Nach der Schilderung des eindrucksreichen ersten Tages der High End folgt heute mein Bericht über Tag Zwei. Diesmal mit weniger allgemeinem Messegeschehen und Konzentration auf einige Herstellerbesuche. Allein wegen der überwältigenden Anzahl der Aussteller wäre wirklich jeder Hi-Fi Liebhaber hier glücklich geworden.
Bei SPL geht es überwiegend analog und mit 120-Volt-Technik zur Sache. Zu sehen gibt es drei neue Bausteine aus der Professional-Fidelity-Reihe. Die erste im Bunde ist die Mono-Endstufe Performer m1000, die mit einer Kapazität von 54.400 Mikrofarad und einem 1.375-Voltampere-Ringkerntrafo kraftvolle 1000 Watt an 2 Ohm, 500 Watt an 4 Ohm und 250 Watt an 8 Ohm liefern soll. Sie wird in Rot, Schwarz und Silber erhältlich sein. Mit jeder Farbvariante werden drei magnetisch zu befestigende Frontabdeckungen geliefert, mit denen man dem kompakten Würfel im wahrsten Sinne seine persönliche Note aufdrücken kann. Wie üblich für SPL kann der Input in 0,5-Dezibelschritten bis -5,5 Dezibel abgesenkt werden und wird direkt auf einen Output durchgeschliffen. Beide Anschlüsse sind als symmetrische XLR-Verbindungen ausgeführt. Für das sogenannte Amp Control ist eine 3,5 Millimeter Klinkenbuchse vorgesehen, so dass sich die Endstufe mit anderen SPL-Komponenten in der Kette gemeinsam einschaltet, wenn diese entsprechend verbunden sind. Die nötige Kühlung wird über einen prozessorgesteuerten Lüfter geliefert, der nur anlaufen soll, wenn wirklich große Leistungen verlangt werden.
Die zweite Neuheit, der Phonitor XE stellt, wie der Name bereits nahelegt, eine mittlere Evolutionsstufe zwischen Phonitor X und Phonitor e dar. Er übernimmt Gehäuse, VU-Meter, die schlaue Fernbedienung, sowie Crossfeed- und Angle-Features in leicht reduzierter Form vom Phonitor X, verzichtet jedoch auf seine vorverstärkten Ausgänge für den Anschluss einer Endstufe. Wenn es doch digital werden soll, kann optional ein Digital/Analog-Wandler DAC768 mitbestellt werden, der PCM bis 768 Kilohertz bei 32 Bit und vierfach-DSD unterstützt.
Richtig spannend wird es bei Neuvorstellung Nummer Drei, einer aktiven, analogen Zwei-Wege-Frequenzweiche mit dem schlichten Namen Crossover zur Ansteuerung eines Subwoofers in Verbindung mit Hauptlautsprechern. Sie verfügt über zwei zwischen 70 und 120 Hertz in Zehnerlschritten einstellbare Übernahmefrequenzen für jeweils den Subwoofer (LOW) und die Hauptlautsprecher (MID-HI). Der erstgenannte Filter arbeitet bei einer Flankensteilheit von 24 Dezibel pro Oktave, der MID-HI-Filter wahlweise bei 12 oder 24 Dezibel pro Oktave oder lässt sich deaktivieren. Der Pegel des Subwoofers wird mit dem großen Regler in der Mitte gesteuert. Das anliegende Stereosignal kann für Ausgabe auf dem Subwoofer auf Mono summiert werden. Komplettiert wird die Frequenzeiche durch ein VU-Meter, einen unter 20 Hertz arbeitenden Hochpassfilter, der, wenn gewünscht, Endstufe und Lautsprecher vor tiefsten Frequenzen schützt. An allen drei Produkten wird noch letztes Feintuning betrieben, bevor sie voraussichtlich im dritten Quartal des Jahres auf den Markt kommen.
Bei digitaler Wiedergabe ist ein einwandfreies Taktsignal nicht zu unterschätzen. Vor allem, wenn verschiedenste Komponenten zusammenarbeiten. Bei Mutec bin ich hierfür genau an der richtigen Adresse. Das Flaggschiff, der REF 10 Referenztaktgenerator kann gleichermaßen in Augenschein genommen werden wie der Allrounder MC3+ USB. Ein Re-Clocker mit galvanisch isolierter USB-Schnittstelle, S/PDIF und AES3 Ein-und Ausgängen, der auch als Formatkonverter eingesetzt werden kann und bei einem Kostenpunkt von 1.000 Euro im heimischen oder Studio-Audio-Setup seinen Dienst verrichtet. Für noch höhere Präzision, kann er mit dem 10 MHz Taktsignal des REF 10 gespeist werden.
Ebenfalls digital geht es bei SOtM zu. Das koreanische Unternehmen bietet nicht nur verschiedenste Komponenten zum Aufbau eines hochwertigen Audiorechners an, sondern eine umfangreiche Produktpalette, rund um die digitale Audiowiedergabe. Die neu auf der High End gezeigten Produkte sind der speziell für Audiosysteme ausgelegte Netzwerk-Switch sNH-10G und der sCLK-OCX10, ein 10-MHz-Master-Clock-Generator, der für etwa 3.500 Dollar erhältlich sein wird.
Auch bei Auralic gibt es einen neuen Taktgeber zu sehen, den LEO GX, der optisch dem Vega und Aries der zweiteb Generation gleicht. Der Aufbau ist ebenso schlicht wie effektiv und typisch für Auralic. Die Basic Variante ist ab sofort für 7.700 Euro erhältlich, die Premium Variante für 8.700 Euro beinhaltet ein handgefertigtes, speziell für den Leo entworfenes Kabel zur Übertragung des Taktsignals.
Peter Ledermann, der Chefingenieur, Präsident und Herz von Soundsmith, sitzt nahezu thronend in seinem Hörraum, als wolle er seine Entwicklungen beschützen. Innerhalb kürzester Zeit entpuppt er sich jedoch als überaus angenehmer Gesprächspartner mit einem Sinn für rauen Humor. Im starken Gegensatz zu seinem Humor steht der feine Sinn und hochgradige Sachverstand für Tonabnehmerentwicklung. Um es kurz zu machen: Die Reproduktion von akustischen Gitarrenklängen, die der Strain-Gauge-Tonabnehmer auf dem Soundsmith-System liefert, ist himmlisch. Unfassbar akzentuiert und facettenreich bringt er das metallische Singen der Saiten in den Hörraum, ohne dass die Höhen zu aufdringlich werden. Diese Eigenschaft wird in erster Linie durch den im Tonabnehmer verbauten Dehnungsmessstreifen erreicht, der im Gegensatz zu MM- oder MC-Systemen eine stark reduzierte bewegte Masse aufweist. Hierdurch kann die Nadel der Plattenrille exakter folgen. Zumindest ist dies die zugrundeliegende Überlegung Peter Ledermanns. Nicht zuletzt wird die natürliche und ausgewogene Wiedergabe möglich, da alle Komponenten aus einem Hause stammen und somit perfekt aufeinander abgestimmt sind. Speziell die Verbindung von edlen Holzoberflächen mit ausgeklügelter Technik ist sehr gut gelungen. Der zum Strain-Gauge-Tonabnehmer gehörige Vorverstärker SG-810 beispielswiese gibt exakte optische Rückmeldungen über Auflagekraft der Nadel, Rundheit der Platte und andere Daten mit in der Front eingelassenen LEDs. Das sieht nicht nur gut aus, sondern kann mitunter bei der Justage des Tonarmes behilflich sein.
Bei Digitale Audio Systeme gibt es eben diese, nicht mehr und nicht weniger. Im Messeraum arbeitet DAS deshalb mit der Wiener Lautsprecher Manufaktur zusammen. Vorgeführt wird das DAS Model 2, zum Portfolio gehört des Weiteren noch das etwas simpler aufgebaute Model 4. Beide sind Datenspeicher, D/A-Wandler (bis 192/24, DSD128) und Player für digitale Audiodaten zugleich. Beide Modelle können per App auf dem Smartphone oder Tablet bedient werden. Model 2 verfügt zusätzlich über zwei abschaltbare Displays, eines ist VU-Meter, das andere grafische Oberfläche, die über Hardwareknöpfe bedient werden kann. Die verschiedenen Arbeitsbereiche, zum Beispiel Wandler- und Prozessorplatine sind galvanisch voneinander getrennt und verfügen über eigene Ringkerntrafos. Beim Model 2 wird dieser Aufwand auf die Spitze getrieben, so erfolgt die Wandlung im symmetrischen Doppel-Mono-Aufbau mit acht DACs pro Seite. Das besondere an der Wandlung ist das R-2R-Ladder-Prinzip, das zusätzlich ohne Oversampling und Digitalfilter arbeitet. Eine Streamingfähigkeit möchte DAS in Zukunft mit einem Softwareupdate nachliefern. Das Modell 4 ist ab 7.990 Euro und das Model 2 ab 8.990 Euro erhältlich.
Johnnie Bergmann Rasmussen scheint ein viel gefragter Mann zu sein. Immer, wenn ich ihn im Vorführungsraum von WOD besucht habe, hat er interessierten Kunden das Prinzip seiner Plattenspieler näher gebracht. Ich kam also fast regelmäßig vorbei, bis ich die Möglichkeit hatte mit ihm über die ausgestellten Plattenspieler zu plaudern. Neben dem Einsteigermodell Magne, das man für um die 9.000 Euro sein Eigen nennen darf, und dem universell mit Tonarmen bestückbaren Topmodell Galder, wird noch der tangentiale Tonarm Odin ausgestellt. Ganz unscheinbar und unauffällig, aber für mich nicht weniger spannend als die Plattenspieler und Tonarme selbst, ist die für die Luftzufuhr zuständige Pumpe, die aufgrund ihrer leisen Arbeitsweise mit im Hörraum positioniert werden kann. Sie ist auf dem Foto des gesamten Bergmann Stands unten im zweiten Regal von links zu sehen. Für den Betrieb eines Tonarmes sind um die 0,3 Bar Druck bereits ausreichend, höheren Drücken gegenüber sogar vorteilhaft, da so die Reibung der Luftlager geringer bleibt. Die Schwierigkeit hierbei ist die nötige Gleichmäßigkeit des Luftstroms. Wenn man sich den Galder als Zuspieler in der Kette am WOD-Stand anhört, weiß man sofort, dass Bergmann diese Schwierigkeit mit Leichtigkeit meistert und einen exzellenten Klang liefert.
Inspiriert vom akustischen Livesound nationaler und internationaler Jazzformationen hat Markus Höffner angefangen, Lautsprecher nach seinen Vorstellungen zu entwickeln, die genau das abbilden, was er in Jazz Clubs lieben gelernt hat. Die gesammelten Erfahrungen konzentrieren sich in seinem H1, einem geschlossenen Dreiwege-Lautsprecher mit eigenständiger Formsprache, makelloser Verarbeitung und müheloser Authentizität. Für die Produktion der Gehäuse zeichnet die Firma Hasenkopf verantwortlich. Zur Verwendung kommt Corian, ein sogenannter Acrylstein, und ein weiterer von Acryl zusammengehaltener Mineralwerkstoff aus Hasenkopfs Eigenentwicklung. In diese speziellen Werkstoffe werden die Chassis von Höffner in fugenloser Perfektion eingepasst. Ebenso wie die Chassis sind auch die Mundorf-Bauteile, mit denen die Frequenzweichen bestückt werden, paarweise ausgesucht. Im mit viel Hingabe betreutem Hörraum spielen die H1 mit dem Einstein The Amp Ultimate und einem Naim CD 5i unbeschwert und leichtfüßig, allerdings gleichzeitig sehr nach- und eindrücklich. Insbesondere die stabile Ortung der Musiker auf der virtuellen Bühne ist außergewöhnlich und eines meiner persönlichen High-End-Highlights. Leider gibt es aktuell keinen firmeneigenen Hörraum, in dem die H1 genossen werden können. Bei Interesse kann ich Ihnen empfehlen, auf den nächsten Messen Ausschau zu halten. Ein persönlicher Kontakt zu Markus Höffner ist ebenfalls denkbar, um sich von Qualität und Einfallsreichtum dieser noch eher jungen, in Aachen produzierenden Lautsprechermanufaktur zu überzeugen.
Im Ausstellungsraum von Lindemann bleibe ich hängen, da mir die neue Produketreihe Limetree angenehm auffällt. Kompakte Gehäuseformen, schlichtes Design, gute Ideen und überzeugende Performance für moderate Preise. Obwohl ich kein großer Silberfan bin, habe ich mich ein bisschen in die mit Lindenblättern verzierten Gehäuse verguckt. Der DSD-basierte Digital/Analog-Wandler musicbook in der Vorführungsanlage wird von der Limetree Netzwerk-Bridge mit Daten versorgt. Die Bridge ist roon-ready, beherrscht die Datenweitergabe von UpnP/DLNA Server, USB-Stick, Festplatte und verschiedenen Streamingdiensten und wird für 595 Euro erhältlich sein. Die Komplettlösung mit integriertem DAC, Kopfhörer- und Line-Ausgang liegt bei 795 Euro und kommt voraussichtlich zwischen August und September auf den Markt. Den Limetree-DAC gibt es auch einzeln als USB-Version. Er hat von den großen musicbook-Modellen gelernt und resampelt wahlweise in Doppel-DSD oder gibt PCM nativ wieder, wird 595 Euro kosten, soll im Herbst erscheinen und setzt auf einen AK4493-Wandler-Chip. Abgerundet wird die Serie durch einen Phonoverstärker mit getrenntem MM- und einem zwischen 100 und 800 Ohm impedanzvariablem MC-Eingang zu 595 Euro. Zu guter Letzt findet sich im Lindenwald noch ein Kopfhörerverstärker. Genau wie der Phono Amp soll er ab sofort lieferbar sein und kostet 595 Euro. Für die analoge Lautstärkeregelung wird auf einen MUSES 72320 gesetzt, das dazugehörige Poti wird über einen handschmeichelden Holzknopf bedient. Mit seinen drei analogen Ein- und einem analogen Line-Ausgang ist der Kopfhörerverstärker zusätzlich als Preamp an anderen Komponenten nutzbar. Die frontseitige 3,5-Millimeter Klinkenbuche kann über kleine Schieberegler an der Unterseite an verschiedene Kopfhörerimpedanzen angepasst werden. Die gesamte Serie ist einfach aufgebaut aber sehr durchdacht und bleibt mir bis zum Ende der Messe im Gedächtnis.
Bevor ich den Raum von Lindemann mit einem bleibenden guten Eindruck verlasse, schneit noch schnell ein Zeitgenosse rein, der nach eigener Aussage den besten Digital/Analog-Wandler der Welt in der Hinterhand hat. Unbeirrt drückt er dem leicht irritierten Lindemann-Spezialisten eine Visitenkarte in die Hand, fordert die seines Gegenübers ein und verschwindet noch schneller als er aufgetaucht ist. Schließlich muss er noch etwa 499 verbleibenden Herstellern einen Besuch abstatten. Schmunzelnd beschließe ich für heute gut sein zu lassen, denn auch ich habe eine Menge Hersteller besucht. Das MOC schließt ohnehin in wenigen Minuten die Tore und für den nächsten Tag steht die CanJam auf meiner To-do-Liste. Seien sie gespannt, auf die CanJam und natürlich den besten D/A-Wandler der Welt.