komfortabler. Zudem ließ sich Qobuz mit myconnectHD gleichfalls nutzen. Der Streaming-Dienst ist neben den Alben auf dem NAS-Laufwerk der Hauptlieferant für jede Menge Musik aus den unterschiedlichsten Genres. Und je länger ich dem System lauschte, desto lieber. „Memoires du futur 1“ komponiert vom französischen Künstler Rene Aubry eröffnete die Playlist. Eine breite, tiefe Abbildung spannte sich zwischen den Lautsprechern auf. Fast schon körperlich zu greifen sind die verschiedenen Ebenen der Tiefenstaffelung, die Arbeit der Tontechniker lässt sich präzise nachvollziehen. Natürlich klingend durchziehen sparsam gesetzte Klaviertöne die Aufnahme, die feine Rhythmik des Titels wird punktgenau projiziert.
„Sky Fits Heaven“ animiert, den Volumenregler herzhaft im Uhrzeigersinn zu drehen, mit so viel Spielfreude wird der Song von Madonna dargeboten. Überhaupt machten etliche durchschnittlich produzierte Achtzigerjahre-Popalben beim Abhören ungewöhnlich viel Freude – ein Indiz für die sorgsame Inszenierung der hohen Frequenzen. Das erinnert mich sehr an den Hörtest mit der Endstufe SDA 2400. Es liegt nah, dass die von Lyngdorf ICC (Intersample Clipping Correction) genannte Technologie hier positiv wirkt. ICC soll durch Clipping beeinflusste Stellen im Musiksignal erkennen, das Originalsignal rekonstruieren und damit unangenehme Klanganteile beseitigen. Die Funktionsprüfung wurde hörbar bestanden. Die als Richtschnur herangezogene Liveaufnahme von „A case of you“ mit ihrer Vielzahl von fragilen Informationen bestätigt vortrefflich diese Einschätzung. Details der wunderbaren Interpretation von Diana Krall werden exakt und ohne überzogene Analytik nachgebildet – die Gänsehaut ist nah. Dass Kraft in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, demonstriert der behände Umgang mit großen und manchmal sehr lauten Orchestern. Exemplarisch der erste Satz „Allegro maestoso“ aus Mahlers Symphonie Nr. 2. Unter Soltis Dirigat spielen das Chicago Symphony Orchester den Einstieg in die „Auferstehung“ so betörend schön wie bedrohlich. Inmitten des Satzes dämpft das Orchester kontinuierlich die Lautstärke, um wenige Takte später explosiv aufzubranden. Authentisch ohne Kontrollverlust arrangiert der Lyngdorf die Musiker während der Fortissimo-Passage im Hörraum. Zudem verfügen die Pauken und Bässe über Tiefgang und Substanz. Apropos Bässe. Lucianos „SUVs“ lassen die Membranen der Bass-Lautprecher freudig pumpen. Nicht der TDAI 3400 kommt bei diesem Titel des deutschen Rappers an seine Grenzen, sondern der Frieden in der Nachbarschaft.
Die durchweg positive Beurteilung der klanglichen Performance ist weitgehend unabhängig von RoomPerfect. Feinsinn und Musikalität über den gesamten Frequenzgang hinweg entfaltet sich mit oder ohne Einsatz der proprietären Software. Allerdings steigt der Genuss mit RoomPefect erheblich, abhängig von den Voraussetzungen. Eine signifikante Überbetonung des Bassbereichs an meinem Hörplatz, irgendwo zwischen 50 und 100 Hertz, ist mir wohlbekannt und gleichfalls toxisch: Um es kurz zu machen, die tieffrequenten Überlagerungen können mächtig nerven. RoomPerfect griff an der Schwachstelle im rechten Maß markant ein. Das aufgeblähte Ungenaue weicht einer akzentuierten klaren Wiedergabe. Nicht nur im Frequenzkeller. Bis weit in den Mitteltonbereich belebt der positive Effekt die Wiedergabe. Dabei ist die Sorge unbegründet, der betriebene Rechenaufwand könnte die Dynamik, das Timing oder gar die Charakteristik der Lautsprecher verschlimmbessern. Die Kim spielt weiter wie die Kim. Wie deren Namen es vorgeben, sind bedeutsame Unterschiede zwischen den Modi „Focus“ und „Global“ vorhanden. Wird „Focus“ gewählt, dann ist der vorher festgelegte Hörplatz der beste Ort zum Hören. Wie zu Beginn erwähnt, wurden mehrere Messungen durchgeführt, wobei jeweils die Positionierung des Messmikrofons variierte. Ähnlich, aber eben nicht gleich, waren die Resultate. Ein wenig experimentieren, die Ergebnisse speichern und im Nachgang die Entscheidung für die beste Korrektur bei einer Hörsession zu ermitteln, kann nicht schaden.
Ein kleiner Einschub: Fabrikneue Lautsprecher sollten eingespielt sein, bevor die finalisierte Einmessung stattfindet, zu sehr verändern sich die Wiedergabefähigkeiten während der ersten Stunden im Betrieb. Last but not least wagte ich es, mutwillig die sorgfältig ausgeknobelte Lautsprecheraufstellung zu ignorieren. Ganz leicht fiel das nicht, aber die Reaktion von RoomPerfect auf die verkehrte Positionierung der Wandler war es wert: Verblüffend, wie sich damit die Balance und in Folge die Raumabbildung stabilisierte. Ganz so gut wie bei der idealen Platzierung gelang die Reproduktion zwar nicht, aber das wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen.
STATEMENT
Richtig gut klingt der ausgezeichnet verarbeitet, kraftvolle, sehr moderne, mit unzähligen Schnittstellen gesegnete Lyngdorf TDAI 3400 in meiner Kette. Schon mit diesen Qualitäten verdient sich der TDAI in seiner Preisklasse eine klare Hörempfehlung. Seine Fähigkeit, Defizite der Raumakustik mit RoomPerfect effektiv auszugleichen, wird ihn in sehr vielen SetUps zum Gamechanger adeln. Und so gilt für jeden, der mit der Performance seiner gewissenhaft ausgewählten Komponenten in den heimischen vier Wänden hadert: Unbedingt den Lyngdorf TDAI 3400 anhören.
Gehört mit
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Lautsprecher | Fink Team Kim |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 |
Netzaufbereitung | Furman Elite-16 Power Factor E i |
Kabel | LAN-Kabel Supra, Netzkabel & NF-Kabel & Lautsprecherkabel Chord Company |
Möbel | Creaktiv |
Software | Lyngdorf Remote App, mconnect HD App |
Herstellerangaben
Lyngdorf TDAI 3400
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Typ | Stereo Vollverstärker mit integrierten D/A-Wandler, Streaming Modul |
Eingänge Analog | 2x asymmetrisch Chinch / RCA |
Optionales Analoges Eingangsmodul | + 2x asymmetrisch Chinch / RCA, + 1x symmetrisch / XLR, + 1x MM - Phono Chinch / RCA |
Eingänge Digital | 2x Koaxial SPDIF / RCA, bis 192 kHz/24 bit, 1x AES-EBU / XLR, bis 192 kHz/24 bit, 3x Optisch Toslink, bis 96 kHz/24 bit, 2x USB A (1x auf der Front), 1x USB B, bis 384 kHz/32 bit + DXD / DSD64/128 |
Eingang Netzwerk | Wi-Fi (802.11 n/ac), Ethernet-LAN-Anschluss RJ45 |
Eingang kabellos | Bluetooth |
Optionales HDMI-Modul | + 3x Eingang HDMI, bis 192 kHz/24 bit, + 1x Ausgang HDMI, CES- und ARC-kompatibel |
Ausgänge Analog | 2x asymmetrisch Chinch / RCA, 1x symmetrisch / XLR |
Ausgänge Digital | 1x koaxial SPDIF / RCA, bis 96 kHz/24 bit |
Ausgang Lautsprecher | 1x Paar, Kabelschuhe, Bannenstecker |
Kopfhörerausgang | 3,5 mm Buchse |
Schnittstellen | 1x DB9 RS232 Anschluss, 12 Volt Trigger Ein- und Ausgang, 1x SD-Karten Steckplatz, 1x 3,5 mm Buchse Mikrofon |
Unterstützte Streamingdienste | Tidal, Spotify |
Roon | Roon ready |
Ausgangsleistung | 2x 400 Watt / 4 Ohm |
Ausgangsstrom | Maximal 40 A |
Fernbedienung | Lyngdorf Remote App, Android und iOS |
Abmessungen (H/B/T) | 100/450/360 mm |
Gewicht | 8,2 kg |
Ausführungen | Aluminium mattschwarz |
Lieferumfang TDAI 3400 | Bedienungsanleitung, Messmikrofon inkl. Kabel, Adapter und Stativ, Fernbedienung, Netzkabel |
Zubehör für 19-Zoll Montage | Rack-Montagewinkel verfügbar |
Preise | 5.500 Euro 600 Euro (TDAI High-End Analog Modul) 600 Euro (TDAI HDMI 4K Modul) |
Vertrieb
DREI H Vertriebs GmbH
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Anschrift | Mika Dauphin Kedenburgstraße 44 Haus D / 1. OG 22041 Hamburg |
mika.dauphin@drei-h.biz | |
Telefon | +49 40 37507515 |